Forschungsseminare
Mappings: Historische Wissensforschung und neue Kartographiegeschichte
Das Seminar Mappings begann im Sommersemester 2014 als Forschungsseminar und wird seither als wiederkehrende Reihe fortgeführt. Es fungiert als Seminar für Masterstudierende, Doktorand:innen und Postdoktorand:innen sowie als Herzog-Ernst-Stipendiat:innenkolloquium. Das Seminar widmet sich hierbei den Forschungen zur Sammlung Perthes sowie aktuellen Tendenzen der historischen Wissensforschung, den methodischen Herausforderungen der Sammlungsforschung und Ansätzen der neuen Kartographiegeschichte.
Die Programme der vergangenen Sommer- und Wintersemester finden Sie hier:
Sommersemester 2023 Wintersemester 2023/24
Sommersemester 2024
Zu den Mappinsseminaren 2014-2022
Karten – Wissen – Grenzen: ein Forschungsseminar zur Sammlung Perthes (Sommersemester 2024)
Das „Zeitalter der Territorialität“, das Zeitalter fixer, abgeschlossener politischer Räume scheint in einem erstaunlichen Umfang zurückgekehrt zu sein. Das Ordnen politischer Räume, das Zerteilen und Grenzen ziehen ist offenbar an der Tagesordnung. Politische Grenzen werden relevant gemacht, so gut es geht befestigt, mit großem technischen Aufwand aufgerüstet, überwacht und verteidigt. Vor dem Hintergrund globaler Migrationsbewegungen geht es mehr und mehr um Abschottung. Überdies ist inzwischen auch der zuvor in Europa vielfach geteilte Glaube an die Unverletzlichkeit bestehender Grenzziehungen ins Wanken geraten, denn um Territorien und die dazugehörige nationale Souveränität werden nun wieder Kriege geführt. Politische Grenzen haben also Konjunktur. Das Forschungsseminar widmete sich ihrer langen Geschichte, ausgehend vom späten 18. Jahrhundert. Es zielte darauf ab, der oft nur mit Blick auf aktuelle Entwicklungen geführten Debatte historische Tiefenschärfe zu verleihen, um so ein komplexeres Verständnis von politischen Räumen, von Grenzen und Grenzregimen in ihrer historischen Wandelbarkeit zu entwickeln. Das Seminar wurde anhand ausgewählter Studien zu Europa, Afrika, Lateinamerika und dem Pazifik Verfahren des bordermaking in den Blick genommen. Dabei ging es auch im Sinne einer kritischen Kartographiegeschichte um das „Grenzen ziehen auf dem Papier“ mitsamt seinen vielfältigen Erscheinungsformen und den dazugehörigen Konflikten. Das Seminar fand am Forschungskolleg Transkulturelle Studien (Forschungscampus Gotha) sowie zu ausgewählten Terminen direkt in der Sammlung Perthes (Forschungsbibliothek Gotha) statt.
Historische Kartographien Afrikas – transkulturell. Ein Forschungsseminar zur Sammlung Perthes (Sommersemester 2023)
Historische Afrikakarten des 19. und 20. Jahrhunderts sind lange Zeit als technische Artefakte einer allumfassenden europäischen Überlegenheit gelesen worden. Insbesondere jene Karten, die die spätere koloniale Landnahme begleiteten, werden in der Forschung nach wie vor oft als schlichte “tools of Empire” gelesen. Das Forschungsseminar für die Studierenden der Erfurter Geschichtsmaster wählte diese Setzungen als Ausgangspunkt, unternahm aber den Versuch eine andere postkolonial informierte Lesart zu entwickeln, indem es vor allem die “African Agency” des Kartierens vor Ort mit in den Blick rückte: Anhand der in der Gothaer Sammlung Perthes bewahrten umfangreichen Bestände an Afrikakarten wurden im Seminar neue transkulturell inspirierte Kartenlektüren entwickelt, die insbesondere auf das historische Zusammenwirken afrikanischer und europäischer Raum- und Kartierungspraktiken vor Ort abhoben. Am Beispiel Äthiopiens wurde im Seminar ferner im Gespräch mit in Gotha arbeitenden äthiopischen Gastwissenschaftlern das Potential diskutiert, das historischen Karten in der neueren Afrikahistoriographie zukommt. Das Forschungsseminar fand am Forschungscampus Gotha, im Forschungskolleg Transkulturelle Studien, und zu ausgewählten Terminen direkt in der Sammlung Perthes (Forschungsbibliothek Gotha) statt.
Der Gothaer Perthesverlag und seine Nachfolger in den Umbrüchen des 20. Jahrhunderts – ein Forschungsseminar (Sommersemester 2021 und Wintersemester 2021/22)
Im Sommer 2021 begann für die Studierenden der Erfurter Masterstudiengänge „Sammlungsbezogene Wissens- und Kulturgeschichte“ (SWK), „Geschichte transkulturell“ und „MESH“ (Middle Eastern Sociology and History) ein zwei Semester übergreifendes Forschungsseminar zur Verlagsgeschichte unter der Leitung von Iris Schröder und Christiane Kuller verbunden mit dem Ziel neuere Ansätze einer breit angelegten verlagsbezogenen Forschung mit Blick auf die Überlieferung in der Sammlung Perthes zu erproben. Diskutiert wurde das Verlagsgeschehen in der unmittelbaren Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, in der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs sowie in den wechselvollen Gemengelagen des Kalten Krieges, wobei Fragen der deutschen und der deutsch-deutschen Geschichte nicht zuletzt auch in ihren jeweiligen globalen Zusammenhängen – verbunden mit (post-)kolonialen Ansätzen – auf der Agenda standen. Im ersten Teil des jeweiligen Semesters wurden anhand ausgewählter relevanter Texte die thematischen Grundlagen erarbeitet sowie der grundlegende Umgang mit Archivmaterialien in der Sammlung geübt. Anschließend sollten die Teilnehmenden anhand ausgewählter Bestände eigene quellengestützte Fallstudien anfertigen. Das Seminar fand anfangs zweiwöchentlich statt, im zweiten Teil wurde in Einzelarbeit am Material der Sammlung Perthes gearbeitet, die Ergebnisse sodann der Seminargruppe in einer gemeinsamen Blockveranstaltung präsentiert und diskutiert.
Karten – Meere. Ein Forschungsseminar zur Arbeit mit historischen See- und Meereskarten (Wintersemester 2019/20)
Im Rahmen einer Lehrveranstaltung für die Master-Studiengang „Sammlungsbezogene Wissens- und Kulturgeschichte“ fand im Wintersemester 2019/20 in Kooperation mit dem BMBF Forschungsverbund „Karten- Meere. Für eine Geschichte der Globalisierung vom Wasser aus“ ein Forschungsseminar zur Sammlung Perthes statt. Unter der Leitung von Iris Schröder und Felix Schürmann wurden im ersten Teil ausgewählte thematisch relevante Aspekte der Kartographiegeschichte, der Raumtheorie sowie der marinen Geschichte erarbeitet sowie der grundlegende Umgang mit historischem Kartenmaterial geübt. Anschließend sollten die Teilnehmenden anhand ausgewählter Bestände aus der Sammlung Perthes eigene quellengestützte Fallstudien anfertigen. Das Seminar fand anfangs zweiwöchentlich statt, im zweiten Teil wurde in Einzelarbeit am Material der Sammlung Perthes gearbeitet. Die Ergebnisse wurden dann der Seminargruppe in einer gemeinsamen Blockveranstaltung präsentiert.
Das Heilige Land in Afrika: Die Gothaer Abessinienkartographie – ein Forschungsseminar zur Sammlung Perthes (Sommersemester 2016)
Im Rahmen einer Lehrveranstaltung für die Master-Studiengang „Sammlungsbezogene Wissens- und Kulturgeschichte“ fand im Sommersemester 2016 unter dem Titel „Das Heilige Land in Afrika: Die Gothaer Abessinienkartographie“ ein Forschungsseminar zur Sammlung Perthes statt.
Unter der Leitung von Iris Schröder, Wolbert Smidt und Fesseha Berghe wurden im ersten Teil ausgewählte thematisch relevante Teile der Kartographiegeschichte und Raumtheorie erarbeitet sowie der grundlegende Umgang mit historischem Kartenmaterial geübt. Anschließend sollten die Teilnehmenden anhand ausgewählter Bestände aus der Sammlung Perthes eigene quellengestützte Fallstudien anfertigen. Das Seminar fand anfangs zweiwöchentlich statt, im zweiten Teil wurde in Einzelarbeit am Material der Sammlung Perthes gearbeitet. Die Ergebnisse wurden dann der Seminargruppe in einer gemeinsamen Blockveranstaltung präsentiert.
Polarisierendes Wissen: Die Kartierung der Arktis – ein Forschungsseminar zur Sammlung Perthes (Wintersemester 2015/16)
Im Rahmen einer Lehrveranstaltung für die Master-Studiengänge „Geschichtswissenschaft“ und „Sammlungsbezogene Wissens- und Kulturgeschichte“ fand im Wintersemester 2015/16 unter dem Titel „Polarisierendes Wissen: Die Kartierung der Arktis“ ein Forschungsseminar zur Sammlung Perthes statt.
Unter der Leitung von Iris Schröder gingen die Studierenden der Kartierung der Arktis im 19. Und 20. Jahrhunderts nach. Im ersten Teil sollten ausgewählte thematisch relevante Teile der Kartographiegeschichte und Raumtheorie erarbeitet sowie der grundlegende Umgang mit historischem Kartenmaterial geübt werden. Anschließend fertigten die Teilnehmenden anhand ausgewählter Bestände aus der Sammlung Perthes eigene quellengestützte Fallstudien an. Das Seminar fand anfangs wöchentlich statt, im zweiten Teil wurde in Einzelarbeit am Material der Sammlung Perthes gearbeitet. Die Ergebnisse wurden dann der Seminargruppe an einem gemeinsamen Blockseminartag im Januar präsentiert.
Der Scramble for Africa als kartographisches Projekt – Forschungsseminar (Wintersemester 2013/14)
Bei der Berliner Kongokonferenz tagten auf Einladung des deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck 1884/85 Vertreter aus 14 europäischen Staaten und den USA. Offiziell ging es um die Handelsfreiheit am Kongo und am Niger sowie um die Absprachen bezüglich weiterer kolonialer Erwerbungen seitens der europäischen Mächte. Das Schlussdokument, die Kongoakte, gab schließlich den Startschuss für die künftige territoriale Aufteilung Afrikas unter den europäischen Kolonialmächten.
Der erste Teil des Seminars widmete sich den genannten politischen Ereigniszusammenhängen zwischen den 1880er Jahren bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs. Im zweiten Seminarteil wurde dann in Rückgriff auf die in der Sammlung Perthes verwahrten zeitgenössischen Karten das den „Scramble for Africa“ begleitende kartographische Projekt genauer untersucht. Die erste Hälfte des Seminars fand wöchentlich auf dem Campus Erfurt statt. Die zweite Seminarhälfte wurde in Teilen als Blockseminar und in der Sammlung Perthes bzw. im Forschungszentrum Gotha abgehalten. Zu Beginn wurde ein Reader zur Verfügung gestellt.