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Campus
Nordhäuser Str. 63
99089 Erfurt
Universität Erfurt
Martin-Luther-Institut
Postfach 90 02 21
99105 Erfurt
Michael Haspel ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Martin-Luther-Institut und bietet Lehrveranstaltungen in Systematischer Theologie, Religionspädagogik und Kirchengeschichte an. Er ist zugleich außerplanmäßiger Professor für Systematische Theologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
In den Lehrveranstaltungen ist es sein Anliegen, Studierende bei der Ausbildung eigener theologischer Urteilsfähigkeit zu unterstützen. In den Einführungsveranstaltungen wird deshalb neben dem Erarbeiten von theologischen Inhalten über das Einüben wissenschaftlichen Lesens und Schreibens (Fachsprachenerwerb) zu eigener Argumentations- und Urteilsfähigkeit angeregt. Darauf aufbauend spielen im Kontext der Religionspädagogischen Forschungsstelle: Sprache. Kommunikation. ReligionsunterrichtFragen der Textauslegung (Hermeneutik) und Elementarisierung theologischer Sprache eine wichtige Rolle.
Zentrale systematisch-theologische Themen sind dabei Gottebenbildlichkeit und Menschenwürde, Glaube und Liebe, Rechtfertigung und Gerechtigkeit, Christentum und Judentum, Sünde und Befreiung/Erlösung sowie Frieden und politische Ethik.
In den religionspädagogischen Veranstaltungen geht es vor allem um die Reflexion des Verhältnisses von individuellem Glauben und christlicher Lehre bzw. Überlieferung, um dann religiöse Lernprozesse in Schule und an anderen Lernorten professionell begleiten zu können. Wichtige Themen sind dabei Elementarisierung als religionspädagogisches Konzept sowie interreligiöses Lernen in Verbindung mit der Theologie der Religionen. Querschnittsthema bei allem ist, wie Theologie und Religionspädagogik zur Menschenrechts- und Demokratiebildung beitragen können.
In der Kirchengeschichte steht in den nächsten Semestern die Reformationsgeschichte mit den großen Jubiläen im Mittelpunkt. Dabei ist ein Schwerpunkt sozial-, politik- und kulturgeschichtliche Perspektiven mit der Theologiegeschichte zu verbinden. Darüber hinaus werden zeitgeschichtliche Themen, insbesondere zu den ev. Kirchen in der DDR, angeboten.
In der Forschung sind Schwerpunkte die Theologie Martin Luther Kings und der Schwarzen Abolitionisten,Kirche und Gesellschaft insbesondere in den USA und der (ehemaligen) DDR, Friedensethik und Sicherheitspolitik, Ekklesiologie und Diakonik, Grundlegung der (Sozial-)Ethik sowie Ethik der Sexualität und Lebensformen.
Literatursuche - Literaturliste - Wissenschaftliches Lesen - Verfassen von Essays und Hausarbeiten
Wichtig für das Studium, insbesondere bei einer "Textwissenschaft" wie der Evangelischen Theologie, ist gute Literatur zu finden und zu bearbeiten.
In der hier hinterlegten Literaturliste Evangelische Theologie finden Sie sowohl Hinweise auf grundlegende Literatur zum Studium der Evangelischen Theologie als auch zu den einzelnen Bereichen des Studiums.
Darüber hinaus finden Sie dort auch Hinweise für die fachspezifische Literaturrecherche.
Wenn Sie nun die Literatur gefunden haben, die Sie brauchen, stellt sich die Frage: Wie gehen Sie damit um? Sie werden schnell merken, dass wissenschaftliches Lesen einen besonderen Zugang zu Texten und Themen eröffnet. Es gilt dabei Kompetenzen in der Fachsprache zu erwerben und Arbeitstechniken zur Erschließung auch der Tiefenstruktur von Texten zu erfassen (deep reading). Die hier hinterlegte Audio-PPP zum Lesen im Studium gibt Hinweise und Einblicke in diesen spannenden Prozess.
Die Auseinandersetzung mit den jeweiligen Inhalten zielt ja darauf ab, dass Sie eigene religionspädagogische und theologische Analyse-, Argumentations- und Urteilsfähigkeit (weiter-)entwickeln. Das Schreiben von Texten ist dafür neben der mündlichen Kommunikation ein besonders geeignetes Medium. Die hier hinterlegten Hinweise für das Verfassen wissenschaftlicher Hausarbeiten und Essayssollen dabei helfen, produktive Schreibprozesse zu gestalten und ertragreiche Texte zu produzieren.
Viel Erfolg und Freude beim Erschließen neuer Weltperspektiven!
Berufliche Ausbildung und Praxis
Seit April 2018: Projektstelle an der Forschungsstelle „Sprache. Kommunikation. Religionsunterricht“ am Martin-Luther-Institut, Universität Erfurt
2006-2018: Direktor der Evangelischen Akademie Thüringen in Neudietendorf und Mitglied im Vorstand Stiftung Evangelische Akademie Thüringen
2004-2006: Vikariat in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen in Weimar. Ordination März 2006
2002-2004: Privatdozent für Sozialethik (Systematische Theologie). Freier Dozent, Publizist und Trainer
1995-2001: Wissenschaftlicher Assistent im Fachgebiet Sozialethik am Fachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universität Marburg
1992-1995: Lehrbeauftragter des Fachgebiets Sozialethik am Fachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universität Marburg
1991-1992: Redaktionsassistent beim „Historischen Wörterbuch der Rhetorik“ am Rhetorischen Seminar der Universität Tübingen
1985-1990: Regelmäßig Teilzeit- und Aushilfstätigkeit als Krankenpflegehelfer an der Medizinischen Klinik der Universität Tübingen und vor allem in der Krankenheimstätte Homborn
1984 und 1985: Zivildienst im Heimathof Homborn, einer Einrichtung der von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel für Männer mit besonderen sozialen Schwierigkeiten / Ausbildung zum Krankenpflegehelfer an der Krankenheimstätte Homborn, einer Einrichtung der von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel, im Sonderkrankenhausbereich Epilepsie
1983-1984: Berufstätigkeit als Bau- und Fabrikarbeiter
Wissenschaftlicher Bildungsgang
2017: Zwei Vortragsreisen in den USA u.a. an die University of Houston, University of Alabama, University of Auburn, Morehouse College.
SoSe 2011: Vertretung der Professur Systematische Theologie/Dogmatik am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Hamburg.
2011: Ernennung zum apl. Professor für Systematische Theologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
2006: Umhabilitation an die Friedrich-Schiller-Universität Jena.
April 2004: Vortrags- und Kontaktreise in den USA.
Februar/März 2004: Visiting Scholar an der University of Stellenbosch, Südafrika.
September 2002: DAAD-Gastdozent an der theologischen und der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tartu, Estland.
April 2002: Forschungs- und Vortragsaufenthalte in Washington D.C., Mississippi State University und Wartburg College, Iowa
Januar 2002: Habilitation für Sozialethik (Systematische Theologie) am Fachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universität Marburg
Oktober/ November 2001: Austauschdozent an der University of Stellenbosch, Südafrika. Kontaktreise an die University of Malawi
Juni 1995: Promotion zum Doktor der Theologie durch den Fachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universität mit dem Prädikat „summa cum laude“
1992-1995: Promotionsstudium an der Philipps-Universität Marburg unter Betreuung von Prof. Dr. Dr. Siegfried Keil. Stipendiat des von der DFG geförderten Graduiertenkollegs „Religion in der Lebenswelt der Moderne“. Forschungsaufenthalte an der Boston University, Boston, und der Howard University, Washington, D.C.
1991-1992: Fortführung des Studiums in Tübingen
1990-1991: Auslandsstudium an der Harvard Divinity School in Cambridge, MA, USA, Graduierung an der Harvard University zum Master of Theology
1989-1990: Fortführung des Studiums an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn.
1989: Zusätzliche Einschreibung im Magisterstudiengang Allgemeine Rhetorik (Hauptfach) mit den Nebenfächern „Öffentliches Recht“ und „Evangelische Theologie“, Zwischenprüfung in Evangelischer Theologie und Allgemeiner Rhetorik
1987: Aufnahme als Stipendiat in das Evangelische Studienwerk e.V., Villigst
1986: Aufnahme des Studiums der Evangelischen Theologie an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen
Zusammen mit Link-Wieczorek, Ulrike u.a.: Nach Gott im Leben fragen. Ökumenische Einführung ins Christentum, Gütersloh/Freiburg 2004.
Bei Martin Luther King, Jr. findet sich regelmäßig das theologische Konzept der Gottebenbildlichkeit als Begründung der gleichen Würde aller Menschen. Aus dieser Begründung der Menschenwürde leitet er die Forderung nach Bürger- und Menschenrechten für alle ab. Damit verbunden ist in seinem konkreten Kontext zunächst die Forderung nach Abschaffung der Segregation im Süden der USA, später dann nach sozialen und wirtschaftlichen Rechten für alle weltweit. Sowohl die theologische Begründung der Menschenwürde in Verbindung mit der Forderung nach universalen Menschenrechten an sich als auch die spezifische Begründung mit der Gottebenbildlichkeit ist – nicht nur in der kontinentaleuropäischen protestantischen Theologie – in den 1950er und 1960er Jahren keinesfalls selbstverständlich. Allerdings fehlt bislang eine systematische Analyse dieses Zusammenhangs bei King auf Grundlage einer umfassenden Quellenbasis. Diese soll in einem Teil dieses Projektes erarbeitet werden. Damit verbunden ist die Frage, welche Quellen und Traditionen er in seinem Konzept aufnimmt und wie er sie systematisiert.
Es ist anzunehmen, dass King hier an die Tradition des Abolitionismus anknüpft. Meist wird dabei auf Diskurse nach 1833 verwiesen. Dieses diskursive Muster der Begründung der Menschenwürde und Menschenrechte mit der Gottebenbildlichkeit sowie die im damaligen Kontext damit verbundene Forderung nicht nur nach der Abolition der Sklaverei, sondern nach der vollen Emanzipation der Schwarzen, findet sich aber schon vorher, etwa bei David Walker in seinem berühmten Appeal von 1829/30. Walker unterscheidet sich von zeitgenössischen Begründungen und Forderungen der weißen Abolitionisten, die meist nicht die Würde der Schwarzen, sondern die Sündhaftigkeit der Sklaverei wie die dafür erwartete Strafe für die Weißen in den Vordergrund stellen. Sie verbinden damit in der Regel die Forderung nach der graduellen Abschaffung der Sklaverei und die Deportation nach bzw. Kolonisierung der befreiten Schwarzen in Afrika. In einem zweiten Teil des Projektes soll die theologische Begründung der vollen Emanzipation im schwarzen Abolitionismus zwischen 1819 und 1850 genauer erforscht werden.
Schließlich soll in einem Vergleich der theologischen Begründungsdiskurse der Menschenwürde im schwarzen Abolitionismus und bei Martin Luther King, Jr. erhoben werden, welche Entsprechungen und ggf. Unterschiede es gibt. Sollte sich die Hypothese bestätigen, dass sich der Zusammenhang von Gottebenbildlichkeit und Menschenwürde sowie Menschenrechten schon um 1830 im schwarzen Abolitionismus findet und von Martin Luther King, Jr. aufgenommen und systematisch entfaltet wird, müssten die bisherigen Annahmen über die Genese der theologischen Begründungsdiskurse zu Menschenwürde und Menschenrechten neu qualifiziert werden.
In theologischer Perspektive würde hier ein Begründungsdiskurs freigelegt, der bis in die gegenwärtige Debatte um Rassismus und Menschenwürde systematisch fruchtbar gemacht werden kann.