Johannes Tomberg
Doktorand an der Professur für Philosophie der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt
Promotionsprojekt
Titel:
Freiheit im Spannungsfeld von Gegenwart und Zukunft. Eine freiheitsphänomenologische Untersuchung von Klimaprotestformen im Dienst eines zukunftsfähigen Freiheitsverständnisses.
Zusammenfassung:
Mit der Erhöhung der globalen Oberflächentemperatur, dem steigenden Meeresspiegel und der weiteren Anreicherung von CO2 in der Atmosphäre – kurz gesagt: mit dem menschengemachten Klimawandel – nehmen auch kontrovers geführte Diskussionen um ‚Freiheit‘ zu. Maßnahmen, die die Ausweitung des Klimawandels eindämmen sollen, sind wahlweise eine unzulässige Bedrohung der Freiheit, die es abzuwehren gilt, oder als freiheitsförderlich oder gar freiheitsermöglichend geradezu notwendig. Wie auch immer: Der menschengemachte Klimawandel und ‚Freiheit‘ scheinen in einer eigentümlichen Beziehung zu stehen. In meinem Forschungsprojekt widme ich mich diesem eigentümlichen Verhältnis von Klimawandel und ‚Freiheit‘ und begebe mich vor diesem Hintergrund auf die Suche nach einer Antwort auf die Frage: ‚Was ist Freiheit?‘
Dazu argumentiere ich in einem ersten Teil, dass der Klimawandel als Freiheitskrise in einem doppelten Sinn zu verstehen ist: Er resultiert aus einem verbreiteten und wirkmächtigen Verständnis von Freiheit, das ich vorläufig ‚Alltagsverständnis von Freiheit‘ nenne, und stellt für dieses Verständnis zugleich eine Bedrohung dar. Die Tatsache, dass in Anbetracht des Klimawandels kontroverse Freiheitsdiskussionen geführt werden, liegt hier begründet.
Das Phänomen der Freiheit ist jedoch nicht als solches korrumpiert. ‚Freiheit‘ zieht nicht notwendig wahlweise den Klimawandel oder Unfreiheit nach sich – das ist die These, die mein weiteres Nachdenken leitet. Das Phänomen der Freiheit geht dann jedoch notwendig über das ‚Alltagsverständnis von Freiheit‘ hinaus. Im zweiten Teil des Forschungsprojekts begebe ich mich auf die Suche nach einem umfassenderen Verstehen von ‚Freiheit‘. Indem ich Klimaprotestformen freiheitsphänomenologisch untersuche, versuche ich weitere Elemente des Phänomens ‚Freiheit‘ zu identifizieren.
Auf Basis dieser freiheitsphänomenologischen Forschungen versuche ich im dritten Teil unter Einbezug freiheitstheoretischer Überlegungen ein gehaltvolles, integratives Freiheitsverständnis zu entwerfen, das die verschiedenen Elemente des Phänomens ‚Freiheit‘ berücksichtigt. Aktuell rede ich hierbei von einem ‚integrativen‘ oder ‚lebendigen Freiheitsverständnis‘.
Abschließend werfe ich einen knappen Ausblick auf praktische Fragen und Herausforderungen, die mit der Implementierung eines solchen Freiheitsverständnisses in Anbetracht des vorherrschenden ‚Alltagsverständnisses von Freiheit‘ verbunden sind.