Neuerscheinungen

Balbiani, Florian, Mission – Kolonialismus – Nationalsozialismus. Ernst Dammann und die Hamburger Afrikanistik, 1930–1937 (= Hamburger postkoloniale Studien, Bd. 8), München 2023.
Die Afrikawissenschaften treten immer stärker in den Fokus der kritischen Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe europäischer Gesellschaften. Florian Balbiani untersucht die bisher kaum erforschte Geschichte der sprachwissenschaftlichen Afrikanistik in der Zwischenkriegszeit. Nach dem Ende der deutschen Kolonialherrschaft begab sich die Disziplin auf die Suche nach neuer praktischer Relevanz und blieb dabei ihren missionarischen und kolonialen Ursprüngen treu. Die Arbeit zeigt, welche ideologischen und politischen Einflüsse das Fach in den 1930er Jahren prägten und wie sich ihre Vertreter positionierten. Dazu betrachtet sie das wissenschaftliche Wirken sowie das politische und kirchliche Engagement des Hamburger Afrikanisten Ernst Dammann und arbeitet daran die Vorstellungen, Netzwerke und Rahmenbedingungen heraus, die die Wissensproduktion bestimmten.
"Mission – Kolonialismus – Nationalsozialismus" ist im Mai 2023 im Allitera Verlag erschienen.

Berger, Claudia, Die ›Zwischenzeit‹ der Kapkolonie 1902–1910. Taktisches Handeln und politische Imaginationen im Transformationszeitraum, Berlin/Boston 2023.
Wie lässt sich Widerstand historiographisch beobachten? Die vorliegende Arbeit wählt eine praxistheoretische Perspektive und einen interdisziplinären Ansatz, um die Dynamiken von Herrschaftspraxis und Widerstand am Beispiel des politischen Transformationszeitraums von 1902–1910 in der Kapkolonie aufzuzeigen. Claudia Berger zeigt, wie radikalisierende administrative Ausgrenzungs- und Entrechtungsstrategien auf taktisches Handeln rassistisch marginalisierter Menschen trafen. Die Aktivist*innen werden in einem breiten Spektrum politischer Vorstellungen, Handlungsweisen und Taktiken verortet; ihr Kampf galt nicht nur den konkreten Praktiken der Ausgrenzung und Entrechtung, sondern auch den Bedeutungskategorien, die diese ermöglichten. Über Praktiken der Repräsentation und Mobilisierung wurde ein vielstimmiger Widerstand gegen das kolonialstaatliche System Weißer Vorherrschaft organisiert. Die Relevanz der Arbeit liegt nicht nur in der sehr eindringlichen Quellenarbeit zu einer bislang wenig beachteten, aber folgenreichen Epoche der südafrikanischen Geschichte, sondern auch in der methodischen Konzeptionierung, die von soziologischen, literatur- und medienwissenschaftlichen Zugängen bereichert wird.
„Die ›Zwischenzeit‹ der Kapkolonie“ ist im De Gruyter Oldenbourg Verlag erschienen und Teil der Reihe Studien zur Internationalen Geschichte.

Schröder, Iris/ Schürmann, Felix/ Struck, Wolfgang (Hg.), Jenseits des Terrazentrismus. Kartographien der Meere und die Herausbildung der globalen Welt, Göttingen 2022.
»Jenseits des Terrazentrismus« lädt dazu ein, die Formierung der globalen Welt vom Wasser aus zu betrachten – und von dessen Medialisierung in Karten. In geschichts-, literatur- und medienwissenschaftlichen Beiträgen regt das Buch eine neue Globalisierungsforschung an, die das Geschehen auf und die Beschäftigung mit den Meeren als konstitutiv für die Herausbildung von Globalität begreift.
"Jenseits des Terrazentrismus" ist im August 2022 im Wallstein Verlag erschienen.