Max-Weber-Kolleg (Steinplatz 2) / Raum 507b (4. OG)
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Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien
Steinplatz 2
99085 Erfurt
Universität Erfurt
Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien
Postfach 90 02 21
99105 Erfurt
Wie reagieren Individuen und Gemeinschaften auf Katastrophen? Welche Rolle spielen Krisen in gesellschaftlichen Prozessen? Diese Frage beschäftigte bereits in den 1950er, 60er und 70er Jahren verschiedene neu gegründete, zumindest teilweise über das US-Militär finanzierte „disaster research groups“ am National Opinion Research Center, im National Research Council und dem Disaster Research Center der Ohio State University. Die dort angesiedelten Wissenschaftler/-innen sammelten innerhalb wie außerhalb der USA in Literaturrecherche und unzähligen Feldstudien Wissen über das menschliche (Sozial-)Verhalten in Erdbeben, Fabrikexplosionen und „racial riots“ und simulierten „organziational stress“ in Laborexperimenten. Als wichtigste Eigenschaft von „Katastrophen“ und den disparaten Phänomenen, die die Forscher/-innen untersuchten, trat hervor, dass sie gesellschaftliche „Muster“ und „Strukturen“ in Bewegung versetzten, unterbrachen, stabilisierten, aber auch potentiell transformierten.
Mein Habilitationsprojekt untersucht die Erkenntnisinteressen, Verfahrensweisen und Forschungsergebnisse der Katastrophenwissenschaftler/-innen sowie die Nutzung des produzierten Wissens und dessen transnationale Zirkulation. Es analysiert, wie die Forscher/-innen ausgehend von dem kumulierten Wissen, das sie in der empirischen Untersuchung verschiedenster katastrophischer Ereignisse gewannen, übergeordnete Thesen über die Dynamiken gesellschaftlicher (Neu-)Ordnungen, Unterbrechungen und Umbrüche generierten. Ich zeige, dass die Katastrophenforschung darauf abzielte, ein Regulierungswissen bereitzustellen, das wesentlich ein Wissen über soziale Differenz und Ungleichheiten war, und dass die Forschung selbst auf allen Ebenen der Wissensproduktion von solchen Ungleichheiten durchdrungen war.
Mein Forschungsprojekt reiht sich in das Feld der Wissenschafts- und Wissensgeschichte des Kalten Krieges ein, aber auch in die historische Katastrophenforschung. Darüber hinaus trägt es zur Historisierung des Nachdenkens über die Dynamiken von Ordnung/Unordnung/Neuordnung und Bewegung/Beschleunigung/Kollaps bei. Ich orientiere mich an feministischen und postcolonial science studies, den governmentality studies und verflechtungsgeschichtlichen Ansätzen. Indem mein methodischer Zugang diskursanalytisch, praxeologisch und sozialgeschichtlich zugleich ist, lässt er beschränkende Departementalisierungen hinter sich und ermöglicht eine Geschichte der Gegenwart, die uns aktuelle Umgangsweisen mit Krisen und Katastrophen besser verstehen lässt.
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