Dr. Rouven Kunstmann

rouven.kunstmann@gmail.com

Stipendiat der Universität Erfurt (Initialisierungsstipendium) (Forschungskolleg Transkulturelle Studien / Sammlung Perthes)

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Schloss Friedenstein, Pagenhaus / Raum 2.03

Visiting address

Forschungskolleg Transkulturelle Studien / Sammlung Perthes
Schloss Friedenstein – Pagenhaus
Schlossplatz 1
99867 Gotha

Mailing address

Forschungskolleg Transkulturelle Studien / Sammlung Perthes
Schloss Friedenstein – Pagenhaus
Schlossplatz 1
99867 Gotha

Dr. Rouven Kunstmann

Curriculum Vitae

seit Juni 2021
Forschungsaufenthalt als Initialisierungsstipendiat an der Universität Erfurt, Forschungskolleg Transkulturelle Studien / Sammlung Perthes

2021
Forschungsassistenz an der University of London (London Business School)

2020
Referent im Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung des Landes Niedersachsen

2018
Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Forschungsassistenz in einem EU-geförderten Forschungsprojekt (European Research Council) zu Nationalismus, Kolonialgeschichte, Entwicklung und Ethnizität in Afrika an der University of London (London Business School)

2018
Stipendiat am Deutschen Historischen Institut in Washington D.C.

2018
Promotion in Neuerer und Neuster Geschichte, University of Oxford; Thema: „The Political Press in Southern Ghana and Southern Nigeria: Nationalism, Visuality and Professionalisation, c. 1937–1966“; Gutachter: Prof. John Darwin (Oxford), Prof. Stephanie Newell (Yale); minor corrections (entspricht: magna cum laude)

2015
Stipendiat am DHI in Paris

2013
Gastwissenschaftler am Public Records and Archives Administration, Department of Ghana (Nationalarchiv) und der Balme Library, Accra, Ghana

2012 und 2013
Fellowship am Institut Français de Recherche en Afrique und Gastwissenschaftler an der University of Ibadan, Nigeria

2010
Magister Artium, Leibniz Universität Hannover, sehr gut

Forschungsschwerpunkte

Kolonialgeschichte

Kartographiegeschichte

Entkolonialisierung

Ethnizität

Nationalismus

Entwicklungsgeschichte

Printkulturen

Fotographie

Globalgeschichte

Geschichte Afrikas

globale Buchgeschichte

Forschungsprojekt

Koloniale und indigene Staatlichkeit im Kartenbestand zu Westafrika in der Sammlung Perthes, ca. 1817–1933

Das Forschungsprojekt analysiert die Kartierung von Staatlichkeit in Westafrika anhand des Quellenbestands der Sammlung Perthes in der Forschungsbibliothek Gotha. Die Kartensammlung, das Verlagsarchiv und die Verlagsbibliothek geben Aufschluss darüber, wie Karten Vorstellungen von westafrikanischer Territorialität und Staatenbildung südlich der Sahara erzeugten, reflektierten, transformierten und verbreiteten.

Das Forschungsprojekt fragt, wie Karten als Artikulationen visueller Argumente zum näheren Verständnis von kolonialen und indigenen Staatsbildungs-, aber auch Staatszerfallsprozessen beitrugen. Außerdem untersucht das Forschungsprojektwie Karten Vorstellungen von westafrikanischer Staatlichkeit visualisierten und wissenschaftlich begründeten und so die Erde als Möglichkeitsraum darstellten.1 Die Analyse der für die Geschichte Afrikas und die Globalgeschichte bisher kaum beforschten Quellen der Sammlung Perthes zu Westafrika befördert das Verständnis der Darstellung von Staatlichkeit in Afrika. Insbesondere erläutert das Vorhaben die Relevanz der Karten europäischer Provenienz, indem es aufzeigt, dass kartographisches und geographisches Wissen auch immer ein politisches Wissen meint.

Auf der  ersten Betrachtungsebene wird untersucht, wie das Wissen von Intermediären in Westafrika in das kartographische Wissen einfloss, das der Anfertigung des „Stieler Handatlas“ und der darauf aufbauenden Kartenprodukte des Verlags zugrunde lag. Zum Beispiel vollzog sich in Senegal in diesem Zeitraum die Territorialisierung von Staatlichkeit im Spannungsverhältnis zwischen der Ausdehnung des französischen Kolonialstaats, der Herrschaftsansprüche der Wolof-Könige und dem Einfluss muslimischer Prediger und Befehlshaber. Auf der zweiten Ebene werden Zeit- und Mobilitätskonzepte in Karten und Reiseberichten untersucht. Die Angabe von Marschrouten und Transportwegen verdeutlicht die Überwindung von Raum durch unterschiedliche Vorstellungen von Entfernung. Im Zentrum der Betrachtung stehen hier die Reisen zwischen regional bedeutenden Städten, z. B. von Dakar nach Kayes, Accra nach Kumasi und von Lagos nach Ibadan und Sokoto.  Auf der dritten Analyseebene untersucht das Vorhaben Widersprüche, die sich aus einem Vergleich von Karten der ausgewählten Gebiete ergeben. Dieser Schwerpunkt thematisiert daher, wie kolonialstaatliche Akteure Orte, z. B. Berge und Flüsse, „deterritorialisierten“ und dann wieder „reterritorialisierten“.2 Das Verhältnis zwischen bildlichen und textlichen Elementen der Karten spielt bei der Betrachtung eine besondere Rolle, um Widersprüche zwischen verschiedenen Karten zu verdeutlichen. Die dargestellten Konzepte von Staatlichkeit waren Ausdruck der Performativität und Materialität in den Text-Objekt-Bezügen der Karten. Mit der Entwicklung des Perthes Verlags zum nationalsozialistischen Musterbetrieb endet der Betrachtungszeitraum des Forschungsprojekts 1933.

1 Zu diesem Ansatz und dem Thema der Darstellung von Meeren in Karten: Schröder, I., Schürmann, F., Theis, F., u. Weigel, P., „Die Welt im Meer: Globalität in der europäischen Kartographie der Meere des 19. Jahrhunderts“, WERKSTATTGESCHICHTE, 83 (2021), S. 69–83.
2 Schröder, I., „Der deutsche Berg in Afrika: Zur Geographie und Politik des Kilimandscharo im Deutschen Kaiserreich“, Historische Anthropologie, 13:1 (2005), S. 21.

Publikationen (Auswahl)

Rezension: Johanna Beamish, Im Transit auf dem Ozean. Schiffszeitungen als Dokumente globaler Verbindungen im 19. Jahrhundert, in: WerkstattGeschichte 84 (2021), S. 158-160. online

Fashioning Nationalism and the Shaping of the Public Sphere in 1950s Nigeria, in: Journal of West African History 7/1 (2021), Special Issue: 60th Anniversary of Ghanaian and Nigerian Independence, S. 27-54.

The Memory Process in the Commemorations of the Dead in West African Newspapers, in: Cassandra Mark-Thiesen/Moritz A. Mihatsch/Michelle M. Sikes (Hg.), The Politics of Historical Memory and Commemoration in Africa, Berlin 2021.

Joseph B. Danquah’s The Akan Doctrine of God: Anticolonial Fragments?, in: Dominic Davies/Erica Lombard/Benjamin Mountford (Hg.), Fighting Words: Fifteen Books that Shaped the Postcolonial World, 2. Aufl., Oxford 2019, S. 135-150.

Zus. mit Elleke Boehmer, Priyasha Mukhopadhyay und Asha Rogers (Hg.), The Global Histories of Books: Methods and Practices, Basingstoke 2017.

Rezension: Christopher Prior, Exporting Empire: Africa, Colonial Officials and the Construction of the British Imperial State, c. 1900-39, in: The English Historical Review 131/553 (2016), S. 1564-1565. online

The Politics of Portrait Photographs in Southern Nigerian Newspapers, 1945-1954, in: Social Dynamics: A Journal of African Studies 40/3 (2014), S. 514-537.