Die Genealogischen Taschenbücher der Grafen, Freiherren, des Ur- und Briefadels erschienen seit dem 19. Jahrhundert traditionell jährlich als Verzeichnisse der verschiedenen Rangstufen des deutschen Adels und waren Teil des "GOTHA". Nachdem 1918 die Weimarer Verfassung die Adelsprivilegien abgeschafft hatte, durchliefen die Taschenbücher in der "entadelten Gesellschaft" der Weimarer Republik einen Funktionswandel und passten sich strategisch an. Sie entwickelten sich in den 1920er- und 1930er-Jahren zu einer rassebiologisch konnotierten Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft, die die "völkische Zerstörung des Adelsbegriffs" manifestierte. In einer Perspektiverweiterung zur bisherigen Forschung werden diese Prozesse nicht nur als Teil der Radikalisierung des Adels beschrieben. Ebenso müssen die wirtschaftlichen und ideologischen Motive des Perthes Verlags einbezogen werden, um die völkisch-antisemitische Radikalisierung des "GOTHA" zu verstehen.
Alle Interessierten sind zu diesem Vortrag herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.

