Doktorandin (Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien)

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Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien
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Universität Erfurt
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99105 Erfurt

Aileen Jennifer Becker

Zur Person

Curriculum Vitae

  • seit 11.2022 Doktorandin der KFG „Religion und Urbanität“ am Max-Weber-Kolleg, Universität Erfurt
  • 02.2022 – 10.2022 Digitalisierungsmanagerin an der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
  • 11.2019 – 12.2021 Projektleitung zur Provenienzforschung an den Städtischen Sammlungen der Universitätsstadt Tübingen (Drittmittelprojekt gefördert durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste)
  • 06.2018 – 07.2019 Ehrenamt als Sprecherin der Volontierenden in Rheinland-Pfalz/Saarland
  • 03.2018 – 07.2018 Weiterbildung zur Provenienzforschung an der Freien Universität Berlin in Kooperation mit der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen Bayern (Zertifikat)
  • 08.2017 – 08.2019 Volontariat bei der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz in Kooperation mit dem Historischen Museum der Pfalz in Speyer (Ausstellungs- und Sammlungsmanagement)
  • 02.2017 – 03.2018 Kontaktstudium Kulturmanagement an der PH Ludwigsburg (Zertifikat)
  • 04.2015 – 08.2016 HiWi in der Archäologischen Sammlung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Museale Aufgaben)
  • 03.2015 – 04.2015 Praktikum im Deutschen Archäologischen Institut in Athen (Samos-Archiv und Bibliothek)
  • 04.2014 – 04.2017 Master-Studium der Archäologischen Wissenschaften an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (M.A.)
  • 11.2012 – 03.2014 Studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Alte Geschichte der Universität Konstanz (z.B. Datenbank zu Prätorianerpräfekten für das Projekt „Das Schwert hinter dem Kaiser“ erstellt)
  • 10.2010 – 03.2014 Bachelor-Studium der Geschichte und Kulturwissenschaften an der Universität Konstanz (B.A.)

Forschungsprojekt

Das gemeinsame Baden der Christen: Konflikte urbaner Akteure und Institutionen in den literarischen Quellen

Das geplante Forschungsvorhaben hat die christliche Badekultur in Kaiserzeit und Spätantike im Fokus. Es soll eine Lücke schließen im derzeitigen Wissensstand zu christlichen Lebensräumen und deren Konstitution im urbanen Raum. Die Christianisierung des Imperium Romanum verändert im ersten Jahrtausend grundlegend die gesellschaftliche Raumverhältnisse. Das entstehende Interdependenzgeflecht aus Kirche und Staat, Gesellschaft und Herrschaft ist in seiner Dynamik und Komplexität hochdifferenziert. In welchen neuen Raumstrukturen diese gründen, soll bei der geplanten Untersuchung beleuchtet werden, in der die Bäder und Badegewohnheiten der Christen als gemeinschaftsbildend Forschungsgegenstand sind. Dabei spielt der Konflikt im Baderaum eine tragende Rolle, der Gruppenbildungen und Segmentierungen, Konformität und Distinktionräumlich abbildet. In den Badeanlagen ist das Spannungsverhältnis zwischen der heidnischen kulturellen Prägung und den christlichen Einflüssen in spezifischer und zugleich auf multiple Weise sichtbar. Bäder und Badeanlagen des Imperium Romanum sind in republikanischer Zeit Orte der Performanz und Distinktion2 der urbanen Identität und des Prestiges.

Die Christen formen diesen Lebensbereich in der Kaiserzeit für sich neu und “refigurieren“ damit eine urbane Institution und zentrales gesellschaftliches Bausegment, d.h. sie okkupieren und wandeln es ihrem eigenen Wachstum entsprechend, sodass sich christliche Bäder als neue Räume und christliche Badegewohnheiten als gängige Praxis herauskristallisieren. Der Begriff der „Refiguration“ ist der Raumsoziologie entnommen und geht auf Norbert Elias zurück, welcher die Figuration eingeführt hat als ein Konstrukt, welches das reziprok-relationale Verhältnis von Individuen als Gesellschaft konstituierende Entitäten entwarf.Es geht mir darum, gesellschaftliche Entwicklungsprozesse räumlich zu verstehen und zu beschreiben. Angewandt auf die religiös beeinflusste Badepraxis der Spätantike heißt das, die Christen gestalten durch ihre Nutzung der Baderäume eine christliche Badekultur. Wie sich dieser Prozess der Refiguration vollzieht und die Einstellung der Gesellschaft zum Bad und zueinander beim Bad in seiner ambivalenten Haltung wandelt, wird im Forschungsvorhaben eingehend zu untersuchen sein. Weder die Badenden noch der Baderaum existieren isoliert, vielmehr stehen sie in einem gegenseitigen Gestaltungsverhältnis. Diese Reziprozität ist eminent und liegt der figurationssoziologischen Untersuchung von Bädern und Baden in Kaiserzeit und langer Spätantike zugrunde.

 

1 Nach P. Bourdieu: Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Suhrkamp (Frankfurt am Main 1982) /Original: La distinction. Critique sociale du jugement (Paris 1979) ein Begriff, der die Abgrenzung von Personen und Gruppen zur eigenen Selbstvergewisserung beschreibt.
Ebd.
M. Löw: Raumsoziologie. Suhrkamp (Frankfurt am Main 20158); N. Elias: Über den Prozess der Zivilisation. Sozialgenetische und psychogenetische Untersuchungen. Suhrkamp (Frankfurt am Main 201032).

Publikationen