Nach einem „Abstecher“ in die Kita ist Luise Zwirnlein zum Master-Studium Kinder- und Jugendmedien zurück an die Universität Erfurt gekommen. Und auch nach dem Abschluss geblieben. Jetzt möchte sie promovieren und erzählt im Interview, wie das alles kam…
Warum hast du dich seinerzeit für den Master-Studiengang Kinder- und Jugendmedien an der Universität Erfurt entschieden?
Ich habe vorher hier in Erfurt Primare und Elementare Bildung (heute Primarpädagogik) studiert. Da gab es mal eine Gastvorlesung vom Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (ThILLM), in der es um die Relevanz von Medien im Alltag von Kindern, insbesondere im institutionellen Bildungsbereich, ging. Das hat mich direkt gereizt, einfach wegen der Relevanz des Themas.
Dennoch habe ich mich nach dem Bachelor erst einmal nicht für den Master entschieden, sondern stattdessen in einer Kita gearbeitet – als zusätzliche Fachkraft in einem Bundesprogramm zur Sprachförderung. Dort ist mir aufgefallen, dass die Kinder schon relativ selbstverständlich Medien nutzen, aber oft noch sehr unreflektiert. Irgendwann, ich glaube es war 2021, habe ich dann einen digitalen Hochschulinfotag der Uni Erfurt besucht und einen Vortrag von Prof. Dr. Sven Jöckel zum Master-Studiengang Kinder- und Jugendmedien gehört. Inhaltlich fand ich das so spannend, dass ich mich 2022 für das Master-Studium beworben habe. Zwischendurch hatte ich auch mal überlegt, in Jena den Master in Spiel- und Medienpädagogik zu machen, aber Kinder- und Jugendmedien hat für mich einfach mehr berufliche Perspektiven geboten.
Und wie war das Studium dann für dich?
Das erste Semester war für mich ziemlich aufregend, weil ich parallel noch viel in der Kita gearbeitet habe. Dabei hat es mir aber sehr gut getan, dass wir im Studium viel in Gruppen gearbeitet haben. So konnte ich meine Praxiserfahrungen aus der Kita einbringen und gleichzeitig vom Theoriewissen der anderen profitieren.
Die inhaltlichen Einführungen fand ich sehr interessant. Besonders spannend war für mich aber die Forschungspraxis. Da konnte ich eigene Schwerpunkte wählen und gemeinsam in der Gruppe aushandeln, was genau wir machen, wie wir vorgehen und wer welche Aufgaben übernimmt.
Es gab dabei für mich viele Synergieeffekte: Ich konnte mir von anderen etwas abschauen und auch eigene Ideen weiterentwickeln. In der Projektphase, in der wir ein medienpädagogisches Projekt umgesetzt haben, konnten wir zum Beispiel die Anbindung zu einer Kita aus meinem Netzwerk nutzen. Dort haben wir gemeinsam mit den Kindern ein Kamishibai, also eine Bildgeschichte, entwickelt und später daraus ein Kurzvideo produziert.
Was war denn das Thema deiner Master-Arbeit?
Wir konnten unser Thema frei wählen und das vertiefen, was uns besonders interessiert. Das fand ich gut und habe dann im Sommersemester 2024, betreut von Prof. Sven Jöckel und Dr. Sophie Annerose Moderegger, meine Master-Arbeit geschrieben. Das Thema war „Von Tradition zu Transformation? Die Darstellung von Care-Arbeit in Pixibüchern“.
Wozu forscht du jetzt als Doktorandin?
Was ich jetzt mache, knüpft stark an den Medienkompetenzbereich an, den wir zum Beispiel schon im medienpädagogischen Praxisprojekt im Master-Studium hatten. Da geht es ganz konkret darum, welche Kompetenzen im Umgang mit welchen Medien gebraucht werden. Für meine Arbeit sind vor allem methodische Kenntnisse und Literaturrecherche wichtig.
Ich arbeite aktuell im Projekt „Algorithmen Literacy und Sourcing-Kompetenz in außerschulischen Bildungssettings“, das vom Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert wird. In dem Teilprojekt „AL“ – das steht für Algorithm Literacy –, in dem ich arbeite, geht es darum, wie Jugendliche Empfehlungsalgorithmen und generative KI wahrnehmen, nutzen und welche Vorstellungen sie über deren Funktionsweise und mögliche Auswirkungen haben. Mein Fokus liegt also auf Jugendlichen und der außerschulischen Bildung. Zurzeit arbeite ich an einer Ist-Stand-Analyse mit drei Fokusgruppen und ergänzenden Einzelinterviews. Hinzu kommen Experteninterviews mit Multiplikator*innen. Ziel ist es, Wissenslücken bei Jugendlichen im Hinblick auf Algorithmen und KI aufzuspüren und zu überlegen, wie man diese pädagogisch aufarbeiten kann. Die Erhebung der Daten ist inzwischen abgeschlossen und ich werte gerade das Material aus und diskutiere die Ergebnisse. Daraus entsteht dann mein erstes Paper.
Hast du für (zukünftige) Studierende im Master Kinder- und Jugendmedien noch einen Tipp oder auch zum Thema Promotion?
Aus meiner Erfahrung ist es im Master Kinder- und Jugendmedien vor allem wichtig, dass man teamfähig und kommunikativ ist, seine eigenen Kompetenzen kennt und auch mal Schwächen eingestehen kann. Selbst wenn man später in die Medienproduktion möchte, sollte man sich bewusst sein, dass der Studiengang einen großen Forschungsanteil hat. Es hilft, wenn man schon grob weiß, was man später machen will – dann kann man gezielt die passenden Wahlmodule belegen. Und man sollte das Studium ernst nehmen, auch wenn ich es im Vergleich zu anderen Studiengängen als gut machbar empfunden habe.
Für die Promotion gilt Ähnliches: Man sollte sich genau überlegen, ob man das wirklich will und ob man der Typ dafür ist. Motivation ist entscheidend – man muss Lust haben auf Literatur, auf Codieren und auf wissenschaftliches Arbeiten insgesamt. Gleichzeitig ist ein gutes Netzwerk wichtig. Persönliche Kompetenzen und ein stabiles akademisches Umfeld greifen hier einfach ineinander.