Reformation und Protestantismus

Inhalt, Umfang und Geschichte der Sammlung

Porträt des Friedrich Myconius

Die Forschungsbibliothek Gotha bewahrt einen reichen Fundus an Handschriften, Nachlässen und Autographen zu den geistesgeschichtlichen Grundlagen und der Formierungsphase der Reformation sowie zu ihrer Wirkungsgeschichte und zur Lebenswelt des Protestantismus bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts hinein.

Zur Überlieferung gehören rund 1.100 Briefe im Original oder in zeitgenössischer Abschrift und damit ein Viertel aller überlieferten Briefe Martin Luthers (1483–1546) überhaupt, außerdem etwa 17.000 Blatt Originalbriefe oder zeitgenössische Abschriften von Erasmus von Rotterdam (1466?–1536), Philipp Melanchthon (1497–1560), Johannes Bugenhagen (1485–1558), Georg Spalatin (1484–1545), Jean Calvin (1509–1564), den Thüringer Reformatoren Friedrich Myconius (1490–1546) und Justus Menius (1499–1558) sowie protestantischer Theologen der zweiten und dritten Reihe des mitteldeutschen Raumes.

Auch der Nachlass des lutherischen Geistlichen Friedrich Breckling (1629–1711), der Kontakte zum frühen Pietismus pflegte, oder die Korrespondenzen katholischer Theologen wie von Bischof Stanislaus Hosius (1504–1579) und Petrus Canisius (1521–1597) befinden sich in Gotha – also ein reicher überkonfessioneller Bestand, der auch dem Engagement von Ernst Salomon Cyprian (1673–1745) zu verdanken ist. Als gelehrter Gothaer Bibliotheksdirektor erwarb er im Rahmen des Reformationsjubiläums von 1717 zahlreiche seltene Handschriften und machte so die Bibliothek früh zu einem Zentrum der Reformationsforschung.

Wie reich die für Reformation und Protestantismus spezifische Sammlung in Gotha ist, zeigen die ebenfalls aufbewahrten Nachlässe des herzoglichen Ehepaars Johann Wilhelm (1530–1573) und Dorothea Susanna (1544–1592) von Sachsen-Weimar, die Teilnachlässe des Genfer Reformators Theodor Beza (1519–1605) und des protestantischen Theologen und Kirchenlieddichters Paul Eber (1511–1569) oder die Korrespondenz von Julius von Pflug (1499–1564) als letztem katholischen Bischof von Naumburg-Zeitz vor der Annahme der Reformation.

Auskunft über den wissensgeschichtlichen, politischen, religiös-theologischen und gesellschaftlichen Kontext geben in Gotha zugängliche Handschriften und historische Quellen zur Universitätsgeschichte von Jena, Wittenberg, Marburg, Leipzig, Helmstedt und Tübingen, Akten zu Reichstagen und Reichsreligionsversammlungen, außerdem Briefe und Tischreden, theologische Sammelbände aus der ersten und zweiten Generation der Reformation sowie Quellen zur Gottesdienst- und Frömmigkeitspraxis.

Recherche und Benutzung

Kataloge und Recherchetools

Benutzung
Handschriften können nach Voranmeldung im Sonderlesesaal eingesehen werden.

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Kontakt

Leiterin der Abteilung Sammlungen und Bestandserhaltung, Auswandererbriefsammlung
(Forschungsbibliothek Gotha)
Forschungsbibliothek Gotha (Gotha, Schlossplatz 1)