Forschung und Entwicklung

Drittmittelgeförderte Projekte

Von der Heimatkunde zum Sachunterricht: (BMBF-Projekt)

Projektverantwortliche: Prof. Dr. Sandra Tänzer,  Dr. Christian Fischer und Isabelle Lamberti

Das Forschungsprojekt wurde von 2019 bis 2025 als Teil des Forschungsverbundes „Diktaturerfahrung und Transformation“ (DuT) der Universitäten Jena, Erfurt, der Stiftung Ettersberg und der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald/Mittelbau-Dora durch das BMBF gehört. Folgende Ziele standen im Mittelpunkt:

  • Rekonstruktion didaktisch-methodischer Kennzeichen des Heimatkundeunterrichts und deren fachlicher und fachdidaktischer Veränderungen nach 1989 auf konzeptionellen Ebene / Sensibilisierung für zeitübergreifende Probleme und Spannungsfelder

  • Rekonstruktion der Wahrnehmungen von und Praktiken des Umgangs der Heimatkundelehrkräfte mit veränderten Anforderungen an Schule, Unterricht und Fachlichkeit nach 1989

  • Entwicklung und Erprobung von Unterrichtsideen zum Lerngegenstand „DDR-Geschichte“ in der Grundschule; professionstheoretische Reflexion der Bedeutung (berufs-)biographischen Erfahrungen, von Werthaltungen und Einstellungen gegenüber dem Unterrichtsgegenstand für die Gestaltung von Unterricht

  • Entwicklung und Erprobung eines Fortbildungsformates zur berufsbiographischen Selbstreflexion

Einblick in Projektergebnisse bieten folgende Buchpublikationen:

https://www.pedocs.de/volltexte/2024/30096/pdf/Fischer_Taenzer_2021_Heimatkunde_in_der_DDR.pdf

https://www.pedocs.de/volltexte/2025/32354/pdf/Fischer_Taenzer_2023_Mit_Kindern_ueber.pdf

Zudem präsentiert eine digitale Plattform präsentiert eine Auswahl von zentralen Quellen und Materialien des Verbundprojekts. Sie richtet sich an alle, die sich kritisch, differenziert und multiperspektivisch mit der Geschichte der DDR und der Transformationszeit beschäftigen möchten.Die Plattform wurde als verbundübergreifendes Vorhaben erarbeitet. Es werden zentrale Quellen und Materialien der einzelnen Teilprojekte bereitgestellt. Eine kuratierte Online-Ausstellung vermittelt die Forschungsergebnisse des Verbundes thematisch-strukturiert; eine Mediathek bietet zusätzlich die Möglichkeit, die bereitgestellten Digitalisate als Quellen zu erschließen und eine quellenkritische Betrachtung zu ermöglichen.

www.dut-ausstellung.de

Implementation und Evaluation einer Hochschullernwerkstatt an der Universität Erfurt (BMBF-Projekt)

Projektverantwortliche: Prof. Dr. Sandra Tänzer, Prof. Dr. Gerd Mannhaupt, Dr. Hendrikje Schulze, Marcus Berger

Das Entwicklungs- und Forschungsprojekt ist Teil des Gesamtvorhabens QUALITEACH, dem Erfurter Projekt der Qualitätsoffensive Lehrerbildung, mit dem die Universität Erfurt unter den Leitbegriffen Identität, Immersion und Inklusion die Lehrer*innenbildung nachhaltig verbessern möchte. Das Teilprojekt zielt auf die Implementation und Evaluation einer Hochschullernwerkstatt an der Universität Erfurt. Ziel der ersten Förderphase bis 30. 06. 2019 war es, Lernwerkstattarbeit an der Universität curricular und hochschulpädagogisch zu verankern und in ihrer Wirkung für Professionalisierungsprozesse von Lehramtsstudierenden zu evaluieren. In der zweiten Förderphase bis 31. 12 2023 werden das Profil der Hochschullernwerkstatt über Fachbereiche, Studienfächer und Phasen der Lehrer*innenbildung hinweg ausgebaut und die hochschuldidaktische Kompetenz der Lehrerbildner*innen für Werkstattlernen durch eine 1½jährige Weiterbildung gezielt gefördert. Die Qualität der vielfältigen Lehr-Lern-Konzepte wird weiterentwickelt, gesichert und deren Wirkung überprüft.

Lernwerkstatt der Uni Erfurt

QUALITEACH

DigiLernLab - Ein digitales Unterrichtsforschungslabor an der Universität Erfurt

Projektverantwortliche: Prof. Dr. Gerd Mannhaupt, Prof. Dr. Sandra Tänzer, Maren Würfel

Digitalisierung bedeutet nicht nur Veränderungen in den uns zur Verfügung stehenden tech-nischen Mitteln. Mit der Digitalisierung geht ein Wandel in allen gesellschaftlichen und kulturellen Bereichen einher, so auch in der Bildung. Die Universität Erfurt gestaltet den digitalen Wandel im Bereich Bildung u.a. im Rahmen des Projektes „Forschungscampus Digitale Lehrer*innenbildung“ mit. Wir sehen einen Schlüssel für das Gelingen der Digitalisierung im Bildungswesen in der umfassenden Ausbildung von Lehrkräften. Um diese zu gewährleisten, soll ein Labor für das Lehren und Lernen mit digitalen Medien an der Universität eingerichtet werden. An der Universität Erfurt wird das digitale Lernlabor vor allem der Professionalisierung von Lehrer*innen dienen. Wir wollen in den nächsten Jahren unter anderem konzeptionell und infrastrukturell einen digitalen Arbeitsraum schaffen, der den Erwerb fachlicher, fachdidaktischer und technologisch-informatorischer wie auch medienpädagogischer Kompetenzen bei Lehramtsstudierenden fördert, und  als ein Ort der Begegnung, des Austauschs und der gemeinsamen Reflexion fungiert, in dem Kooperationen inner- und außeruniversitärer Bildungseinrichtungen gelebt werden und man sich gemeinsam auf den Weg macht, um das Lernen über und mit digitalen Medien inhaltlich-konzeptionell und empirisch voranzutreiben.

Teilprojekt "DigiLernLab"

Weitere Projekte

Rekonstruktion der Planungspraxis (angehender) Lehrkräfte im Sachunterricht

Projektverantwortliche: Prof. Dr. Sandra Tänzer

Die als Längsschnitt angelegte Studie erforscht, wie Lehramtsanwärter*innen unter den strukturellen Bedingungen des Vorbereitungsdienstes sowie Lehrer*innen alltäglichen Sachunterricht planen und wie sich ihr Planungshandeln im berufsbiographischen Verlauf verändert. Ermittelt werden theoretisch-reflexive wie auch implizite, handlungsleitenden Wissensbestände, um einerseits zu verstehen, wie die Lehrkräfte die Kernaufgabe der Sachunterrichtsplanung wahrnehmen und bewältigen und worin mögliche Veränderungen ihres Denkens und Handelns in diesem beruflichen Aufgabenfeld bestehen. Methodologisch verortet sich das Forschungsprojekt im Paradigma qualitativ-rekonstruktiver Sozialforschung.

Sechs Lehrkräfte wurden und werden während ihres zweijährigen Vorbereitungsdienstes und im Berufsalltag begleitet. Sie berichteten zu drei verschiedenen Zeitpunkten ihrer Ausbildung über ihre Erfahrungen mit der Planung von Sachunterricht, beschrieben gegenwärtige Planungsstrategien an selbstgewählten Beispielen und reflektierten im Fächervergleich typische Merkmale der Planung von Sachunterricht. Vier Jahre nach deren Berufseinstieg wurden drei der sechs Lehrerinnen wiederholt interviewt – in einer beruflichen Entwicklungsphase, die, folgt man dem Modell berufsbiographischer Entwicklung von Huberman (1991), durch Stabilisierung und Identifikation mit der eigenen Lehrerrolle und routiniertes Handeln gekennzeichnet ist. Eine weitere Erhebung ist nach weiteren fünf Jahren geplant. Der Vergleich zwischen diesen verschiedenen berufsbiographischen Phasen schärft den Blick für überdauernde Handlungsdispositionen in der Planung von Sachunterricht.

Konstituierung des Sachunterrichts als wissenschaftliche Disziplin seit 1970

Projektverantwortliche:  Prof. Dr. Sandra Tänzer

Kooperationspartnerin: Prof.‘in Dr.‘in Claudia Schomaker (Leibnitz-Universität Hannover)

Wenn auch das Sachlernen im schulischen Kontext eine sehr lange und konfliktreiche Geschichte hat (vgl. Nießeler 2010), so steht der Begriff „Sachunterricht“ seit dem Frankfurter Grundschulkongress 1969 und dem „Strukturplan des Deutschen Bildungsrates“ (1970) für jenen Lernbereich der Grundschule, der das naturwissenschaftlich-technische und sozial- und kulturwissenschaftliche Lernen umfasst. Seither ringt er immer wieder um sein Selbstverständnis – als Schulfach, als Studienfach und als wissenschaftliche Disziplin/Fachdidaktik (vgl. Giest 2009). Ziel der Studie ist es, anhand der Erfahrungen und Sichtweisen von Wissenschaftler*innen (als Akteur*innen im Feld) zu ermitteln, wie sich dieses Fach als akademische Disziplin/Wissenschaftsdisziplin konstituierte und geworden ist, was sie heute ist (Rekonstruktion der Historizität der Wissenschaftsdisziplin Sachunterricht mit einem Ausblick auf potentielle zukünftige Entwicklungen).

Biographisches Lernen im Lehramtsstudium - Erprobung, Evaluation und Weiterentwicklung eines hochschuldidaktischen Formats

Projektverantwortliche: Dr. Lea Kallenbach

Biographisch ausgerichtete Studien (Klomfaß & Epp, 2021; Hörnlein, 2019) zeigen, dass Lehramtsstudierende bereits mit einem "Koffer voller Muster zum LehrerInnenhandeln" (Seydel, 2004) ins Studium eintreten bzw. eigene biographische Erfahrungen die Sicht- und Handlungsweisen (angehender) Lehrkräfte prägen. Diese Erkenntnisse greift auch der (berufs-)biographische Professionsansatz auf (Fabel-Lamla, 2018). Wenngleich der Fähigkeit zur (Selbst-)Reflexion im Diskurs um die Professionalisierung (angehender) Lehrkräfte gleichzeitig ein hoher Stellenwert beigemessen wird (Berndt, Häcker & Leonhard, 2017), ist die Reflexion des eigenen biographischen Gewordenseins im Sinne biographischen Lernens (Dausien, 2011) didaktisch wie empirisch noch weitgehend ein Desiderat (Miethe, 2021; Bolland, 2011).

Hieran schließt das Projekt an und geht der übergeordneten Frage nach, wie biographisches Lernen im Lehramtsstudium angestoßen werden kann. Ausgehend von der Annahme, dass in Biographien „Besonderes und Allgemeines, Individualität und Gesellschaftlichkeit strukturell miteinander verbunden“ (Dausien 2011, S. 114) sind und angelehnt an das Konzept der „Biographizität“ (Alheit 1995), sollen die Studierenden in dem entwickelten, erprobten und evaluierten Format 

  • zu Reflexionen über das eigene biographische Gewordensein angeregt werden (individuelle Dimension),

  • die Sozialität, d.h. die gesellschaftliche und kulturelle Bedingtheit ihres biographischen Gewordenseins reflektieren (gesellschaftliche und kulturelle Dimension),

  • hierauf aufbauend Zukunftsperspektiven über die eigene berufliche bzw. professionelle Weiterentwicklung entwerfen. In diesem Zusammenhang soll die Möglichkeit der Gestaltung des eigenen (berufs-)biographischen Entwicklungsprozesses sowie der gesellschaftlichen Kontexte, in die dieser Prozess eingebunden ist, verdeutlicht werden. Zum anderen und gleichzeitig sollen Grenzen dieser Gestaltungsmöglichkeiten offengelegt werden, etwa um einem (Miss-)Verständnis von Professionalisierung als Prozess der Selbstoptimierung (z.B. Bröckling 2007) vorzubeugen bzw. entgegenzuwirken.

Die Thematisierung der Zeit des Nationalsozialismus im Heimatkundeunterricht der DDR

Projektverantwortlicher: Stephan Kaldune

Dieses Projekt untersucht anhand von historischen Quellen, wie den Heimatkundeschulbüchern, den -Lehrplänen, den -Unterrichtshilfen, die im Zeitraum zwischen 1965 und 1989 Anwendung fanden, das fachliche Verständnis sowie die didaktischen Intentionen, die der Konstruktion der Zeit des Nationalsozialismus im Heimatkundeunterricht der DDR zugrunde lagen. Zudem untersucht das Projekt potenzielle Entwicklungserscheinungen der fachlichen bzw. didaktisch-methodischen Vorgaben zu diesem Thema im diachronen Verlauf des Untersuchungszeitraumes.

Zentraler methodologischer Anspruch dieses Projektes ist zudem der Einbezug des historischen Kontextes – auf (bildungs-)politischer, institutioneller, aber auch gesellschaftlicher Ebene –, in dessen Konsequenz weitere historische Kontextquellen (z.B. DDR-Pädagogikwerke, pädagogische Zeitschrift „Die Unterstufe“, Dokumente aus Archiven) in die Untersuchung einbezogen werden.

Prozessmodell Generative Unterrichtsplanung Sachunterricht

Kooperationspartner*innen: Prof. Dr. Roland Lauterbach (Stiftung Universität Hildesheim; em.), Prof.‘in Dr.‘in Eva Blumberg (Universität Paderborn), Prof. Dr. Jochen Lange (Universität Koblenz-Landau), Prof.‘in Dr.‘in Claudia Schomaker (Leibnitz-Universität Hannover) und Prof.‘in Dr.‘in Frauke Grittner (Regionales Pädagogisches Zentrum Aurich)

 

Sachunterricht ist komplex und anspruchsvoll. Sein Auftrag ist Grundlegende Bildung und Kompetenzentwicklung, denn Kinder sollen mit den Herausforderungen in und außerhalb der Schule zurechtkommen und erfolgreich weiter lernen können. Damit das gelingt, muss Sachunterricht mit dem heute verfügbaren fachlichen und pädagogischen Wissen begründet und verantwortungsbewusst geplant werden – eine Aufgabe, dem sich das von Roland Lauterbach und mir entwickelte Prozessmodell Generativer Unterrichtsplanung Sachunterricht (GUS) verpflichtet sieht. Im Zentrum des Projekts stehen die Weiterentwicklung der theoretischen Zusammenhänge des Modells auf der Basis formativer und summativer Evaluationsergebnisse aus der Arbeit mit dem Modell in der 1., 2. und 3. Phase der Lehrer*innenbildung, das Verstehen von Praktiken des Umgangs mit dem Modell sowie die Erfassung der Wirkung des Modells auf Planungsfähigkeiten (zukünftiger) Lehrer*innen.

Hier Link zur Seite: www.gus-modell.de

Zukunftsentwürfe Lehramtsstudierender und ihre Bedeutung für Professionalisierung

Projektverantwortliche : Dr. Lea Kallenbach

Zukunft ist in gegenwärtigen gesellschaftlichen Diskursen zu einem dominanten Thema geworden, das vor mit Blick auf Unsicherheit, Risiko und Krise verhandelt wird (z.B. Beck, 1986; Rosa, 2016; Tooze, 2022; Reckwitz, 2022). Gleichzeitig ist pädagogisches Handeln grundlegend auf Zukunft gerichtet, indem es auf die Mitgestaltung individueller und damit verbunden gesellschaftlicher Entwicklung zielt. Während aktuelle professionsbezogene Diskurse vor allem deduktiv von gesellschaftlichen Zukunftssemantiken ausgehen und daraus Kompetenzanforderungen für (angehende) Lehrkräfte ableiten, bleibt bislang weitgehend unberücksichtigt, dass auch die Zukunftsentwürfe der Lehramtsstudierenden selbst ein konstitutives Moment ihres pädagogischen Denkens und Handelns darstellen.

Hier setzt das Projekt an und untersucht, wie Lehramtsstudierende auf Zukunft blicken und welche Bedeutung diese Zukunftsentwürfe für ihre professionsbezogenen Orientierungen entfalten. Theoretisch ist das Vorhaben im (berufs-)biographischen Professionsansatz (u. a. Fabel-Lamla 2018) verortet. Zukunftsentwürfe werden verstanden als biografisch fundierte Antizipationen, die an individuellen Erfahrungen und Deutungen ansetzen, in soziale Verhältnisse und Diskurse eingebettet sind und die Erzählung der eigenen Lebensgeschichte fortführen.

Empirisch wird mit Gruppendiskussionen und biografisch-narrativen Interviews gearbeitet, die mit der Dokumentarischen Methode ausgewertet werden, um eine Typologie von Zukunftsentwürfen und damit verbundenen professionsbezogenen Orientierungen zu rekonstruieren. Das Projekt schließt damit eine Forschungslücke, indem es die bislang kaum beachteten Zukunftsvorstellungen angehender Lehrkräfte rekonstruiert, und liefert zugleich Impulse für die Weiterentwicklung biografisch orientierter Lehre im Lehramtsstudium.

GUS-Modell

Buch GUS-Modell
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