Kunst am Bau in der Universitätsbibliothek Erfurt

Ordnung und Freiheit

Kunst am Bau

Die roten Rohre, die in der Luft zu schweben scheinen, sind ein Blickfang in der Bibliothek. Sie sind das Werk des Künstlers Dietrich Förster, der sich seit 1990 schwerpunktmäßig der Kunst im öffentlichen Raum mit Skulpturen und Installationen widmet.
Seiner Rauminstallation in der Universitätsbibliothek Erfurt gab er den Titel ORDNUNG UND FREIHEIT.

Für die "Kunst am Bau" des Bibliotheksneubaus wurde 1999 ein offener, anonymer Künstlerwettbewerb durchgeführt, in dem Dietrich Försters Entwurf den 1. Platz von 53 Teilnehmern belegte. Zur Eröffnung im Jahr 2000 war die Rauminstallation fertig: 100 Aluminium-Rohre mit roter Pulverbeschichtung an nichtrostenden Stahlseilen, die im zentralen Luftraum der Bibliothek schweben. Entsprechend der umgebenden Architektur ist die Installation auf ein geometrisches Raster aufgebaut. Zugleich enthält sie eine Dynamik, die der Künstler so beschreibt:

"In der Anordnung der Rohre durchläuft das Raster eine Weiterentwicklung bis hin zu seiner Auflösung.
Die Skulptur kann als eine Metapher für den Fortschritt gelesen werden:
Wissenschaftlicher Fortschritt wird möglich, wenn es gelingt, das Fundament aus gesetzmäßig erfasster Ordnung zu verlassen, um sich in einer Art kreativem Höhenflug in noch unbekanntes Terrain zu bewegen, ohne dabei den Bezug zum Vorangegangenen zu verlieren.

Telefonbuch Erfurt (in Farben)

Telefonbuch_Treppenhaus UB Erfurt, 2. OG

Den Anfang für die farbenfrohe Gestaltung im internen Treppenhaus der Universitätsbibliothek machte die Ausstellung „The Ironic Turn. Kanadische Kunst der Gegenwart“ in der Kunsthalle Erfurt im Sommer 2003, die unter anderem Werke des Künstlers Garry Neill Kennedy (1935-2021) zeigte.

Kennedy wollte auf künstlerische Weise die beiden Partnerstädte Erfurt und Shawnee in eine Beziehung setzen.
Dies gelang ihm mit der Verwendung und bildhaften Darstellung von Namen aus den Telefonbüchern beider Städte, die einen farbbasierten Namen tragen, z.B. Braun (Brown), Weiss (White) oder Schwarz (Black).
Als Hintergrund für die einfarbigen Gemälde wurden Farben verwendet, die für beide Städte historisch und bis heute große Bedeutung haben: für Erfurt das Waidblau und für Shawnee ein bestimmtes Rot.

Für Erfurt gibt es 39 Gemälde, d.h. 39 Farbnamen von insgesamt etwa 800 Einwohnern in Erfurt. Das größte ist 164 cm lang und repräsentiert den Farbnamen Braun (115 Namenseinträge).
Die Präsentation für Erfurt wurde der Universität Erfurt nach Beendigung der Ausstellung überlassen. Kennedy arrangierte sie neu im Treppenhaus der Universitätsbibliothek.

Quid prodest ... si nihil audes

Inschrift, Durchlaufschutz UB Erfurt

Bei der "endlosen" Inschrift an den Glaswänden in der Bibliothek handelt es sich rein formal um einen sogenannten Durchlaufschutz. Ein kreativer Bibliothekar hatte die Idee, dieses notwendige Sicherheitselement in ein "Spruchband" zu verwandeln, das zu denken gibt. Es sind lateinische Verse von Notker Balbulus aus dem 9. Jahrhundert:

Quid prodest temet studiis librorum
tam brevis vitae morulas dicasse
corpus ac fractum macerasse tantum
si nihil audes

Übersetzt bedeutet das:
„Was nützt es, dass du die kurze Zeit deines Lebens dem Studium der Bücher gewidmet und deinen kraftlosen Körper so sehr geschwächt hast, wenn Du nichts wagst?“