In seiner Begrüßung lobte der Dekan nicht nur den innovativen Forschungsansatz der Alttestamentlerin, sondern ebenso ihr Engagement im Wissenstransfer und ihre ehrenamtliche Mitarbeit in der Notfallseelsorge. Sie sei eine Wissenschaftlerin, die nicht nur theologische Forschung auf höchstem Niveau betreibe, sondern dabei den Bezug zur Praxis nie aus dem Blick verliere.
Genau dieser lebensweltliche Bezug zeigte sich in Dr. Aßmanns Vortrag, in dem sie unter Einbeziehung von Flora und Fauna und konkreten historischen Lebensrealitäten das oben genannte Zitat aus dem Buch Kohelet analysierte. Dieses Buch des Alten Testaments scheint für eine solche Analyse besonders gut geeignet, denn Kohelet lasse, so Dr. Aßmann, besonders viele Beobachtungen aus der Lebenswelt und Naturbilder in seine theologischen Reflektionen einfließen. Den Mandelbaum, die Grille und die Kaper beispielsweise stellt das Koheletbuch in den Horizont menschlichen Alterns und Sterbens. Darauf deuten nicht nur die Verse unmittelbar vor und nach Koh 12,5 hin, sondern auch die vorangehende Beschäftigung mit der Jugend und dem Alter. Doch was haben ein Mandelbaum, eine Grille und eine Kaper mit dem Sterben zu tun? Der im Alten Testament sehr häufig genannte Mandelbaum sei nicht nur als Dekoration für den Tempel genutzt worden, sondern stehe als Achtungszeichen dafür, dass JHWH über Israel wacht (vgl. Jer 1,11-12). Die Grille hingegen sei zu Zeiten des Alten Testaments eine gängige Delikatesse gewesen, habe als Grillenschwarm aber andererseits für eine Gottesstrafe gestanden, ähnlich wie die Pest oder eine Dürreperiode. Die Kapernbeere zu guter Letzt könne gerade in ihrem aufgeplatzten Zustand als Symbol für einen Neubeginn und die Zyklen der Natur stehen. Nachdem Dr. Aßmann verschiedene exegetische Ansätze und deren Problematiken vorgestellt hatte, kam sie zu dem Schluss, dass, während der Mandelbaum und die geplatzte Kaper beide Teil eines natürlichen, zyklichen Regenerationsprozess seien, die Heuschrecke in ihrer Verletzlichkeit und Sterblichkeit für den Menschen stehe. Durch den Bezug auf den Kreislauf der Natur und den Mandelbaum als Zeichen für das Wachen JHWHs über Israel lasse sich die Textstelle so interpretieren, dass der Mensch am Ende seiner Tage nicht aus dem Leben ins Nichts falle, sondern stattdessen zu JHWH zurückkehre, von dem er zu Beginn das Leben empfangen habe. „Es geht um sinnvolles Sterben“, schlussfolgerte Dr. Aßmann am Ende ihres Vortrags.
Nach der feierlichen Überreichung der Habilitationsurkunde durch den Dekan, ließen Dr. Aßmann und die Gäste den Abend bei einem Glas Wein und einem Buffet ausklingen.


