Lucia Iacomella, M.A.

Projektskizze

Projektskizze

Poetiken des Durchschnittsmenschen um 1900 


Ziel des Dissertationsprojekts ist es, die Figur des ‚Durchschnittsmenschen’ als wissenspoetologischen Gegenstand zu untersuchen, wie er um 1900 auf dem Feld der Literatur auftaucht. Mit Blick auf seine epistemologischen, institutionellen und poetologischen Hintergründe soll der homme moyen Gegenstand einer „Poetologie des Wissens“ (J. Vogl) sein: Entstanden aus dem Geist der aufklärerischen Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung, wurde die Figur von Adolphe Quételet zum Zentrum seiner physique sociale erklärt, und ausgehend von dieser Karriere des ‚Durchschnittsmenschen’ ist zu fragen, inwiefern er sich seither in den Humanwissenschaften etabliert hat, welche Veränderungen er in den Sozialwissenschaften erfahren hat und insbesondere, wie und in welcher Funktion er in die Erzählpoetiken um und seit 1900 eingegangen ist. Ansetzen soll das Projekt in jener „Belle Époque“, für die Jürgen Link die Entstehung und Verbreitung von flexiblen Taktiken, Praktiken und Theorien beobachtet hat, die fixierende und exkludierende Normalisierungsstrategien überlagert und dynamisiert und damit den normalistischen Diskurskomplex nachhaltig verändert haben. Daran anschließend soll sich die Arbeit in erster Linie mit den Werken von Robert Walser und Franz Kafka befassen; die Beiträge anderer Autoren zu diesem Thema, etwa Robert Musil, sollen ergänzend oder als Kontrastfolie herangezogen werden.

Wissenschaftlicher Werdegang

Wissenschaftlicher Werdegang

seit November 2008 | Stipendiatin im Forum Texte.Zeichen.Medien 

seit Oktober 2008 | assoziiertes Mitglied des PhD-Net Das Wissen der Literatur an der Humboldt Universität zu Berlin

2006 – 2008 | Doktorandin an der Universität Pisa

1998 – 2005 | Studium der Germanistik, Anglistik und Judaistik in Venedig, Tübingen und Berlin.

Forschungsschwerpunkte

Forschungsschwerpunkte

  • Deutsch-jüdische Literatur des 20. Jahrhundert
  • Lyrik nach 1945
  • Literatur und Wissen