Lucas Auradniczek
lucas.auradniczek@uni-erfurt.deDoktorand (Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien)
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C19 – Forschungsbau „Weltbeziehungen“ / C19.03.18
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Persönliche Informationen
Lucas Auradniczek, M.A., absolvierte 2024 sein Studium der Angewandten Musikwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen. Seit Januar 2025 ist der Promotionsstipendiat der Universität Erfurt an der IGS „Resonant Self-World Relations“.
Während des Studiums war er als Studentische Hilfskraft bei Prof. Dr. Matteo Nanni in der Historischen Musikwissenschaft und Dr. Sabine Schneider-Binkl in der Musikpädagogik beschäftigt. Er arbeitete außerdem in der Stabsabteilung Forschung und am International Office der JLU.
Arbeits- und Forschungserfahrungen beim Deutschen Musikrat, beim Erasmus+-Programm “Values and Attitudes Education for Inclusive Europe” und bei verschiedenen Projekten zu Identität, zur Stimme oder zum Holocaust im Musikkontext bilden neben eigener künstlerischer Betätigung seinen interdisziplinären Blick auf das Phänomen Musik.
Forschungsprojekt
Entfremdung als musikästhetische Beziehungsqualität
Spätestens seit Beginn der bürgerlichen Kultur wird häufig dem Ästhetischen und der Musik im Speziellen eine besondere Rolle in der Lebensgestaltung zugeschrieben: Als Sphäre, die sich den Rationalisierungsprozessen der Moderne entgegenstelle, biete sie in ihrem Selbstzweck der Sinnlichkeit und des Erlebens eine Möglichkeit zur Selbstverwirklichung und Autonomie.
Dabei ist und war die Funktion von Musik freilich eine vielschichtigere als jene einer “Ästhetischen Oase”. Musik nimmt vielmehr sowohl die Rolle eines Gegenübers ein, zu dem eine Beziehung eingegangen werden kann, als auch als ein Medium, das eine Form der Beziehung an sich darstellt. Durchaus kann es eine solche der ätherisch-regellosen Welt sein, die als autonom wahrgenommen wird und so Momente der Resonanz (im Sinne Hartmut Rosas) besonders begünstigt. In ihrer gegenwärtigen populären Erscheinungsform jedoch ist Musik tief mit Prinzipien der Rationalisierung verzahnt – und war es vielleicht bereits schon seit Beginn der Moderne.
Unsere Kreativökonomie produziert Zeichen und Emotionen für den Nutzer, die wiederum in ein komplexes semiotisches Geflecht verwoben sind, welches über die Sphäre der Musik hinausgeht. Die Stellung der massenkonsumierten Musik (Populäre Musik) in der Gesellschaft wird dabei nicht nur im Bereich der Musikästhetik seit Beginn der Moderne diskutiert. Ist sie Spiegel einer sich zunehmend passiven “berieselnden” Ästhetisierung oder ist in ihr ein kritisches Potential auszumachen?
Eine sich weiterhin rasant beschleunigende und vernetzende Welt befördert den Diskurs um die Rolle des musikalisch-ästhetischen für das Subjekt und die Gesellschaft.
Innerhalb dieser Gedankenbahnen beschäftigt sich das Dissertationsprojekt mit dem Entfremdungsbegriff und mit Populärer Musik. Entfremdung als Beziehungsqualität kommt im ästhetischen Kontext eine interessante Rolle zu: Eigentlich als nicht wünschenswerter Zustand wird sie jedoch auch in Populärer Musik sowohl textlich thematisiert als auch musikalisch dargestellt und evoziert. Schon seit der Romantik in verschiedenen Schriften thematisiert, bietet gegenwärtig die Resonanztheorie von Hartmut Rosa und andere Theorien der Weltbeziehungen vielversprechende Anhaltspunkte, das Geflecht “Populäre Musik - Entfremdung” zu erforschen.