Die Geschichte des Verlages Justus Perthes Gotha war besonders im 20. Jahrhundert von diversen Umbrüchen und den Spannungslagen der politischen Systemkonkurrenzen geprägt. Die Lage des Verlagshauses in der DDR führte 1953 schließlich zur Enteignung und anschließenden Verstaatlichung, was weitreichende Folgen haben sollte. Obschon sich in den Verlag eine lange Tradition einschrieb, wurde nicht nur der Verlag selbst als Volkseigener Betrieb restrukturiert, sondern auch die Kartographie im Zuge der politischen Ideologie des Sozialismus neu aufgestellt. Doch wie wurde Kartographie im Sozialismus umgestaltet? Anhand der kartographischen Wissensproduktion des VEB Hermann Haack geht das Projekt der Frage nach, wie politische Interessen die Modi und den Inhalt kartographischer Erzeugnisse beeinflussten. Hierzu werden zentrale Publikationen und Projekte des Verlags wie der "Haack Großer Weltatlas", der "Atlas zur Geschichte" oder die Beteiligung an der „Карта Мира“ herangezogen. Gleichsam wirft dies auch die Frage auf, welche Art von Kartographie unter den Bedingungen des Sozialismus und des Kalten Krieges entwickelt wurde und wie diese sich in internationale Kontexte einschrieb. Da der Verlag eine relative Monopolstellung zur Herstellung kartographischer Produkte in der DDR besaß, gibt die Studie nicht nur Aufschluss über die Kartographie des Verlags selbst, sondern auch über die Rolle der Kartographie in der DDR im Allgemeinen.
Bild: Stand des VEB Hermann auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1971, Forschungsbibliothek Gotha, Sammlung Perthes, SPA BA Messefotografien 1963–1988.