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„…das Unternehmen, die Narren zu heilen…“ – Zur Herstellung und Funktion der Kategorie Heilung im Kontext der psychiatrischen Praxis der Heil- und Pflegeanstalt Sonnenstein in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts

„Irren ist heilbar!“ So lautete das Credo der noch jungen psychiatrischen Wissenschaften zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Europa. Diese Heilungsmaxime verfolgte man auch im Königreich Sachsen, als dort 1811 die erste staatliche Heilanstalt im deutschsprachigen Raum eröffnet wurde. Ziel des Projektes ist es, durch die Untersuchung des Konzepts Heilung, Aussagen über die Konstitution bürgerlicher Selbstbilder und Gesellschaftsideale in einer Zeit der wirtschaftlichen und sozialen Umbrüche zu treffen... mehr

Bild: Ansicht von Pirna mit Festung Sonnenstein um 1757 © Wikimedia Commons.

Tiere handeln. Mensch-Tier-Verhältnisse zwischen dem Horn von Afrika, Deutschland und der Welt

Lebende Elefanten, Giraffen, Strauße und Dromedare, Paviane und in Europa unbekannte Eselarten – die Liste der Tiere, die im 19. Jahrhundert global gehandelt wurden, war lang. Neben den zahlreichen Tieren waren auch ganz unterschiedliche Menschen in diesem Unternehmen involviert, das Tiere aus dem Inneren Afrikas in europäische Zoos brachten oder Tiere in andere afrikanische Regionen transportierte, um sie in kolonialen Projekten einzusetzen. Der deutsche Tierhändler und -fänger Josef Menges (1850–1910) war mehr als dreißig Jahre lang in diesem Unternehmen tätig und jagte, fing, transportierte und verkaufte in dieser Zeit tausende große und kleine, lebende und tote Tiere... mehr

Bild: „Ausladung einer Sendung afrikanischer Thiere aus dem Schiffe „Urano“ in Triest. Nach der Natur aufgenommen von H. Leutemann.“ In: Die Gartenlaube, 1874.

Das naturwissenschaftliche Zeitalter in der Provinz – Forschen, Sammeln und Präsentieren als gesellige Praktiken um 1900

Mit der ersten Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte im Jahr 1822 begann laut Werner von Siemens (1886) ein „naturwissenschaftliches Zeitalter“, in dem sich die Naturwissenschaften für weitere Bevölkerungsgruppen öffneten und nicht mehr ausschließlich in Fachkreisen thematisiert wurden. Das Dissertationsprojekt untersucht wie diese von Siemens konstatierte Öffnung der Wissenschaften in der Provinz ablief... mehr

Bild: Gothaischen Zeitung, 2. November 1881 © Forschungsbibliothek Gotha.

Deutscher Osten, Polnischer Westen. Zur Konstruktion deutsch-polnischer Räume in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – Eine Wissensgeschichte

Das Projekt untersucht, auf welche Weise von Geographen, Kartographen und Ethnologen vermeintlich homogene Räume hergestellt und diese als politische Aussagen popularisiert wurden. Dabei wird die Wissensproduktion zu thematischen Karten und ethnographischen Objekten deutscher und polnischer Verlage, Museen und Institutionen analysiert... mehr

Bild: Tafel XI „Polacy B“ aus dem Atlas „Geograficzno-Statystyczny Atlas Polski“ von Dr. Eugenjusz Romer, veröffentlicht 1921 in Lwow © Wikimedia Commons, Maproom.

Bruno Hassensteins Kartographien Japans: Eine andere Geschichte der deutschsprachigen Japanologie

Aus historischer Perspektive ist die deutschsprachige Japanologie eine relativ junge wissenschaftliche Disziplin. Ihr Ursprung datiert sich auf das ausgehende 19. Jahrhundert, als Diplomaten, angeworbene „Kontraktausländer“, Forschungsreisende und ehemalige Sinologen begannen, Japans Ökonomie, Religion, Medizin, Rechtswesen, Sprache sowie Geschichte zu studieren. Die europäische Scientific Community der Japanforschung war jedoch genauso daran interessiert, Japan geographisch und kartographisch zu erfassen. An diesem Projekt war allen voran der Gothaer Kartograph Bruno Hassenstein beteiligt... mehr
Bild: 秋山永年墨仙[作図] / 船橋渡 ; 船越守愚[撰], Fujimi Juusanshuu Yochi No Zenzu, Japan: Shūseidō 1843, 155 × 175cm, Forschungsbibliothek Gotha, Sammlung Perthes, SPK 30.15.b.06 C (01), Bl. 8.

Swahili Manuskript 1937

Swahili erforschen. Afrikanistische Sprachwissenschaft in Deutschland, Großbritannien und Ostafrika, 1843-1945

Nach der Ankunft erster Missionare im heutigen Kenya in den 1840er Jahren weckte die ostafrikanische Verkehrssprache Swahili in Europa Interesse. Zunächst waren es einzelne Missionare, die die Sprache erlernten, sich über ihre Standardisierung stritten, Sprachproben aufzeichneten und die Bibel übersetzten. Mit der Institutionalisierung der Kolonialwissenschaften in der Wende zum 20. Jahrhundert wurde die Erforschung des Swahili dann in den Metropolen der Kolonialmächte Deutschland und Großbritannien fest etabliert. Die afrikanistische Sprachforschung steht somit in engem Zusammenhang mit missionarischen und kolonialen Herrschaftsansprüchen über die politischen Umbrüche des 19. und 20. Jahrhunderts hinweg... mehr

Bild: Manuskript der Swahili-Dichtung »Qissati Yusufu«, geschrieben von Muhamadi Kijuma, ca. 1937. © STAATSBIBLIOTHEK ZU BERLIN – Preußischer Kulturbesitz, Orientabteilung, Hs. or. 9893.

Ausschnitt Karta Mira von Stams

Der sozialisitische Maßstab. Die kartographische Produktion des VEB Hermann Haack, 1955-1989

Die Geschichte des Verlages Justus Perthes Gotha war besonders im 20. Jahrhundert von diversen Umbrüchen und den Spannungslagen der politischen Systemkonkurrenzen geprägt. Die Lage des Verlagshauses in der DDR führte 1953 schließlich zur Enteignung und anschließenden Verstaatlichung, was weitreichende Folgen haben sollte. Obschon sich in den Verlag eine lange Tradition einschrieb, wurde nicht nur der Verlag selbst als Volkseigener Betrieb restrukturiert, sondern auch die Kartographie im Zuge der politischen Ideologie des Sozialismus neu aufgestellt. Doch wie wurde Kartographie im Sozialismus umgestaltet? Anhand der kartographischen Wissensproduktion des VEB Hermann Haack, geht das Projekt der Frage nach, wie politische Interessen die Modi und den Inhalt kartographischer Erzeugnisse beeinflussten... mehr