Tagungen
„Der ‚Gotha‘ zwischen Verlags-, Adels- und Mediengeschichte der Moderne“
Mittwoch, 4. Dezember bis Freitag, 6. Dezember 2024
Eine Tagung von Hannah Boeddeker (Universität Hamburg) im Rahmen des DFG-Projekts: “The Gotha” – A study of the most important genealogical reference work in modern Europe" in Kooperation mit der Forschungsbibliothek Gotha und dem Forschungszentrum Gotha.
Veranstaltungsort: Vortragssaal im Forschungszentrum Gotha, Am Schloßberg 2, 99867 Gotha
Der „Gothaische Hofkalender“/“Almanach de Gotha“ erschien als deutsch-französische Parallel-Ausgabe von 1764 bis 1944. Seit 1785 wurde er von Justus Perthes verlegt, der mit ihm sein Gothaer Verlagsgeschäft begründete. Zum „Nutzen und Vergnügen eingerichtet“ war der „Gotha“ ein typisches Kalenderunternehmen der Aufklärung. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts erfuhr der „Gotha“ tiefgreifende Wandlungen. An seine Seite traten die genealogischen Taschenbücher, in denen sich die komplexe soziale Stratigraphie und Rangordnung des Adels abbildete. Der „Gotha“ stieg so zum wichtigsten genealogischen Verzeichnis des europäischen Adels auf. Zugleich entwickelte er sich zu einem diplomatisch-statistischen Jahrbuch der Staatswelt des 19. und 20. Jahrhunderts weiter. Diese inhaltliche, mediale und funktionale Neuformierung des Gotha erfolgte in Interdependenz mit der Verwissenschaftlichung und Professionalisierung von Statistik und Genealogie, im Fall der Genealogie auch deren breiten Popularisierung in allen Gesellschaftsschichten. Motor dieser Entwicklung war nicht zuletzt der Verlag selbst, der spätestens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts europaweit agierende Kartenverlag Justus Perthes Gotha, durch den Genealogie, Statistik und Kartografie enge disziplingeschichtlich wie ökonomisch getriebene Verflechtungen eingingen.
Überraschenderweise hat der „Gotha“ als eines der Standardwerke der Moderne bisher kaum Beachtung in den historisch arbeitenden Geisteswissenschaften gefunden. Das DFG-Projekt „Der Gotha – Studien zum wichtigsten genealogischen Kompendium der Moderne“ wird den „Gotha“ erstmals in den Fokus der Forschung stellen. Im Rahmen der Tagung in Gotha, soll der Blick auf das Entstehungsumfeld und die Funktionskontexte von Verlag und Publikation gerichtet werden.
Es wird bis zum 22. November um Anmeldung gebeten unter veranstaltungen.fb@uni-erfurt.de.
Organisation und Kontakt
Dr. Petra Weigel
Forschungsbibliothek Gotha, Abteilungsleitung Sammlung Perthes
Kontakt: petra.weigel@uni-erfurt.de
Hannah Boeddeker
Wissenschaftliche Mitarbeiterin Universität Hamburg
Kontakt: hannah.boeddeker@uni-hamburg.de
Zwischen Schule, Universität und Privatbildung. Das Gothaer Gymnasium illustre im Kontext frühneuzeitlicher Kulturen gelehrten Wissens
Donnerstag, 10. Oktober bis Freitag, 11. Oktober 2024
Tagung der Forschungsbibliothek Gotha und des Forschungszentrums Gotha der Universität Erfurt
Veranstaltungsort: Forschungszentrum Gotha, Am Schloßberg 2, 99867 Gotha
Am 21. Dezember 1524 wurde im Zuge der Reformation eine Lateinschule im Augustinerkloster der ernestinischen Residenzstadt Gotha gegründet. Sie stieg rasch zu einer Einrichtung von regionaler und auch überregionaler Bedeutung auf und wurde zum vitalen Teil der mitteldeutschen Bildungslandschaft. Durch finanzielle Förderungen nahm die Schule früh einen hochschulähnlichen Charakter an. Mit der Gründung des Herzogtums Sachsen-Gotha 1640 wurde das Gymnasium illustre dem Konsistorium unmittelbar unterstellt und nahm durch Reformen unter dem Rektor Andreas Reyher eine pädagogische Vorreiterrolle im Reich wahr. Für die praxisorientierte Bildung zog man auch die herzoglichen Sammlungen auf Schloss Friedenstein heran. Wie an Universitäten bildete Privatunterricht einen wesentlichen Bestandteil der Bildung vor Ort. Die historische Entwicklung des Gothaer Gymnasiums ist außerordentlich gut dokumentiert und zeigt, dass in der Frühen Neuzeit zwischen Schule und Universität häufig nicht strikt zu trennen ist. Auch waren die Möglichkeiten der höheren Bildung sehr vielfältig und lagen teilweise außerhalb eines institutionellen Rahmens.
Nachdem sich eine 2014 in der Forschungsbibliothek Gotha veranstaltete Tagung dem interkonfessionellen Vergleich frühneuzeitlicher Bildungssysteme gewidmet hatte, will die bevorstehende Tagung anlässlich des 500. Jubiläums des Gothaer Gymnasiums ihre Aufmerksamkeit auf die Pluralität frühneuzeitlicher Kulturen gelehrten Wissens, curriculare Überschneidungen und Eigenarten verschiedener Bildungseinrichtungen und -möglichkeiten, das Spannungsfeld zwischen deren Komplementarität und Konkurrenz sowie den Etablierungsprozess neuer Wissensdisziplinen und innovativer Methoden richten.
Anmeldungen zur Tagung sind unter veranstaltungen.fb@uni-erfurt.de bis zum 1. Oktober 2024 möglich.
Organisation und Kontakt
WissensWelten – 15. Arbeitstagung der AG "Frühe Neuzeit"
Donnerstag, 19. September bis Samstag, 21. September 2024
Veranstalter: Forschungszentrum Gotha in Zusammenarbeit mit der Stadt Gotha, der Forschungsbibliothek Gotha und der Friedenstein Stiftung Gotha