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BMBF fördert neues Forschungsprojekt KNOWPRO mit 1,5 Millionen Euro

Unter dem Titel „KNOWPRO: Wissensproduktion in der deutschen Friedens- und Sicherheitspolitik“ startet im April an der Universität Erfurt ein neues Forschungsprojekt.

Darin untersuchen die beteiligten Wissenschaftler*innen anhand von Fallstudien (Afghanistan und Somalia) die friedens- bzw. sicherheitspolitische Wissensproduktion in Deutschland und Ostafrika zu Beteiligungen an Interventionen in innerstaatlichen Kriegen mit militärischen oder finanziellen Mitteln. Denn die Rolle des interventionsrelevanten Wissens in der deutschen Außenpolitik wurde bisher nicht erforscht. Das Projekt wird in den kommenden vier Jahren vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit insgesamt rund 1,5 Millionen Euro (je Standort 500.000 Euro) gefördert.

Ziel des Forschungsteams ist es, die Faktoren zu ermitteln, die eine friedens- bzw. sicherheitspolitische Wissensproduktion beeinflussen. Außerdem soll im Projekt herausgefunden werden, in welcher Form sich Wissen aus der Friedens- und Konfliktforschung in institutionellem sicherheitspolitischen Wissen niederschlägt, wie wissenschaftliche und politische Wissensproduktion zusammenhängen und besser zusammengeführt werden können. Aus den Ergebnissen sollen im Anschluss Handlungsempfehlungen für Wissenschaft, Politikberatung und Regierungsinstitutionen erarbeitet werden.

Das Projekt ist ein sogenanntes Verbundprojekt, an dem neben der Uni Erfurt auch die Universitäten Kiel und Bremen beteiligt sind. An allen Standorten arbeitet darin jeweils ein*e Professor*in und ein*e Post-Doktorand*in. In Erfurt sind Prof. Dr. Sophia Hoffmann und Dr. Amelie Harbisch (Internationale Politik und Konfliktforschung) beteiligt, in Kiel sind dies Prof. Dr. Dirk Nabers und Dr. Frank Stengel (Politische Soziologie) und in Bremen Prof. Dr. Klaus Schlichte und Dr. Jude Kagoro (Internationale Beziehungen).

„Der Wissenstransfer aus dem Projekt heraus ist uns dabei ein besonderes Anliegen“, erklärt Sophia Hoffmann. Sie sieht den besonderen Mehrwert der Untersuchung in der hohen Relevanz der zu erwartenden Ergebnisse für die beforschten Institutionen selbst: „Sowohl Beratungsinstitute als auch Regierungsinstitutionen haben ein Interesse daran zu erfahren, wie ihr internes Wissen entsteht und wie es im Zusammenhang miteinander steht. Geplante Wissenstransferaktivitäten umfassen deshalb die interne Vorstellung des Projektdesigns und der Projektergebnisse bei den zu analysierenden Institutionen – dem German Institute of Global and Area Studies (GIGA), der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), dem Auswärtigen Amt (AA) und Regierungseinrichtungen Ugandas – jeweils zu Beginn und Ende des Projekts, ferner Roundtable-Diskussionen im Kolloquium  der Arbeitsgemeinschaft Friedens- und Konfliktforschung sowie schließlich die Vorstellung und Diskussion der Projektergebnisse auf einer öffentlichen Wissenstransfer-Veranstaltung an den beteiligten Standorten (Bremen, Kiel, Erfurt).

„Für unsere Fallstudien haben wir die Auslandseinsätze der Bundeswehr in Afghanistan (OEF, ISAF) und die indirekte (weil nur finanzielle) Beteiligung Deutschlands an der AMISOM-Mission in Somalia ausgewählt, in der Uganda das größte Truppenkontingent stellt“, erläutert Sophia Hoffmann. Diese Auswahl lehne sich an das Prinzip der vergleichenden Fallauswahl anhand eines sogenannten „most different systems design“ (MDSD) an. „In Afghanistan war die Bundesrepublik Deutschland mehrere Jahre mit Bundeswehrtruppen beteiligt. Die deutsche Beteiligung an der International Security Assistance Force war der größte, ressourcenintensivste und verlustreichste Einsatz deutscher Streitkräfte seit 1945 und wurde nicht zuletzt deswegen in Öffentlichkeit, Politik und Wissenschaft kontrovers diskutiert. Dagegen ist die Bundesrepublik am AMISOM-Einsatz nicht selbst militärisch beteiligt, sondern finanziert den Einsatz von Truppen ostafrikanischer Staaten mit. ISAF und AMISOM bilden somit zwei Enden des Interventionsspektrums ab: intensive Beteiligung mit hoher Intensität im Falle Afghanistan versus ‚delegierte Intervention‘ im Fall Somalias.“

Die Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt sollen in wissenschaftliche Publikationen und in Fachvorträge einfließen. Sophia Hoffmann: „Zudem werden wir unsere Ergebnisse natürlich mit den beforschten Communities teilen und auch der allgemeinen Öffentlichkeit im Rahmen von verschiedenen Wissenstransfer Formaten vorstellen.“

Weitere Informationen / Kontakt:

Inhaberin der Professur für Internationale Politik und Konfliktforschung
(Staatswissenschaftliche Fakultät)
Lehrgebäude 1 / Raum 0144
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