Prof. Dr. Claudine Moulin

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Fellow (Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien)

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Prof. Dr. Claudine Moulin

Zur Person

Claudine Moulin studierte Deutsche und Englische Philologie in Brüssel und Bamberg. Nach ihrer Promotion (1990) war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin für Historische Sprachwissenschaft und Ältere Deutsche Literatur an der Universität Bamberg tätig, wo sie sich 1999 im Fach Germanistik habilitierte. Sie war für mehrere Forschungsaufenthalte als Heisenberg-Stipendiatin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in Oxford (1995, 1997), wo sie sich mit volkssprachlichen Paratexten und Marginalien in mittelalterlichen Handschriften beschäftigte. 2002 war sie Professorin für Linguistik an der Universität Luxembourg. Seit 2003 ist sie Inhaberin des Lehrstuhls für Historische Sprachwissenschaft im Fach Germanistik der Universität Trier (Deutschland) und Co-Direktorin des Trier Center for Digital Humanities (TCDH).

Claudine Moulin war u. a. Mitglied des Standing Committee for the Humanities der European Science Foundation (ESF) und Mitglied der Social and Cultural Innovation Strategy Working Group von ESFRI (European Strategy Forum on Research Infrastructures). Sie ist u. a. Gründungsmitglied von DHd, dem Verein für digitale Geisteswissenschaften im deutschsprachigen Raum, Mitglied des Mediävistischen Arbeitskreises der Herzog August Bibliothek (Wolfenbüttel), Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Reformationsgeschichtlichen Forschungsbibliothek (Wittenberg) und Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats des Deutschen Historischen Instituts in Paris (DHI Paris).

2010: Rezipientin des Akademiepreises (Akademie der Wissenschaften und Literatur, Mainz).

2012/13: Gastprofessorin an der École Pratique des Hautes Etudes EPHE/Sorbonne in Paris (Kunstgeschichte).

2014/15: Fellow, Institut d'Études Avancées de Paris (IEA)

2019-2021: Gastprofessorin, École des Hautes Études en Sciences Sociales / EHESS Paris

Forschungsinteressen

Die Forschungsinteressen von Claudine Moulin umfassen u.a. die Bereiche mittelalterliche Sprachen und Literatur, Manuskript- und Buchstudien, Marginalienstudien, Sprachwandel, urbane und religiöse Textsorten, Grammatikographie und digitale Geisteswissenschaften.

Forschungsprojekt

Das Religiöse verhandeln - Sprachliche und kommunikative Praktiken in der frühneuzeitlichen Urbanität | Negotiating the Religious – Linguistic and Communicative Practices in Early Modern Urbanity

Das Projekt untersucht sprachliche Muster, skripturale Praktiken und Sprachwandel im Kontext städtischer Kommunikation und deren Interaktion mit religiösen Praktiken, Ideen und Institutionen. Für Westeuropa hat die Entwicklung städtischer Strukturen seit dem Spätmittelalter zu typischen Formen städtischer Schriftlichkeit geführt. Insbesondere der Wechsel einer hauptsächlich religiös geprägten Schriftlichkeit und Textualität im Kontext einer „geschlossenen“ lateinisch dominierten mittelalterlichen Klosterkultur hin zu offenen städtischen Zentren mit ihren eigenen vernakularen Schriftlichkeitspraktiken hat neue Textgattungen und sprachliche Strategien hervorgebracht, die in einem umfassenderen und interdisziplinären Kontext analysiert werden müssen, insbesondere etwa im Kontext der Reformation im deutschsprachigen Raum.

Die Bearbeitung dieser Fragestellung im methodischen Rahmen der Kollegforschungsgruppe "Religion und Urbanität: Reziproke Formationen" unter besonderer Berücksichtigung eines genuin urbanen Textkorpus - nämlich volkssprachlicher Grammatiken, Schreiblehren und linguistischer Traktate des 16. und 17. Jahrhunderts - soll neue Erkenntnisse nicht nur für die historische Sprachwissenschaft, sondern auch für die Nachbardisziplinen ermöglichen. Die in der Kollegforschungsgruppe bereits entwickelten methodischen Ansätze werden dabei insbesondere aus der Sicht einer soziopragmatischen Sprachgeschichtsschreibung theoretisch erschlossen. Sowohl das um die Begriffe der Heterarchie für die Untersuchung von Akteurskonstellationen und der Ko-Räumlichkeit für die Untersuchung unterschiedlicher Formen von Verräumlichungen entwickelte konzeptionelle Instrumentarium als auch die drei Schwerpunkte für die zweite Projektphase (Gruppenbildung, Merkantilisierung und Grenzziehung) können im Rahmen des vorliegenden Vorhabens vertieft werden. Darüber hinaus scheinen auch Faktoren der Ambivalenz und Resilienz innerhalb der untersuchten Textquellen eine gewisse Rolle zu spielen, etwa bei der Einordnung und Beschreibung von sprachlicher Variation sowie bei der Festschreibung normativer sprachlicher Modelle. Die zentrale methodische Idee besteht darin, neben der Erkundung der Konzepte der Kollegforschungsgruppe aus der Sicht einer anderen Disziplin (nämlich der historischen Linguistik), diese Methoden gezielt auf einen sozio-pragmatischen Ansatz der Sprachgeschichtschreibung zu übertragen. Umgekehrt zielt das Projekt mit seinen Methoden aus der historischen Stadtsprachenforschung sowie der konfessionellen Sprachgeschichte in einem interdisziplinären Ausstausch darauf ab, einen Dialog und methodische Synergien mit verwandten Disziplinen wie Geschichte, Soziologie, Anthropologie und Theologie zu ermöglichen.

Literatur:

Moulin, Claudine (2021): Aufstieg der Volkssprachen, der Buchdruck und die Macht der Sprache. Eine Fallstudie zur frühen Grammatikschreibung des Deutschen. In: Jan Martin Lies (ed.): Wahrheit – Geschwindigkeit – Pluralität. Chancen und Herausforderungen durch den Buchdruck im Zeitalter der Reformation, Göttingen, 145–162; Peter von Polenz/ Claudine Moulin (2021): Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. I. Einführung – Grundbegriffe – 14. bis 16. Jahrhundert. 3. A., Berlin – Boston.

Publikationen

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