Max-Planck-Forschungspreis "Religion und Moderne: Säkularisation, gesellschaftliche und religiöse Pluralität"

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Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joas hat Ende 2015 den mit 750.000 EUR dotierte Max-Planck-Forschungspreis verliehen bekommen für seine Forschungen zum Themengebiet "Religion und Moderne". Zum Forschungsgebiet von Prof. Joas zählt u.a. das Verhältnis von Religion und Moderne. Hier entstehen oft Spannungsfelder, in denen sich Nichtgläubige und religiös geprägte Menschen verständnislos, wenn nicht gar feindlich gegenüber stehen, ebenso Angehörige verschiedener Religionen. Hans Joas sucht nach dem Verbindenden und Möglichkeiten der Verständigung und hat dazu ein Modell entwickelt, mit dem man religiöse Erfahrungsmuster deuten und beschreiben kann.

Ausgangspunkt aller religiösen Erfahrung, aber auch aller Erfahrungen, die Menschen bis in ihr Innerstes berühren, sind Phänomene der ‚Selbsttranszendenz‘, also Phänomene, in denen man das Gefühlt hat, über sich selbst hinaus zu wachsen, sich verbunden fühlt mit der Natur, dem Meer, dem Wald, sich verliebt oder aber auch religiöse Erfahrungen macht. Religiöse Menschen deuten allerdings diese Erfahrungen, die jeder Mensch macht, in einer anderen Weise und eröffnen sich dadurch neue Erfahrungsmöglichkeiten. Hinzu kommt schließlich, dass eine Transzendenz im religiösen Sinne Teil dieses Deutungsmusters sein kann, womit gemeint ist, dass Gott, Götter oder auch ein göttliches Prinzip nicht einfach Teil des menschlichen Universums, seines Wissens und seines Erfahrungshorizontes ist, sondern darüber hinaus geht, also ‚nicht von dieser Welt‘ ist.

Diese Idee der Transzendenz kam etwa 800-200 Jahre vor Christus auf in der so genannten Achsenzeit, in der auch die großen Weltreligionen wie Christentum, Hinduismus, Buddhismus wie auch die antike Philosophie ihre Wurzeln haben. Diese gemeinsame Wurzel kann einen friedlichen Dialog zwischen Weltreligionen ermöglichen. Für den tatsächlichen Dialog in religiös aufgeladenen Konflikten ist allerdings die Betrachtung der jeweiligen historischen, politischen, ökonomischen Situation von besonderer Bedeutung. Der interreligiöse Dialog ist daher auch von politischen Entscheidungen massiv beeinflusst. In jüngerer Zeit hat Hans Joas versucht, Religion und Moderne zusammenzuführen, insbesondere über die Untersuchung der Menschenrechte und die Frage, ob diese rein westlich seien. Mit seiner Vorstellung eines Prozesses der Sakralisierung des Menschen gibt er eine Neuinterpretation der Menschenrechtsgeschichte und schafft damit den Ausgangspunkt für Überlegungen zu einer Geschichte des moralischen Universalismus in globaler Perspektive.

Gefördert von der Max-Planck-Gesellschaft und Alexander von Humboldt-Stiftung