Nach ihrem Bachelor-Abschluss in Primarpädagogik und Evangelischer Religion an der Universität Erfurt ist Lena geblieben. Mittlerweile studiert sie im dritten Semester im Master of Education Grundschule – und bringt erstaunlich viel unter einen Hut: Ein Schulpraktikum, die Organisation des KidsCamps beim Medien BarCamp Erfurt, Theateraufführungen und bald startet sie mit ihrer Master-Arbeit. Im Interview erzählt sie, wie sie es schafft, Studium, Ehrenamt und Kreativität miteinander zu verbinden, und wie ihr das alles dabei hilft, sich auf den Beruf als Lehrkraft vorzubereiten. Ihr Ziel ist es, als Grundschullehrerin die Fächer Deutsch, Mathe und Evangelische Religion zu unterrichten, die Kinder in ihrer Entwicklung zu begleiten, und „ihnen hoffentlich nicht nur Wissen, sondern auch Werte und soziale Kompetenzen vermitteln zu können“.
Lena, die vorlesungsfreie Zeit kurz vor dem Wintersemester 2025/26 war für dich ganz schön vollgepackt. Neben deinem Praktikum an einer Grundschule hast du dich gleichzeitig ehrenamtlich bei der Planung und Vorbereitung für das Medien BarCamp Erfurt, das am 18. und 19. Oktober stattfindet, engagiert. Dort leitest du zum zweiten Mal das KidsCamp. Was sind deine konkreten Aufgaben und gibt es eine Session, auf die du dich besonders freust?
So kurz vor dem BarCamp ist aktuell wirklich die Hochphase – jetzt werden die finalen Absprachen getroffen. Auf das Kids Camp in diesem Jahr bin ich sehr gespannt. Meine Aufgabe ist es, das Camp für das gesamte Wochenende zu koordinieren. Ich bin also dafür zuständig, den Plan für die Sessions zu erstellen, alle wichtigen Absprachen mit dem KiKA, unserem Kooperationspartner, zu treffen und weitere mögliche Personen anzufragen, ob sie eine Session halten wollen und was sie dafür benötigen. Am Veranstaltungswochenende bin ich dann Ansprechperson für alle und alles. Das klingt anstrengend und das ist es auch, aber es macht super viel Spaß. Als Teil eines großartigen Orga-Teams, in dem ich immer Unterstützung bekomme, bin ich zum Glück auch nie allein. Bei meiner ersten Teilnahme am Medien BarCamp war eine Freundin von mir dabei, heute sind wir beide in genau diesem Orga-Team. Es gibt einige Sessions, auf die ich mich besonders freue. Wenn ich die geplanten Sessions beim KidsCamp sehe, wäre ich gern selbst noch einmal Kind, um daran teilnehmen zu können. Beim Medien Bar Camp für die Erwachsenen ist es immer besonders spannend, da man vorher nie ganz genau weiß, welche Sessions es an den einzelnen Tagen geben wird. Die Teilnehmenden bringen ihre eigenen Themen mit und werden dann den einzelnen Zeitslots der einzelnen Tage zugeordnet. Parallel zum BarCamp gibt es in diesem Jahr erstmals das Format der Master Classes. In sechs Panels bekommen hier interessierten Medienvertreter*innen aus Thüringen die Möglichkeit, sich zu aktuell wichtigen Themen der Branche auszutauschen und gemeinsam neue Ideen zu entwickeln.
Wer kann am Medien BarCamp teilnehmen? Kann das auch für Studierende spannend sein?
Das Medien BarCamp richtet sich grundsätzlich an alle, die an Medien interessiert sind. Für Studierende kann es auf jeden Fall interessant sein. Für meinen späteren Beruf als Grundschullehrerin habe ich in den vergangenen Jahren schon sehr viele Inspirationen daraus mitnehmen können. Für Master-Studierende, die Kinder und Jugendmedien studieren, ist es beispielsweise eine großartige Möglichkeit, sich tiefergehend mit ihren Studieninhalten zu beschäftigen und sich mit der lokalen Medienwelt zu vernetzen.
Das BarCamp ist aber noch nicht alles – du spielst auch noch Theater. Wie bist du denn dazu gekommen? Helfen dir deine Theatererfahrungen auch für das Sprechen vor einer Schulkasse?
In der Schule hatte ich den Wahlpflichtkurs „Darstellendes Spiel“ und schon da habe gemerkt, wie viel Spaß mir das Theaterspielen macht. Deswegen hatte ich große Lust, auch in Erfurt Theater zu spielen. Knapp ein Jahr bin ich nun bei Bühne & Bohne Erfurt und schlüpfe beim Krimidinner „Mord auf der Firmenfeier“ in die Rolle der Hauptkommissarin. Die Möglichkeit, unterschiedliche Rollen zu spielen und einfach mal jemand anderer zu sein, gehört mit Sicherheit zu den Hauptgründen, warum ich so gerne Theater spiele. Und ja, es bringt mir auf jeden Fall auch etwas für den Unterricht: Nicht nur, weil es mein Selbstbewusstsein stärkt, sondern auch, weil ich so besser Rollenspiele im Unterricht anleiten kann, um Inhalte auf eine spannende und interaktive Weise vermitteln zu können.
Dann lass uns auch noch über dein Studium sprechen. Was gefällt dir an deinem Master-Studium am meisten?
Es ist sehr praxisbezogen, und so bereitet es mich richtig gut auf mein späteres Berufsleben vor. Vor allem die Fachpraktika, die wir während des Semesters haben, gefallen mir gut. Außerdem mag ich die Didaktik-Seminare. Durch sie konnte ich schon einiges für mich mitnehmen.
Wie schon erwähnt, hast du bis zum Beginn der Vorlesungszeit ein Praktikum an einer Grundschule gemacht: Wie hast du die Schule ausgewählt?
Ausgewählt habe ich die Schule, weil eine Bekannte von mir dort Lehrerin ist. Ich konnte die zwei Wochen bei ihr in der Klasse hospitieren. Praktika absolviere ich sehr gern, weil ich dann endlich das an der Universität Gelernte anwenden kann, vor allem didaktische Methoden kann ich dann testen. Dabei merke ich aber immer wieder, dass man einige Dinge nicht ausschließlich in Seminaren oder Vorlesungen lernen kann, sondern nur durch das Erleben des Schulalltags.
Seit deinem Bachelor-Studium hast du dich für den Lehrberuf interessiert und bist dabei geblieben. Was rätst du allen, die noch unsicher sind, ob sie auch ein Primarpädagogik-Studium aufnehmen sollen?
Macht Praktika! Bevor ich mich final dazu entschieden habe, Grundschullehramt zu studieren, habe ich auch noch ein Praktikum gemacht. So bekommt man wenigstens einen kleinen Einblick in den Schulalltag und merkt, ob dieser Beruf das Richtige ist. Das Bachelor-Studium ist teilweise sehr theoretisch, da helfen Praktika in Schulen. Ich habe so jedesmal aufs Neue gemerkt, dass der Beruf einer Lehrkraft genau das Richtige für mich ist.
Wie geht es jetzt für dich weiter?
Ich freue mich schon sehr darauf, mein Komplexes Schulpraktikum (KSP) von März bis Juni 2026 in Genf absolvieren zu können. Ich wollte dafür unbedingt ins Ausland und habe mich im vergangenen Oktober bei einigen deutschen Auslandsschulen beworben. Drei Tage später hatte ich die Zusage der Deutschen Schule Genf und bin sehr glücklich darüber. Auch das Thema meiner Master-Arbeit habe ich schon vor ein paar Wochen festgelegt. Ich möchte mich mit der Bedeutung religiöser Bildung im Kontext von Ausgrenzung auseinandersetzen und untersuchen, wie Religionsunterricht zur Empathieentwicklung beitragen kann. Mein Referendariat würde ich anschließend am liebsten in Erfurt machen.
Neben deinem Studium arbeitest du und engagierst dich in ganz unterschiedlichen Bereichen. Wie schaffst du es dabei, die Balance zu finden – für dich, für dein Studium und deine anderen Interessen?
Um alles unter einen Hut zu bekommen, erfordert es einiges an Planung. Mein Kalender ist teilweise sehr voll. Aber ich mag es, neben der Uni noch ein paar andere Dinge, wie beispielsweise das KidsCamp, zu haben. Das ist eine wunderbare Ergänzung.
Dein Tipp für alle Studierenden, die in diesen Tagen ihr Studium an der Universität Erfurt begonnen haben?
Genießt die Zeit und verzweifelt nicht! Anfangs ist alles neu und manchmal wirkt es, als sei es zu viel. Aber dieses Gefühl legt sich mit der Zeit und ihr werdet euch schneller zurechtfinden als ihr denkt.
Das Medien BarCamp Erfurt ist eine interaktive Fachkonferenz für Medienschaffende, Expert*innen und Medieninteressierte in Thüringen und findet im Studiopark KinderMedienZentrum Erfurt statt. Die Teilnehmenden gestalten das Programm gemeinschaftlich – mit Themen von Virtual-Reality-Anwendungen im Bildungsbereich über Storytelling im Journalismus bis hin zu innovativen Formaten in Kultur und Medienpraxis. Für Kleinkinder im Alter bis 4 Jahre bieten die Organisator*innen eine Betreuung an, für Kinder von 5 bis 14 Jahren wird mit dem KidsCamp ein medienpädagogisches Angebot inklusive einiger Highlights aus dem KiKA-Programm angeboten. Mit der Teilnahme ist ein Soli-Eintrittspreis verbunden, der die Durchführung des BarCamps ermöglicht, die Verpflegung ist im Ticket inbegriffen.
Was ist ein BarCamp?
Die Methode BarCamp, auch als „Unkonferenz“ bekannt, ist ein offenes Veranstaltungsformat, bei dem die Teilnehmenden erst zu Beginn des Tages eine eigene Agenda gestalten. Statt eines vorgegebenen Programms schlagen die Teilnehmenden selbst Themen vor, die anschließend in parallel laufenden Sessions diskutiert werden. Alle Teilnehmenden können dabei selbst Sessions anbieten oder als Zuhörende und Diskutierende teilnehmen.
Familien, sagt Dr. Iren Schulz, Medienpädagogin und Lehrbeauftragte der Universität Erfurt, seien manchmal zurecht von der Medienerziehung, die auf sie zukommt, überfordert. Künstliche Intelligenz potenziere zudem alle Herausforderungen, die Medienpädagogik schon immer in den Blick genommen hat. Wie wichtig sind Social-Media-Plattformen und Messenger-Dienste bei der Identitätsbildung von Kindern und Jugendlichen? Und wie können Eltern und Lehrkräften Zweifel und Verunsicherung genommen werden? Zwar änderten sich Formen und Zugänge zu Inhalten, aber die Fragen des Erwachsenwerdens blieben doch die gleichen, beruhigt Schulz in dieser Podcastfolge.
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