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Julia Seeberger mit Romanikforschungspreis ausgezeichnet

Die Erfurter Historikerin Julia Seeberger ist vom Europäischen Romanik Zentrum in Merseburg mit dem Romanikforschungspreis ausgezeichnet worden. Damit würdigt die Jury ihre Dissertation über "Olfaktorik und Entgrenzung - die Visionen der Wienerin Agnes Blannbekin (gestorben 1315)".

Foto der Preisverleihung an Julia Seeberger
Foto: Europäisches Romanik Zentrum e.V.

Der Preis ist mit 2.000 Euro dotiert und wird seit 2011 an Nachwuchswissenschaftler*innen vergeben. Und so sollte er auch 2019 an Julia Seeberger, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Erfurt, verliehen werden. Corona-bedingt konnte die Verleihung jedoch zunächst nicht stattfinden. Mit Verspätung wurde er nun aber überreicht.

In ihrer Untersuchung, die in Kürze als Buch in der Reihe Nova Mediaevalia. Quellen und Studien zum europäischen Mittelalter bei Vandenhoeck & Ruprecht Unipress erscheinen wird, widmet sich Julia Seeberger einem Textcorpus visionärer Aufzeichnungen, das sie mit Hilfe der Olfaktorik, der Analyse von Geruch und Geruchswahrnehmungen in den Visionstexten, neu zu interpretieren vermag. Dies ermöglicht ein erweitertes Verständnis der verschriftlichten mystischen Erfahrungen einer jungen Wienerin des späten 13. und frühen 14. Jahrhunderts in franziskanischem Milieu. Ihr ist bisher der Name "Agnes Blannbeckin" beigelegt worden, der allerdings nicht erweislich ist, wie Seeberger feststellt. An diesem Befund hat auch die Ermittlung neuer Handschriften, die die Visionstexte überliefern, nichts geändert. Seeberger hat einen gewichtigen Beitrag zur Mystikforschung vorgelegt, und sie bereichert das innovative Feld der sinnesgeschichtlichen Forschung um eine allererst ins Licht zu hebende historische Olfaktorik.

In seiner Laudatio würdigte Jörg Ulrich von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ihre außerordentlich innovative Forschungsleistung. Ihre Dissertation verstehe sich als sinnesgeschichtlicher Blick auf die Lebensgeschichte und Visionen der im Vergleich zu anderen Mystikerinnen wie Hildegard von Bingen weniger bekannten Agnes Blannbekin, hieß es seitens des Zentrums.

Hintergrund

Das Europäische Romanik Zentrum in Merseburg beschäftigt sich mit der Erforschung und Vermittlung des Romanischen Kulturerbes. Dabei konzentriert es sich auf wissenschaftliche Fragestellungen von Architektur, Kunst, Archäologie, Theologie, Geschichte und Rechtsgeschichte des Mittelalters.