Lukas Bartl

lukas.bartl@posteo.de

Doktorand (Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien)

Kontakt

Forschungsbau "Weltbeziehungen" / C19.03.24

Sprechzeiten

nach Vereinbarung

Besucheranschrift

Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien
Forschungsneubau „Weltbeziehungen“ C19
Nordhäuser Str. 63
99089 Erfurt

Postanschrift

Universität Erfurt
Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien
Postfach 90 02 21
99105 Erfurt

Lukas Bartl

Zur Person

  • 2015 – 2016: Freiwilligendienst bei Nkosi’s Haven, Johannesburg.
  • 2016 – 2020: Bachelor of Arts | Staatswissenschaften/Governance and Public Policy | Universität Passau.
  • 2020 – 2023: Master of Arts | Geschichte and Politik des 20. Jahrhunderts | Friedrich-Schiller-Universität Jena (inklusive eines Semesters an der KU Leuven im Winter 2021/22).
  • 2021 – 2022: Freiberuflicher Assistent von Dr. Fabien Théofilakis (Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne).
  • 2021 – 2023: Studentische Hilfskraft von Dr. Carsta Langner (Friedrich-Schiller-Universität Jena).

Forschungsprojekt

Naturally beautiful. Naturally fit. Naturally healthy – the topos of „Natürlichkeit“ in GDR health publications and its political and social dimensions 

Das Leben im Einklang mit der Natur, das Streben nach "natürlicher Schönheit" oder das Vertrauen in die "natürlichen" (Selbst-)Heilungskräfte des Körpers bilden starke Vorstellungen in der modernen Gesellschaft. Hartmut Rosa hat die Natur als eine zentrale Resonanzsphäre der Moderne identifiziert. Wenn Natur eine zentrale Resonanzsphäre ist, dann ist Natürlichkeit das zentrale Resonanzversprechen an das moderne Publikum. Die Mehrdeutigkeit des Begriffs und seine Verwendung machen ihn zu einem sehr reizvollen und zugleich schwer fassbaren Gegenstand der historischen Forschung.
Mein Projekt will dieses Resonanzversprechen auf verschiedenen Ebenen im Kontext der späten DDR und Ostdeutschlands in der Transformationsphase um 1989/90 und dem vorangegangenen Jahrzehnt untersuchen. Auf der Ebene des Selbst wurde der Körper als Ort der "Natürlichkeit" konzeptualisiert und damit ein Versprechen auf ein besseres oder reineres Verhältnis zur Welt für das Individuum transportiert. Gesundheitsmagazine wie "Deine Gesundheit" oder "Für Dich" vermittelten ein Ideal von natürlicher Schönheit und natürlicher Gesundheit, das mit "unnatürlichen" Schönheits- oder Gesundheitstrends wie Tattoos, Piercings oder Fast Food kontrastiert wurde. In dem Maße, in dem solche Tendenzen explizit oder implizit mit dem Westen assoziiert wurden, dienten Vorstellungen von "Natürlichkeit" auch einem politischen Zweck und wurden - wie ich argumentieren möchte - zu Elementen einer imaginierten ostdeutschen Identität. 

Eine Identität, die sich auf recht komplexe Weise manifestierte und von verschiedenen Akteuren durch vielfältige Perspektiven gespeist wurde. Eine (natürlichere) Lebensweise war ein Hauptanliegen der oppositionellen Kräfte in den 1980er Jahren. Als in den 1980er Jahren in der DDR Ängste und Wut in Bezug auf Umweltprobleme reiften, kam es zu einer merkwürdigen Fetischisierung des "primitiven" Ostdeutschen im Westdeutschen, die nach 1989/90 eskalierte, als sich die Erwartungen an den Anderen in "Nackt-Krieg[en]" an den Stränden der Ostsee entluden - wie die BILD-Zeitung titelte - und eine vermeintliche "Natürlichkeit" des ostdeutschen Körpers und der Sexualität bereits ab Mitte der 1990er Jahre als positiver lieux de mémoire auftrat. 
Das Thema bietet vielfältige Möglichkeiten, verschiedene resonanzbezogene (und andere) Fragen zu stellen - zu viele, um sie alle zu beantworten, aber ich werde versuchen, zumindest ein paar zu beleuchten.

Publikationen

Bartl, Lukas/Gerstmeier, Markus/Rehbein, Malte: Die „Waldwerke GmbH Passau“ (1942/43-1945) und ihre Belegschaft im Spiegel von Arbeitsbüchern. Historische Datenforschungen zu NS-Rüstungsindustrie und Kriegsgesellschaft in Ostbayern, in: Passauer Jahrbuch LXIV (2023), pp. 201-246.

Ostrowski, Alina et al.: Arbeitsmigration in der süddeutschen NS-Kriegswirtschaft. Computergestützte Datenexploration mittels historischer Geoinformation und Netzwerkanalyse, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 74, H. 9/10 (2023), pp. 550-570.

Weitere Informationen

Mitorganisierte Ausstellungen:

Dachauer Prozesse – Verbrechen, Verfahren und Verantwortung | Gedenkstätte Dachau | 29. April 2022 – 31. Dezember 2023.