Doktorand (Forschungskolleg Transkulturelle Studien / Sammlung Perthes)

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Patrick Müller

Curriculum Vitae

seit Januar 2022
Promotionsstipendiat, EPPP-Nachwuchskolleg „Wissensgeschichte der Neuzeit" der Universität Erfurt

Mai 2024 – Juni 2024
JSPS-Forschungsstipendium für Promovierende, Forschungsaufenthalt in Tōkyō am Institute of Comparative Culture, Sophia Universität Tōkyō

2018 – 2019
JASSO Stipendiat an der Sophia Universität Tōkyō

2017 – 2021
Masterstudium der Geschichtswissenschaft an der Universität Erfurt

2017 – 2021
Studentische Hilfskraft an der Professur für Geschichte Westasiens bei Frau  Dr. Mara Albrecht

2014 – 2017
Bachelorstudium der Globalgeschichte an der Universität Erfurt

Forschungsprojekt

Bruno Hassensteins Japanwerk: Eine Wissensgeschichte zwischen Japanforschung und Kartographie (1879–1887)

Im 19. Jahrhundert nahm das europäische Interesse an Japan in wissenschaftlicher, ökonomischer und künstlerischer Hinsicht deutlich zu. Auf wirtschaftlicher Ebene markierten insbesondere die Ungleichen Verträge von 1858 und 1861 zwischen Japan und mehreren europäischen Staaten einen Wendepunkt in den Beziehungen zwischen diesen Gesellschaften. In der vorausgehenden Phase eines limitierten Austauschs (1639–1858) war Japan aus europäischer Perspektive nur begrenzt erforschbar. In den Jahrzehnten nach Abschluss der Verträge bereisten Forschungsreisende, Diplomaten und Geologen das Land, um dessen Gesellschaft, Sprache und Ökonomie zu studieren. Diese Entwicklungen lösten in Japan tiefgreifende politische, gesellschaftliche und kulturelle Umwälzungen aus, die das Land nachhaltig prägten.

Vor diesem Hintergrund und getrieben von den beruflichen sowie privaten Interessen an Japan begann der Kartograph Bruno Hassenstein in der thüringischen Residenzstadt Gotha damit, Japan zu kartieren. Zwischen 1879 und 1887 entstanden vor allem einzelne Kartenblätter, die die heutige Region Tōkyō und den Berg Fuji abbildeten. Auch fertigte er einen topographischen Atlas von Japan an, für den er ein eigenes Umschriftensystem entwickelte. Diese Arbeiten entstanden im Rahmen seiner Tätigkeit bei einem der führenden europäischen Kartenverlage des 19. Jahrhunderts: Justus Perthes in Gotha. Für seine Arbeit stützte sich Hassenstein auf ein weitreichendes Netzwerk aus europäischen Forschungsreisenden, Japanforschern, Diplomaten, Geographen, Kontraktausländern sowie japanischen Austauschstudierenden und Gesandten. Dieses Netzwerk versorgte ihn mit europäischen und japanischen Kartenmaterialien, unterstützte ihn bei der Übersetzung der japanischen Nomenklatur und tauschte sich mit ihm über das Umschriftensystem des Atlasses aus.

Bislang hat eine kritische Auseinandersetzung mit Bruno Hassensteins Japanwerk in der historischen Forschung nicht stattgefunden. Das ist umso verwunderlicher, da sein umfangreicher Arbeitsnachlass in der Sammlung Perthes weitgehend überliefert ist. Neben den veröffentlichten Karten und dem Atlas sind es vor allem Briefe, Arbeitsnotizen, Reiseberichte, Kartenskizzen und japanische Karten, die einen tiefen Einblick in die Arbeitsweise des Gothaer Kartographen ermöglichen. Anhand dieses vielschichtigen Quellenmaterials untersucht das Dissertationsprojekt, wie Hassensteins Japan entsteht. Im Zentrum der Promotion stehen dabei nicht nur die Karten und ihre Entstehung, sondern auch die daran beteiligten Akteure aus Europa und Japan. Dabei drängen sich zentrale Fragen auf: Wie zirkulierten japanische Karten zwischen Europa und Japan? Und: Wie wurde innerhalb des transnationalen Netzwerks ausgehandelt, was als gültiges geographisches Wissen über Japan galt? Methodisch verortet sich die Arbeit in Ansätzen der Globalgeschichte, der Wissensgeschichte und der Critical Cartography. Diese Perspektiven ermöglichen es, sowohl die Kooperationen zwischen den Akteuren als auch die politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen der kartographischen Wissensproduktion zu analysieren. Ziel der Arbeit ist es, herauszuarbeiten, wie europäische Japanforscher und Kartographen an Hassensteins Japanwerk zusammenarbeiteten und wie sich in diesem Prozess koloniales, wissenschaftliches sowie ökonomisches Wissen in Hassensteins Japanwerk einschrieben. 

Forschungsschwerpunkte

  • Wissens- und Wissenschaftsgeschichte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts
  • Globalgeschichte
  • Geschichte Japans

Publikationen

Aufsätze: 

In Vorbereitung: Leuchttürme für Japan. Richard Henry Brunton und die britische Überseeexpansion in Japan (1868–1876), in: Themenportal Europäische Geschichte. Online hier verfügbar

kleinere Beiträge:

Mapping Japan: Bruno Hassenstein's Map of the "Surroundings of Tokyo Bay and of the Volcano Fuji-No-Yama" (1879), in: Mapping Africa and Asia, 08.05.2024. Online hier verfügbar

Japan sammeln: Bruno Hassensetin und die Sammlung japanischer Karten in Gotha, in: Blog der Forschungsbibliothek Gotha, 15.03.2024. Online hier verfügbar

Tagungsbericht: HT 2021: Palestine in the Era of British Mandate – Conflicting Interpretations of Places, Objects and Symbols, in: H-Soz-Kult, 04.12.2021. Online hier verfügbar

Vorträge

Juli 2025
Chinese Coal for the German Empire: Bruno Hassenstein's Map of Shandong (1898), VIII. Symposium der International Society for the History of the Map, 09.11. Juli 2025, Campus Condorcet, Paris. 

November 2024
Bruno Hassensteins Japan: Eine Wissensgeschichte zwischen Kartographie und Japanforschung (1879–1887), VSJF-Jahrestagung der Fachrguppe Geschichte, 15.17. November 2024, Japanisch-Deutsches Zentrum Berlin. 

Juni 2024
From the Thuringian Province to Tokyo: Bruno Hassenstein's Atlas of Japan (1885/1887), Seminar Modern Japanese History, 24. Juni 2024, Sophia Universität Tōkyō.

März 2024
Ein heiliger Berg in Japan. Der Fuji-san in Bruno Hassensteins Karten, Veranstaltungsreihe Perthes im Gespräch, 20. März 2024, Sammlung Perthes Gotha. 

Juli 2023
Japan kartieren. Die transeuropäische geographische Japanforschung während der Meiji-Zeit (1868–1912), 2. Aachener Nachwuchs-Workshop Wissensgeschichte, 7. Juli 2023, RWTH Aachen. 

Juni 2023
Seismische Kartierung Japans. Bruno Hassensteins Atlas von Japan als visuelle Grundlage für die transnationale Erdbebenforschung im späten 19. Jahrhundert, Studientag Wissensgeschichte  – Wissenschaftsgeschichte, 30. Juni 2023, Sammlung Perthes Gotha. 

Juni 2023
Deutsch-japanischer Wissenstransfer in der Kartographie des späten 19. Jahrhunderts. Bruno Hassensteins erste Japankarte, Lange Nacht der Wissenschaften der Universität Erfurt, 23. Juni, 2023, Universität Erfurt.

Juni 2023
Jenseits von Hepburn. Bruno Hassensteins Transkription des Japanischen (1870–1890), Nordlichter Tagung: Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, 09. Juni 2023, Universität Flensburg.

 

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