Durch verschiedene politische, soziale und geopolitische Konflikte wird die Gesellschaft immer weiter auseinander getrieben und die Menschen verfestigen sich in ihren Positionen. Im Rahmen des Erfurter Transatlantischen Dialogs: Spaltung und Polarisierung berichteten die Podiumsteilnehmer aus unterschiedlichen Kulturen und politischen Situationen, und es war interessant, übergreifende Muster zu erkennen. Die Podiumsteilnehmer diskutierten über die Bedeutung von Medienkompetenz und die Unterbindung der Verbreitung von Falschinformationen.
Die Polarisierung wird vor allem durch Informationen vorangetrieben, die nicht immer korrekt sind. Sogenannte "Fake News" verbreiten sich schnell, in sozialen Umfeldern und insbesondere im Internet. Menschen, die im Internet Nachrichtenplattformen und soziale Medienplattformen nutzen, bieten automatisch ein Ziel für die Verbreitung von Falschinformationen. Die Verbreitung von Fake News wird oft genutzt, um mehr Profit zu machen, z. B. von Zeitschriften, die mit einer falschen Schlagzeile werben, oder in der Politik, um Gerüchte zu verbreiten oder selbst davon zu profitieren. Die Podiumsteilnehmer betonten die Bedeutung der Medienkompetenz für alle, vom Kindergartenkind bis zum 80-jährigen Erwachsenen.
Hassvolle Inhalte sind fast überall im Internet zu finden; in ausgewählten Umgebungen, aber auch in scheinbar harmlosen YouTube-Videos oder Online-Spielen. Jeder kann Kommentare abgeben und Informationen verbreiten, die sachlich falsch sind. Forschung und Entwicklung im Bereich der Medienkompetenzschulung sind langsamer als die Verbreitung von Fehlinformationen. In Brasilien zum Beispiel sind Online-Telegram-Kanäle für Faktenprüfer nicht leicht zu finden und zugänglich, und selbst wenn Inhalte verboten werden, ist es schwer zu wissen, wie viele Menschen sie gesehen haben, bevor sie vom Netz genommen werden.
Es muss jedoch zwischen Desinformationen und Misinformationen unterschieden werden. Erstere sind falsche Informationen, die absichtlich verbreitet werden, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Die Leute stellen Desinformationen ein, obwohl sie wissen, dass sie falsch sind, aber es passt zu ihrem Ziel. Dazu werden oft "Trolle" eingesetzt, d. h. Personen, die solche Informationen gegen Geld verbreiten. Misinformationen hingegen sind falsche Informationen, die verbreitet werden, ohne dass die Person es zu diesem Zeitpunkt besser weiß.
In beiden Fällen werden die Informationen auch über Algorithmen verbreitet. Diese prüfen den Inhalt nicht, sondern pushen einfach beliebte Videos oder Fotos. Es dauert oft bis zu 24 Stunden, bis die Inhalte geprüft und gelöscht werden; in dieser Zeit können die Inhalte tausendfach geteilt und gespeichert oder für die Plattformen unzugänglich gemacht werden.
Die Podiumsteilnehmer betonten, dass man sich schützen kann, um nicht so anfällig für Fake News zu sein. Es gibt kostenlose Recherchearbeiten, zum Beispiel von der "Correctiv"-Redaktion, die aktuelle Themen gewissenhaft recherchiert, oder andere Kurse und Angebote, in denen man geschult wird, Fake News selbst zu erkennen. Ansonsten hilft es, als Privatperson aktiv Inhalte zu hinterfragen und die Quelle zu prüfen. Für jede These sollte es immer mehrere vertrauenswürdige Quellen geben, die sie belegen. Es gibt sogar Tools für Eltern, die ihnen helfen zu erkennen, was Kinder im Internet sehen und womit sie sich beschäftigen. Vorbeugung ist einfacher als Deradikalisierung, daher ist es wichtig, Kindern dabei zu helfen, Fehlinformationen und Desinformation frühzeitig zu erkennen. Es ist erwiesen, dass der Dialog von Angesicht zu Angesicht und kooperative Projekte Vertrauen schaffen und den Menschen helfen können, sich zu einigen und anderer Meinung zu sein. Dies kann ein Schlüssel zur Bekämpfung von Fake News sein. Es ist auch wichtig, die Menschen dort abzuholen, wo sie sich aufhalten, und zu versuchen, an Orten, an denen die Menschen ohnehin warten müssen, wie z. B. in Zügen und an Tankstellen, schnelle Medienkompetenzschulungen durchzuführen.
Den Podiumsteilnehmern zufolge ist das aktive Unterbinden von Falschinformationen eine Möglichkeit, Spaltung und Polarisierung sowie Spannungen zwischen Meinungsgruppen zu lindern.
Gemeinsam organisiert von der Konrad-Adenauer-Stiftung, dem US-Generalkonsulat in Leipzig und der Brandt School
Podiumsteilnehmer: Prof. Cynthia Miller-Idriss, Gründungsdirektorin des Polarization and Extremism Research & Innovation Lab (PERIL), American University in Washington DC; Dr. Regina Cazzamatta, DFG-Projektleiterin 'Desinformationskontext und das Entstehen von Fact-Checking-Organisationen in Europa und Lateinamerika', Universität Erfurt; Jeanette Gusko, Expertin für sozialen Wandel, Co-CEO und Geschäftsführerin, CORRECTIV