Emeritus Prof. Dr. Wilhelm Ernst († 2001)

Prof. Dr. Wilhelm Ernst erhielt 1971 den Ruf auf die Professur für Moraltheologie, Philosophie und Christliche Gesellschaftslehre am Philosophisch-Theologischen Studium Erfurt und war mehrfach Rektor der Erfurter Hochschule. Er verstarb am 1. August 2001.

Nachruf der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt

Nachruf der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt

Siehe, o Herr, ich komme, denn du hast mich gerufen.
Der Herr über Leben und Tod hat seinen Diener

Wilhelm Ernst

Dr. theol. habil., den emeritierten o. Professor für Moraltheologie und Ethik
zu sich gerufen.

*  9. Oktober 1927    † 1. August 2001

Der Verstorbene hat das Philosophisch-Theologische Studium, dem er bis zuletzt eng verbunden war, in besonderer Weise geprägt. Durch seinen hohen wissenschaftlichen Anspruch, sein Engagement für die Gestaltung der Hochschule und seine spirituell-kirchliche Prägung hat er für das Profil der Hochschule einen Beitrag geleistet, der über seinen Tod hinaus bleibt. Wir nehmen Abschied in tiefer Dankbarkeit und in der Hoffnung auf die Vollendung seines Lebens in der Auferstehung des Herrn.

Für die Theologische Fakultät Erfurt
Prof. Dr. Andreas Wollbold

Nachruf der Theologischen Fakultät, des Bistums und der Angehörigen

Nachruf der Theologischen Fakultät, des Bistums und der Angehörigen

Der Herr über Leben und Tod hat am 1. August 2001 seinen Diener Monsignore Wilhelm Ernst, Dr. theol habil., den emeritierten ordentlichen Professor für Moraltheologie und Ethik, zu sich gerufen.

Wilhelm Ernst wurde am 9. Oktober 1927 in Bonenburg, Krs. Höxter, geboren. Nach dem Studium der Katholischen Theologie in Paderborn und Erfurt entschied er sich bewußt für die mitteldeutsche Diaspora. 1955 wurde er in Magdeburg zum Priester geweiht. Es folgte die Vikarstätigkeit in Halle (Saale). Seit 1959 arbeitete Ernst als Assistent am Regional-Priesterseminar / Philosophisch-Theologischen Studium in Erfurt. In dieser Zeit promovierte er sich mit einer Arbeit über das Thema “Die Tugendlehre des Franz Suarez”. 1962 wurde er als Vikar nach Magdeburg-Buckau gerufen und wirkte in der Folgezeit als Studentenpfarrer ebenfalls in Magdeburg. In diese Zeit fällt seine moraltheologische Habilitation. 1963 nahm er seine Lehrtätigkeit als Dozent für Moraltheologie und Ethik in Erfurt auf. Ernst war Teilnehmer an der 4. Sessio des Zweiten Vatikanischen Konzils. 1971 erhielt er den Ruf zum ordentlichen Professor für Moraltheologie und Ethik am damaligen Philosophisch-Theologischen Studium in Erfurt. Mehrfach wurde er zum Rektor der Erfurter Hochschule gewählt.

Ein umfangreiches publizistisches Werk zeugt vom Schaffen des Wissenschaftlers Wilhelm Ernst. Sein Interesse galt vor allem Grundlagen und Problemen der heutigen Moraltheologie. Gastvorlesungen führten den angesehenen Wissenschaftler u.a an die Pontificia Universitas Gregoriana in Rom. Ernst war Mitglied zahlreicher Gremien und Arbeitsgruppen. Hervorzuheben ist seine Berufung in die Internationale Theologenkommission in Rom. Nach seiner Emeritierung 1992 nahm Ernst bis 1994/95 weiterhin die Obliegenheiten des Lehrstuhls wahr.

Ernst war weit über die Fakultät hinaus hoch geachtet. Für die Katholische Kirche in Deutschland hat er sich nicht nur als Berater und Mitarbeiter vieler Kommissionen, sondern vor allem als Mitautor und Gesamtredakteur des Katholischen Erwachsenenkatechismus II “Leben aus dem Glauben” verdient gemacht. In der Zeit der politischen Wende war sein Urteil bei der Neugestaltung staatlicher und politischer Instanzen und Einrichtungen sehr gefragt. Verdient machte er sich um die Gestaltung der Universität Erfurt, in deren Gründungssenat er Mitglied war. Sein besonderes Bemühen galt der Integration der Theologischen Fakultät in die Universität Erfurt.

Für sein Lebenswerk wurde Ernst mit zahlreichen kirchlichen Auszeichnungen und dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

Für die Theologische Fakultät
Prof. Dr. Andreas Wollbold

Für das Bistum Erfurt
Bischof Dr. Joachim Wanke

Für die Angehörigen
Familie Johannes Ernst
Familie Elisabeth Quere
Familie Anni Bruß
Familie Rita Suerkemper
Familie Gustel Bruns
Familie Robert Ernst
Maria Putz, Haushälterin

Nachruf der Universität Erfurt

Nachruf der Universität Erfurt

Wir sind tief bewegt vom Tod von Prof. Dr. Wilhelm Ernst.

Als Mitglied der Interessengemeinschaft "Alte Universität Erfurt" und der Gründungskommission der Universität Erfurt war er einer der geistigen Väter der wiedergegründeten Universität. Als Nestor des Gründungssenats gestaltete er ihren Wiederaufbau bis vor wenigen Wochen mit.

Er war Vorsitzender des Kuratoriums der Pädagogischen Hochschule und hatte maßgeblichen Anteil an deren erfolgreicher Integration in die Universität. Die Integration der Theologischen Fakultät Erfurt, seiner langjährigen wissenschaftlichen Wirkungsstätte, sollte er nicht mehr erleben. Die Universität Erfurt verliert mit Professor Ernst einen hervorragenden Ratgeber und guten Freund. Sein Wirken für den Aufbau der Universität wird unvergessen bleiben und ist uns Verpflichtung für die Zukunft.

Dr. Wolfgang Bergsdorf, Präsident der Universität Erfurt
Prof. Dr. Dieter Langewiesche, Vorsitzender des Kuratoriums der Universität Erfurt

Quelle: Thüringer Allgemeine vom 4. August 2001

Nachruf der Stadt Erfurt

Nachruf der Stadt Erfurt

Am Mittwoch, dem 1. August, ist Professor Dr. theol. Wilhelm Ernst nach kurzer schwerer Krankheit in Erfurt verstorben.

1927 in Bonenburg, Kreis Höxter, geboren, studierte Ernst in Paderborn und Erfurt katholische Theologie. 1955 zum Priester geweiht, entschied er sich bewusst für den Dienst in der mitteldeutschen Diaspora. 1962 Vikar und Studentenseelsorger in Magdeburg lehrt er bereits 1963 als Dozent und erhielt 1971 den Ruf zum ordentlichen Professor für Moraltheologie und Ethik am damaligen Philosophisch-Theologischen Studium und war mehrfach Rektor der Erfurter Hochschule.

In dieser Eigenschaft nahm Prof. Ernst an der 4. Sitzungsperiode des II. Vatikanischen Konzils teil und hielt Gastvorlesungen an der Päpstlichen Universität “Gregoriana”. Ganz wichtig für die katholische Familien- und Sexualpastoral - mindestens für den Bereich der DDR - waren seine Auslegungen der päpstlichen Enzyklika “Humanae vitae”.

Der hochgeschätzte Theologe war nach 1989 ein bedeutsamer Partner bei der Neuordnung staatlicher, gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Institutionen. Sein deutlich formulierter Anspruch einer hohen moralischen Qualität der politischen Ethik und dem Ethos des Politikers, am 27.10.90 vor christlichen Politikern vorgetragen, hat heute noch Gültigkeit.

Professor Wilhelm Ernst hat sich um die Stadt Erfurt verdient gemacht. Er engagierte sich für die Wiedergründung der Universität Erfurt und eine Umstrukturierung der Erfurter Hochschullandschaft.

Ernst vertrat als Mitglied der Strukturkommission und des Gründungssenats der Universität Erfurt die Interessen Erfurts und genoss als eines der Gründungsmitglieder der Universitätsgesellschaft Erfurt hohes Ansehen. Er machte sich um die Gestaltung der Universität verdient und setzte sich sehr für die Integration der Katholischen Theologischen Fakultät in die Universität Erfurt ein. Seine Verdienste in Wissenschaft und Gesellschaft wurden mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt. Auch für den Kommunalpolitiker war er ein gesuchter, ein kluger, guter und zugleich kritischer Ratgeber. Der Tod des integren Theologen ist ein Verlust für Kirche und Gesellschaft. Ich gedenke seiner mit großem Respekt und großer Dankbarkeit.

Manfred O. Ruge, Oberbürgermeister der Stadt Erfurt

Quelle: Amtsblatt Landeshauptstadt Erfurt Nr. 14 vom 10. August 2001

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Wilhelm Ernst gestorben

Der katholische Moraltheologe Wilhelm Ernst ist am Mittwoch nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 73 Jahren in Erfurt gestorben. Ernst zählte zu den profiliertesten katholischen Theologen in Ostdeutschland. Obwohl er die Gesellschaftsform der DDR nicht akzeptierte, war er als Theologiestudent des Bistums Paderborn 1953 freiwillig “nach drüben” gegangen. Dort war er als Wissenschaftler an der einzigen Priesterausbildungsstätte in der DDR, dem damaligen “Philosophisch-Theologischem Studium” in Erfurt tätig. Von 1958 bis 1962 war er dort Assistent, von 1963 bis 1971 Dozent und von 1971 bis 1995 Professor für Moraltheologie, Philosophie und Christliche Gesellschaftslehre. Da über die Christliche Gesellschaftslehre in der DDR nicht öffentlich debattiert wurde, hielt Ernst in Studentengemeinden und Bildungshäusern das Bewußtsein für die unveräußerliche Würde der Person und den Vorrang der Familie vor dem Staat wach. Nach der Wende war der in Höxter in Westfalen geborene Theologe am Aufbau der Universität Erfurt beteiligt.

Quelle: FAZ vom 3. August 2001