Forschung & Entwicklung

Implementation

Das Konzept der Erfurter Hochschullernwerkstatt wurde aus der Analyse von Gruppendiskussionen mit Studierenden, Dozierenden und Vertreter_innen der Lehrer_innenbildungsadministration in Verbindung mit Theoriebezügen des Lernwerkstatt-Diskurses entwickelt. In diesem Konzept wird Lernwerkstatt als Interdependenzgefüge der vier Dimensionen erfahrungsorientiertes Lernen, situiertes Lernen, Materialität und Ästhetik konzeptualisiert.

Um im Rahmen der Implementation die Akzeptanz, Erprobung, Dissemination und Weiterentwicklung des Lernwerkstattkonzepts seitens hochschulischer Akteur_innen (z.B. Studierende, Dozierende, Hoch-schulleitung, Hochschulverwaltung etc.) zu realisieren, kommen verschiedene organisationale Strategien und empirische Methoden der Evaluationsforschung zum Einsatz.

Organisationale Strategien

Zu den organisationalen Strategien zählen u.a.:

  • die Initiierung und Umsetzung formaler Lehr-Lern-Formate (Werkstattseminare) und die Verankerung des Werkstattlernens in Studien- und Prüfungsordnungen,
  • die Etablierung einer Lernwerkstatt-AG im Sinne einer "Community of Practice" für Dozierende aus verschiedenen Fachdisziplinen,
  • die enge Zusammenarbeit mit Studierenden (u.a. der Fachschaftsräte) bei der Gestaltung informeller Veranstaltungsformate wie öffentlicher Diskussionsrunden, Filmabende, Informationsveranstaltungen zum Vorbereitungsdienst, Workshops zu Themen wie Nachhaltigkeit, Tierschutz usw.,
  • die Einrichtung und Nutzung dieser Webpräsenz, auf der neben dem Konzept auch Grundlagenliteratur sowie Einblicke in die Praxis der Lernwerkstatt veröffentlicht werden,
  • die intensive Öffentlichkeitsarbeit in Online- und Offline-Kontexten etwa durch Social Media, einen Blog, Banner, Schilder, Flyer und anderes Informationsmaterial sowie die Beteiligung an diversen hochschulöffentlichen Ver-anstaltungen (z.B. Hochschulinfotag, Studieneinführungstage, Lange Nacht der Wissenschaften).

Evaluation

Um die Wirkungen der Hochschullernwerkstatt auf lehrer_innenbildungsrelevante Strukturen, Lehr-Lern-Prozesse und Lernergebnisse an der Universität Erfurt genauer zu erfassen, möchten wir in Anlehnung an den Ansatz zur Beurteilung von Lernkulturen nach Jenert et al. (2009) drei Dimensionen unterscheiden:

  1. Die organisationale Dimension fragt danach, inwieweit sich durch die Hochschullernwerkstatt Rahmenbedingungen für Lehr-Lern-Prozesse an der Hochschule verändert haben.
  2. Die pädagogisch-interaktionale Dimension fokussiert Wirkungen auf der Ebene des Handelns und der Interaktionen von Studierenden und Dozierenden in Werkstattseminaren.
  3. Im Rahmen der individuellen Dimension werden Einstellungen der Studierenden zum Lernprozess, deren Wissen und deren Fertigkeiten in den Blick genommen.

Quelle:
Jenert, T./Zellweger Moser, F./Dommen, J./Gebhardt, A. (2009): Lernkulturen an Hochschulen. Theoretische Überlegungen zur Betrachtung studentischen Lernens unter individueller, pädagogischer und organisationaler Perspektive. IWP-Arbeitsbericht 1. St. Gallen: Universität St. Gallen, Institut für Wirtschaftspädagogik

Weitere Informationen zu Forschungsprojekten rund um die Lernwerkstatt an der Universität Erfurt finden Sie auf unserem Blog.

Hochschuldidaktische Fortbildung "Design your Education"

Seit dem Sommersemester 2020 gibt es für Lehrende der Universität Erfurt die Möglichkeit, an einer dreisemestrigen hochschuldidaktischen Fortbildung zum Lehren und Lernen in Werkstätten teilzunehmen. Die Fortbildung trägt den Titel "Design your Education" und zielt darauf ab:

  1. spezifische Kompetenzen von Lehrenden im Kontext des Werkstattlernens auszubilden sowie
  2. entsprechende hochschuldidaktische Konzepte für die jeweiligen Fachdidaktiken, Bildungswissenschaften und Fachwissenschaften zu entwickeln.

Zielstellungen

  • Ausbildung von Kompetenzen der Lehrenden im Kontext des Werkstattlernens
  • Entwicklung hochschuldidaktischer Konzepte für entsprechende Fachdidaktiken, Bildungswissenschaftenund Fachwissenschaften

Forschungsansatz

Die Fortbildung basiert in ihrer Konzeption und Umsetzung auf dem Ansatz der Design-Based Research (DBR), der durch einen prozessualen, iterativen Charakter geprägt ist.

Das Ziel von DBR ist es, einen bildungspraktischen Nutzen zu stiften und zugleich theoretische Erkenntnisse zu gewinnen. Damit setzt sich DBR über die klassische Trennung der Anwendungsforschung von der Grundlagenforschung hinweg. (…) Die Entwicklung einer Intervention macht die größte Besonderheit aus: Sie ist nicht vorgelagert wie in der Implementations-und Evaluationsforschung; sie ist aber auch nicht nachgelagert wie bei Forschungsvorhaben, die primär beschreiben oder erklären wollen. Die Entwicklung ist in der DBR Bestandteil des Forschungsprozesses (Gabi Reinmann 2016).”

Gabi Reinmann: Design-Based Research am Beispiel hochschuldidaktischer Forschung (2016)

Struktur

Die Struktur der Fortbildung ist in drei Abschnitte gegliedert, die sich jeweils über den Zeitraum eines Semesters erstrecken. Neben allgemeinen und lernwerkstattspezifischen hochschuldidaktischen Inhalten liegt der Fokus insbesondere auf der begleiteten Entwicklung einer methodisch und didaktisch an den Prinzipien des Werkstattlernens orientierten Lehrveranstaltung, deren Evaluation sowie Weiterentwicklung.

Die konkrete Umsetzung der Fortbildung erfolgt sowohl in verschiedenen Blockveranstaltungen als auch fortwährend prozessbegleitend.

Zeitplan

Die Fortbildung findet in zwei Durchläufen statt. Die Phasen A1 bis A3 kennzeichen den ersten Zyklus, der sich über die Dauer von insgesamt drei Semestern erstreckt. Äquivalent dazu startet ein zweiter Zyklus mit einer neuen Teilnehmer_innengruppe ab dem Wintersemester 2021/2022 und endet nach dem Wintersemester 2022/2023.

Die jeweils 1,5-jährigen Fortbildungszyklen unterstützen den prozessualen Ansatz der Fortbildung und ermöglichen gemäß des Aufbaus der Design-Based Research die fundierte Konzeption einer entsprechenden Lehrveranstaltung sowie deren iterative Überprüfung und Weiterentwicklung.