Lukas Meisner
lukas.meisner@uni-erfurt.deDoktorand (Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien)
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Forschungsprojekt
Lukas Meisner ist assoziiertes Mitglied des Sonderforschungsbereichs Transregio 294 „Strukturwandel des Eigentums“ im Teilprojekt C06 "Dinge verfügbar machen. Eigentum als spezifische Form der Weltbeziehung"
Das Ziel meines Dissertationsprojekts war die Entwicklung einer kritischen Theorie der politischen Autonomie. Ich realisierte dies im Sinne eines "Projekts der Moderne", das nicht von kapitalistischen (Post-)Modernisierungsvarianten eingeklammert wird.
Die eher postmodernen Strömungen der heutigen Frankfurter Schule neigen dazu, die Kritische Theorie in etwas zu verwandeln, das man als "postkritische Post-Theorie" bezeichnen könnte. Sie tun dies, indem sie behaupten, die transzendierende "Kritik" sei paternalistisch und elitär, wenn nicht gar ungerechtfertigt, und die emanzipatorische "Theorie" sei metaphysisch und totalisierend, wenn nicht gar totalitär. Indem ich dagegen mit einem von Fredric Jameson gelieferten Rahmen argumentiere, versuche ich, die Postmoderne selbst als eine "Bedingung" und einen "Geist" des kulturellen Kapitalismus zu dekonstruieren, der sowohl älter als auch nachhaltiger ist als seine akademischen Moden. In der Tat entschlüsselt mein Projekt mit Hilfe von Manfredo Tafuri ein Phänomen, das bereits in den historischen Avantgarden als avantgardistische "künstlerische Kritik" oder "Kulturpolitik" des kulturellen Kapitalismus auftrat. Folglich entpuppt sich die Postmoderne als die begleitende Ideologie einer postmodernen "Akkumulationsweise", die sich im Laufe des 20. Jahrhunderts entwickelt hat und bis heute anhält. Als solche entbehrt sie jedoch einer legitimen Rechtfertigung.
Ein alternativer Weg für die Kritische Theorie besteht darin, sich dem anzunähern, was Jürgen Habermas das "Projekt der Moderne" genannt hat. Ich werde zeigen, in welchem Sinne die Beteiligung der postkritischen Post-Theorie an der vollständigen Erfüllung dieses "Projekts" eher eine Nachahmung kapitalistischer Entwicklungen ist als ein Fortschritt in Bezug auf pluralistische oder demokratische Inhalte. Um aber auch nicht in den "Dialektiken" (Adorno), "Aporien" (Habermas) oder "Paradoxien" (Honneth) des "Projekts der Moderne" gefangen zu bleiben, bedeutet die Rettung dieses Projekts vor der Postmoderne auch die Rettung vor der (Post-)Modernisierung - und zwar nicht nur vor der kulturellen, sondern vor allen Formen des Kapitalismus.
Das verdichtete theoretische Ergebnis einer solchen 'rettenden Kritik' könnte man mit R. Forst als 'politische Autonomie' bezeichnen. Mein Projekt wird zeigen, in welchem Sinne ihre Kriterien für gültige Kritik pränormativ und pluralistisch sind - und damit gut gerüstet, postmoderne Vorwürfe zu widerlegen. Um jedoch auch transkapitalistisch zu werden, ist die "politische Autonomie" auf die Freilegung einer oft übersehenen Rezeptionslinie innerhalb der Frankfurter Schule angewiesen, die eine heterodoxe Version des existenzialistischen Marxismus ist. Während sie in der ersten Generation von Herbert Marcuse und in der zweiten Generation von Alfred Schmidt vertreten wurde, fehlt sie in der gegenwärtigen Landschaft der Frankfurter Schule - obwohl Martin Hägglund sie kürzlich von außerhalb ihrer Grenzen aktualisiert hat.
Indem ich diese Linie für die heutige Frankfurter Schule fortsetze, nähere ich mich einer Kritischen Theorie der politischen Autonomie jenseits von Kapitalismus und Postmoderne. Dieser Ansatz kann auch die Grundlagen für eine Reaktualisierung der Kernbegriffe "Entfremdung", "Verdinglichung" und "Ideologie" legen - das ist der Beitrag meiner Forschung zur Politischen Erkenntnistheorie, wie sie derzeit in meiner venezianischen Forschungsgruppe entwickelt wird.