- Projektskizze
Konzeptueller Wandel, wissenschaftlicher Fortschritt und gesellschaftliche Stabilisierung in der Zwischenkriegszeit
Das Projekt „Konzeptueller Wandel, wissenschaftlicher Fortschritt und gesellschaftliche Stabilisierung in der Zwischenkriegszeit“ widmet sich den Veränderungen der Wissenschaftsauffassungen nach dem Ersten Weltkrieg, die für die Herausbildung moderner Konzeptionen von Wissenschaft in Ostmitteleuropa ausschlaggebend waren. Es wird die ukrainische Wissenschaftlergemeinschaft analysiert, die sich über drei Länder erstreckte (Polen, Sowjetukraine, Tschechoslowakei).
Die These des Projekts ist, dass die Erfahrung des Ersten Weltkriegs einerseits das destruktive Potential wissenschaftlichen Wissens zeigte, und es andererseits mit sich brachte, dass wissenschaftliches und technisches Expertenwissen in Modernisierungsdiskursen an Bedeutung gewann. Im Verlauf der 1920er Jahre führte diese Wandlung zur „konzeptuellen Unsicherheit“ und zur Ausbildung neuer Denkformen und Strategien im Umgang mit Wissenschaften. So reflektierten etwa politische Akteure als auch Wissenschaftler (die nicht als exklusive Kategorien gedacht werden sollen) nach dem Krieg verstärkt über die Kontrollierbarkeit von wissenschaftlichem Wissen. Dies führte zu einer zunehmenden politischen Kontrolle und Zentralisierung der Forschungsfinanzierung, aber auch zur Herausbildung und zur Professionalisierung von Metawissenschaften (Wissenschaftsphilosophie, -geschichte, -soziologie), die sowohl Reflexions- als auch Steuerungsaufgaben übernahmen. In Verbindung mit der tayloristischen Vorstellung des Expertentums machte es die nun als steuerbar gedachten Wissenschaften zu einem Faktor der Stabilitätsherstellung, vor allem im post-imperialen Zentraleuropa wo Wissenschaftler als wichtiger Teil kultureller Eliten hervortraten.
- Vita
2001-2007, Studium der Geschichte und Soziologie an der Universität Wien (Doppelabschluss)
2007-2009 Wissenschaftlicher Assistent am Initiativkolleg „Wissenschaften im historischen Kontext“, Universität Wien
2009-2010 - CAS/BMWF Research Fellow, Center for Austrian Studies, University of Minnesota
2010-2016 Gastaufenthalte in Berlin, Prag, Princeton und Warschau.
2012 Promotion an der Universität Wien
2012- 2013 – Leibniz-DAAD Research Fellow, Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft, Marburg
2014-2017 wissenschaftlicher Mitarbeiter, Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft, Marburg
Seit 1.4.2017 – Gastwissenschaftler, Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt
vollständige Vita
Publikationsliste
- Schwerpunkte in Forschung und Lehre
• Intellektuellen- und Wissenschaftsgeschichte 19.-20. Jahrhundert
• Wissenschaft und Übersetzung
• Geschichte der Wissenschaftssprachen
• Wissenschaftsgeschichte der Habsburgermonarchie bzw. Ost- und Ostmitteleuropa