Restaurierung und Konservierung

Der Originalerhalt als Bibliotheksaufgabe

Die Forschungsbibliothek Gotha sammelt originale Zeugnisse aus vergangenen Jahrhunderten, sowohl aus Europa, aus dem Nahen Osten und aus anderen Weltgegenden. Sie ist für die Bewahrung dieser wertvollen Handschriften, Alten Drucke, Karten und Archivalien für die Nachwelt verantwortlich. Die Bibliotheksobjekte wurden und werden transportiert, ein sehr großer Teil wurde als Kriegsbeute des Zweiten Weltkriegs in die Sowjetunion verlagert und zurückgebracht. Die Objekte wurden und werden benutzt, ausgestellt und unterliegen natürlichen Alterungsprozessen. Bei unsachgemäßer Aufbewahrung und Benutzung kann dies zu Schäden am Objekt führen, denen mit Maßnahmen der Restaurierung und Konservierung begegnet werden muss. Die Forschungsbibliothek Gotha betreibt daher eine Restaurierungswerkstatt sowie eine Buchbinderei und vergibt Aufträge an auswärtige Restaurierungsspezialisten. Die Restauratorinnen und der Restaurator ermitteln darüber hinaus die Schädigungen an den Einzelobjekten und Bestandsgruppen, um Maßnahmen der Mengenbehandlung oder Einzelrestaurierungen durchzuführen. Die Bibliothekar*innen sorgen für eine sichere Aufbewahrung und einen sachgerechten Umgang während der Katalogisierung, Digitalisierung und der Benutzung der Objekte.

Die Restaurierung wird in jedem einzelnen Fall genau dokumentiert.

Beispiel für eine Restaurierung

Brief Martin Luthers vor und nach der Restaurierung

Der Brief des Reformators Martin Luther (1483–1546) war aufgrund eines nicht mehr zu datierenden Wasserschadens von Altschimmel befallen. Die Stabilität des Papiers hatte sich dadurch stark verschlechtert. Zahlreiche Überklebungen aus unterschiedlichen Papieren, die auf der linken Abbildung (vor der Restaurierung) gut zu erkennen sind, haben zusätzlich Verwerfungen und Spannungen hervorgerufen. Im Zuge der Restaurierung hat der Restaurator die alten Überklebungen mit Hilfe von Gelkompressen abgenommen. Fehlstellen und instabile Papierbereiche hat er mit diversen Japanpapieren ergänzt und stabilisiert (rechte Abbildung). Anschließend wurde der Brief, der Teil eines Bandes aus der Autographen-Sammlung Herzog Friedrichs II. von Sachsen-Gotha-Altenburg war, als einzelnes Dokument in eine eigens dafür und für weitere Briefe gefertigten Mappe eingelegt. So kann der Brief einzeln für Forschungsfragen oder für Ausstellungs- und Digitalisierungszwecke entnommen werden.