| Willy Brandt School of Public Policy

Brandt School diskutiert "Gerechte Übergänge: Wie können sozioökonomische Ungleichheiten des Klimawandels aufgefangen werden?"

Wie kann eine "Just Transition", ein gerechter Übergang, bei der Dekarbonisierung erreicht werden? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer von der Brandt School organisierten Diskussion, an der Studierende, Lehrende und die lokale Öffentlichkeit teilnahmen. Die Veranstaltung verband die Antrittsvorlesungen der Professoren Achim Kemmerling und Andreas Goldthau sowie die Ernennung des letzteren zum neuen Direktor der Brandt School.

Die Veranstaltung "Gerechte Übergänge: Wie können sozioökonomische Ungleichheiten des Klimawandels aufgeangen werden?" fand am 23. Mai 2022 im Haus Dacheröden im Herzen Erfurts statt und wurde gemeinsam mit der Staatswissenschaftlichen Fakultät, vertreten durch ihren Dekan, Prof. Till Talaulicar, ausgerichtet.  Katrin Göring-Eckardt, MdB, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, hielt in ihrer Grundsatzrede ein leidenschaftliches Plädoyer dafür, nicht nur der Klimakrise, sondern auch den bestehenden sozialen Ungleichheiten entgegenzutreten „Die Klimakrise macht arme Menschen noch ärmer, in Deutschland, aber auch im globalen Süden. Deswegen kämpfen wir mit einer sozial gerechten Klimapolitik auch gegen existierende Ungleichheiten", sagte sie.

Im Anschluss an ihre Ausführungen hob Prof. Dr. Andreas Goldthau den rasanten Aufstieg der erneuerbaren Energien hervor, wies aber auch auf noch bestehende Probleme bei der Verbreitung sauberer Technologien in anderen Teilen der Welt hin. Er argumentierte, dass die Weitergabe von Wissen von entscheidender Bedeutung sei, um den Entwicklungsländern den Weg in eine kohlenstoffarme Zukunft zu ebnen. In der Tat hat der globale Norden eine übergroße Rolle in der Klimakrise gespielt, während die Lasten der Krise von den Schwächsten, insbesondere im globalen Süden, getragen werden. Die Energiewende, so schlussfolgerte er, berge die Gefahr einer einseitigen Verteilung der Chancen und Risiken des grünen Wandels.

Prof. Dr. Achim Kemmerling konzentrierte sich in seinen Ausführungen auf die Notwendigkeit eines gerechten Übergangs, um die sozialen und wirtschaftlichen Bedürfnisse der leidenden Menschen zu erfüllen. Er skizzierte verschiedene vorgeschlagene und umgesetzte Maßnahmen, von sozialen Steuergutschriften bis hin zu einem "Klimagrundeinkommen", und erläuterte, ob und wie sie die Akzeptanz der Menschen für die Besteuerung von CO2-Emissionen erhöhten. Er wies darauf hin, dass die Regierungen viel mehr tun müssen als das kürzlich eingeführte 9-Euro-Ticket, um die steigenden Energiepreise für sozial Schwache und Menschen mit geringen wirtschaftlichen Möglichkeiten auszugleichen.

Während die gleichzeitige Bewältigung der Klimakrise und des russischen Einmarsches in der Ukraine eine überwältigende Aufgabe für die Politik darstellen mag, zeigte sich in der anschließenden Diskussion auch eine große Portion Optimismus hinsichtlich der Erfolgsaussichten der Energiewende. Moderiert von der Vizepräsidentin der Universität, Prof. Dr. Beate Hampe, stellte sich die anschließende Diskussion den Fragen des Publikums, das aus der Region Thüringen, aber auch aus vielen Orten des Globalen Südens angereist war - und praktizierte damit buchstäblich die Art von Diskussionen, die notwendig sein werden, damit die Welt eine gerechte Übergänge im globalen Maßstab wirklich realisieren kann.

Eine Videoaufzeichnung der Veranstaltung wird in Kürze verfügbar sein.