| Willy Brandt School of Public Policy

Künstliche Intelligenz – eine Bedrohung für Demokratien?

Am 23. Januar 2025 lud der Erfurter Transatlantische Dialog, der in diesem Jahr zum 18. Mal stattfand, Expert:innen und die Öffentlichkeit dazu ein, über die politische Bedeutung von KI zu diskutieren – vor allem in demokratischen Systemen.

Dass KI-Anwendungen demokratische Prozesse beeinflussen können, ist längst keine Zukunftsmusik mehr. Diese Realität zeigt sich mindestens seit 2024.In dem Jahr fanden mehr demokratische Wahlen als je zuvor gleichzeitig statt und parallel dazu machte die KI enorme Fortschritte in ihrer Entwicklung und wurde einer breiten Masse zugänglich.,.

Das Expertenpanel brachte unterschiedliche Perspektiven zusammen: Expert:innen aus Nordamerika und Europa sowie Stimmen aus Ländern des Globalen Südens. Teil der Diskussion waren:

  • Dr. Heather Ashby, Hauptberaterin bei Corner Alliance und tätig für die Science and Technology Directorate des US-Heimatschutzministeriums
  • Dr. Hasnain Bokhari, Leiter des Bereichs Digitalpolitik und Künstliche Intelligenz an der Willy Brandt School of Public Policy
  • Tabea Wilke, Mitglied des Trust & Safety Teaching Consortium der Stanford University und Gründerin von Twincler
  • Moderation: Prof. Dr. Thorsten Thiel, Professor für Demokratieförderung und digitale Politik an der Universität Erfurt

Ein besonderer Aspekt war das Fishbowl-Format, das es dem Publikum ermöglichte, direkt in die Diskussion einzusteigen und so die Debatte mitzugestalten.

Die Diskussion zeigte, dass es bei der Frage nach der Rolle von KI in Demokratien nicht allein um Technologie geht, sondern ebenso um regulatorische Rahmenbedingungen, politische Systeme und grundlegende Infrastruktur. Soverfolge beispielsweise die Europäische Union verfolgt einen stark regulierten Ansatz bei der Nutzung von KI, mit einem besonderen Fokus auf Datenschutz und Verbraucherschutz. Das mache die EU für viele Tech-Unternehmen weniger attraktiv. In den USA wiederum gebe es keine einheitliche Regelung – vieles werde auf Bundesstaatenebene entschieden. In Ländern des Globalen Südens seien es oft grundlegende Herausforderungen wie fehlende Rechenkapazität oder ein instabiles Stromnetz, die die Entwicklung eigener KI-Technologien erschweren.

Ein Aspekt, der in europäischen Debatten oft untergehe, ist, dass der Wettlauf um die Führungsrolle in der KI-Entwicklung nicht zwischen Europa und den USA stattfindet, sondern vor allem zwischen den USA und China. KI sei nicht nur ein Algorithmus, sondern sie basiere immer auf den Daten, mit denen sie trainiert wird. Das könne in Zukunft zu stärker regionalisierten KI-Modellen führen, die auf die spezifischen Bedürfnisse und Kontexte der jeweiligen Region zugeschnitten sind.

Während des Dialogs wurden zahlreiche Beispiele für den Einsatz von KI in Wahlkampagnen diskutiert – unter anderem aus Mexiko, Indonesien und den USA. Dabei ging es oft um Manipulation, die demokratische Standards untergräbt. Doch es gab auch positive Beispiele: In einem Fall konnte ein Regime daran gehindert werden, die Opposition zum Schweigen zu bringen. In weiteren Fällen habe  KI dazu beigetragen, Wähler:innen besser zu informieren.

Auch wenn viele dieser Entwicklungen schon heute Realität sind und in den kommenden Jahren an Dynamik gewinnen werden, stünden die Visionen von mehr demokratischer Teilhabe und Konsensbildung durch große Sprachmodelle – wie Googles „Habermas-Maschine“ – noch ganz am Anfang.

Der Erfurter Transatlantische Dialog ist eine gemeinsame Initiative der Konrad-Adenauer-Stiftung Thüringen, des US-Generalkonsulats Leipzig und der Willy Brandt School of Public Policy. Ein herzliches Dankeschön an unsere Partner und alle Teilnehmenden für die lebendige und vielseitige Diskussion!

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