Forschungskolleg Transkulturelle Studien, Philosophische Fakultät, Historisches Seminar

Feeling Lucky. The Production of Gambling Experiences in Monte Carlo and Las Vegas

Datum
29. Nov 2023, 18:00 Uhr - 20:00 Uhr
Veranstaltungsort
IBZ, Internationales Begegnungszentrum
Reihe
Kolloquium Globalgeschichte
Veranstalter
Kolloquium Globalgeschichte / Forschungsgruppe "The Other Global Germany"
Referent(en)
Dr. Paul Franke (Marburg/Berlin)
Veranstaltungsart
Vortrag
Veranstaltungssprache(n)
Deutsch
Publikum
öffentlich

Öffentlicher Abendvortrag von Dr. Paul Franke (Marburg/Berlin) Rahmen des Kolloquiums Globalgeschichte.

Im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert wurden Monte Carlo und Las Vegas mehr als nur Standorte für eine profitable Kasinoindustrie. Sie verwandelten sich in Glücksspielerlebnisse, in eine besondere Art und Weise, wie die Menschen Spiele spielten und wie sie sie interpretierten. Die Kasinos in Monaco und Las Vegas boten eine allumfassende Konsumerfahrung, die über den bloßen Akt des Einsatzes von Geld auf ungewisse Ergebnisse hinausging. Historische Akteure der Glücksspielindustrie versuchten, dem Glücksspiel hier eine spezifische kulturelle, emotionale und moralische Bedeutung zu verleihen. Das Spielen fühlte sich hier anders an, obwohl sich Karten, Würfel, Roulette-Räder und Spielautomaten nicht wesentlich von denen unterschieden, die anderswo angeboten wurden.

Es war nicht das Glücksspiel an sich, das die Menschen nach Monte Carlo und Vegas zog, sondern das einzigartige Gefühl, das sie mit ihren Erfahrungen an den Spieltischen, in den Kasinos und sogar in den Städten selbst verbanden. „Feeling Lucky“ erzählt die Geschichte, wie Unternehmer, Kasinobetreiber, Architekten und Beamte über mehr als eineinhalb Jahrhunderte hinweg versuchten, Glücksspielerlebnisse zu schaffen, und untersucht, wie sie diese verkauften und wie die Besucher sie konsumierten.

Die Produktion von Erfahrungen war zentral für die Entstehung des modernen Konsumkapitalismus. In den letzten drei Jahrzehnten sind auch Städte immer mehr zu Produkten auf einem wettbewerbsorientierten globalen Markt geworden. Diese Tendenz wirft die Frage auf, warum und wie bestimmte Orte das Gefühl aufrechterhalten oder kultivieren, sie seien einzigartig oder unverwechselbar. Anstatt Emotionen und Erfahrungen zu verwerfen, kann die Untersuchung, wie sie produziert und reproduziert werden, Wirtschafts-, Stadt- und Kulturgeschichten neue Impulse geben.

Dr. Paul Franke ist Historiker an der Philipps Universität Marburg und Assoziierter Forscher am Centre Marc Bloch in Berlin. Er studierte Geschichte in Bielefeld und promovierte im Rahmen der International Max-Planck Research School „Moral Economies of Modern Societies“ am MPI für Bildungsforschung und er Humboldt Universität zu Berlin. Er war Eadington Fellow am International Center for Gaming Research an der University of Nevada Las Vegas und Gastwissenschaftler an der UC Berkeley. Seine Forschungsinteressen sind Wirtschaftsgeschichte als Kulturgeschichte, Konsumgeschichte, Stadtgeschichte sowie Globalgeschichte. 2023 ist sein Buch „Feeling Lucky“ bei Palgrave McMillan erschienen.