Übersicht Forschungsprojekte

Aktuelle Forschungsprojekte

Das Domkapitel Halberstadt in der Zeit von 1591 bis 1648 – Untersuchungen zur rechtlichen Verfassung, personellen Zusammensetzung und Verwaltungstätigkeit eines gemischtkonfessionellen Domkapitels bis zur Säkularisation

Dissertationsprojekt von Fabrice Dux

Projektbeschreibung

Die reformatorischen Lehren Martin Luthers erreichten schon früh Halberstadt. So erfolgten bereits 1525 und 1530 Versuche, die Reformation in der Stadt einzuführen, denen erst 1540 Erfolg beschieden war. Das Domkapitel Halberstadt blieb jedoch zunächst katholisch, gab aber 1591 schließlich dem Druck seitens Bischof Heinrich Julius nach und ließ die evangelische Konfession zu. Von diesem Zeitpunkt an war das Halberstädter Domkapitel gemischtkonfessionell verfasst. Evangelische und katholische Domherren wirkten hier gemeinsam. Als geistliches Kapitel existierte es in dieser Form bis zur Säkularisation im Jahr 1648 infolge des Westfälischen Friedens; danach bestand es als säkularisiertes Kapitel noch bis zu seiner endgültigen Auflösung im Jahr 1810 fort.

Im vorliegenden Projekt soll den Fragen nachgegangen werden, wie das gemischtkonfessionelle Domkapitel Halberstadt rechtlich sowie personell verfasst war und wie dieses Kapitel in der Praxis mit Blick auf die konkrete Verwaltungstätigkeit „funktionierte“.

Hierzu soll zunächst die verfassungrechtliche Struktur des Domkapitels skizziert werden, wobei ein besonderes Interesse der Frage gilt, ob und inwiefern dem gemischtkonfessionellen Charakter rechtlich Rechnung getragen wurde. Darüber hinaus wird die personelle Zusammensetzung des Domkapitels in prosopographischer Hinsicht zu untersuchen sein. Schließlich gilt es, die Verwaltungstätigkeit des Kapitels dahingehend zu analysieren, inwieweit die zuvor betrachteten Normen in der Praxis wirksam waren, welche Konflikte auftraten sowie welche Erwägungen und Machtinteressen die Domherren bei ihren Entscheidungen leiteten, wozu die vorherige systematische Analyse der personellen Zusammensetzung des Kapitels von großer Bedeutung sein wird. Konkrete Entscheidungsgegenstände werden hier unter anderem sein: die Neubesetzung von Ämtern innerhalb des Domkapitels, die Bischofswahl sowie die Administration der weltlichen Güter. Hierbei soll der Blick insbesondere auf etwaigen Überlagerungsprozessen liegen, also der Frage, ob die unterschiedlichen Konfessionen bei der Entscheidungsfindung das ausschlaggebende Kriterium waren oder ob sie eher anderen Macht- und Interessenfaktoren untergeordnet waren.

Deutsch-polnische Versöhnungsinitiativen aus der katholischen Kirche in der DDR. Kurt Reuter und Günter Särchen.

Dissertationsprojekt von Anna Reinhardt

Projektbeschreibung

In dem Promotionsprojekt kommen zwei katholische Akteure zur Sprache, die sich in hohem Maße für eine Annäherung zwischen Deutschen und Polen einsetzten. Auf dem Hintergrund von NS-Verbrechen, alten Feindbildern, Vertreibung und der Grenzfrage an Oder und Neiße bemängelten sie das fehlende Schuldbewusstsein und Versöhnungsengagement in der Gesellschaft, seitens des Staates und der Kirche. Mit großer Eigeninitiative und auf unterschiedliche Art und Weise brachten Pfarrer Kurt Reuter (1908-1965, Eberswalde) und Seelsorgeamtsmitarbeiter Günter Särchen (1927-2004, Magdeburg) in den 1950er und 60er Jahren persönliche deutsch-polnische Kontakte in Gang. Ausgehend von der Untersuchung ihrer je eigenen Prägungen, ihres Schuldverständnisses und ihrer Handlungsmotivation betrachtet das Projekt die jeweiligen Entfaltungsräume, aber auch Hindernisse und Einschränkungen ihrer Bemühungen innerhalb der katholischen Kirche und unter dem Einfluss des DDR-Regimes. Die konkreten Versöhnungsaktivitäten Reuters und Särchens waren dem Austausch, der Hilfe und einem neuen Miteinander gewidmet: Reuter stand mit einem Großteil des polnischen Episkopats in brieflichem Kontakt und versandte über 1000 Pakete mit theologischer Literatur in sämtliche Diözesen Polens. Särchen organisierte vor allem über „Aktion Sühnezeichen“ Sühnefahrten junger Deutscher nach Polen und Bildungsveranstaltungen zum östlichen Nachbarland in der DDR. Beide wurden somit zu beispielhaften Initiatoren deutsch-polnischer Versöhnungsarbeit.

Die Katholische Kirche und Palästina in der Mandatszeit (1917-1939): Institutionen, Gemeinden und medialer Diskurs

Dissertationsprojekt von Bernhard Kronegger

Das Projekt widmet sich der Erforschung der Initiativen und Tätigkeiten der katholischen Kirche in Bezug auf das britische Mandatsgebiet Palästina in der Zwischenkriegszeit (1918-1939). Die katholische Kirche tritt dabei in vielfältiger Form in Beziehung zur britischen Mandatsregierung und der Bevölkerung Palästinas. Der Heilige Stuhl als Akteur der internationalen Politik war bestrebt, die Ansprüche der katholischen Kirche auf die Heiligen Stätten des Landes angesichts des sich entwickelnden jüdisch-arabischen Konflikts zu bewahren. Hierzu wurde das diplomatische Netzwerk der katholischen Kirche verwendet, um Einfluss auf die Mandatsmacht Großbritannien und den Völkerbund auszuüben. Vor Ort war das Lateinische Patriarchat von Jerusalem bemüht die Privilegien der kirchlichen Einrichtungen und Ordensniederlassungen sowie die Rechte der katholischen Minderheit zu verteidigen. Daneben wurden auch Vertreter der mit Rom unierten Ostkirchen – besonders der Melkitischen Kirche – aktiv, um für die Interessen ihrer Gläubigen in dieser Zeit der Transformation einzutreten. Besondere Aufmerksamkeit soll auf das Verhältnis der einzelnen katholischen Akteure zu den Vertretern anderer Konfessionen und Religionen gelegt werden. Daneben sollen auch die innerkatholischen Konflikte, welche sich zwischen den unterschiedlichen Institutionen, Nationalitäten und Riten entspannten, auf ihren disruptiven Effekt auf das Wirken der katholischen Kirche hin analysiert werden.

Die Religiösen Kinderwochen der katholischen Kirche in der DDR

Dissertationsprojekt von: Theresia Niesing

Mit den Religiösen Kinderwochen (RKW) bot die katholische Kirche in der DDR und bietet sie noch heute vorrangig in den neuen Bundesländern Kindern in den Ferien die Gelegenheit, im Raum der Kirche zusammenzukommen und einige Tage in Gemeinschaft zu verbringen. Die Tage sind inhaltlich an einem jährlich wechselnden Thema orientiert, mit darauf abgestimmten vielfältigen und abwechslungsreichen Tagesplänen.

Im Rahmen des Dissertationsprojekts wird der Entwicklung dieses besonderen Konzepts von Kinderseelsorge von ihrer Entstehung im Jahr 1949 bis zum Untergang der DDR im Jahr 1989 nachgegangen. Es werden insbesondere die Konzeption, Gestaltung, Organisation sowie die Durchführung in den Blick genommen und diese in den pastoralen als auch (kirchen-)politischen Kontext der besonderen kirchlichen Situation in der DDR gestellt, um abschließend den pastoralen Stellenwert der RKW für die katholische Kirche in der DDR einordnen zu können.

Katholische Gefängnisseelsorge in der SBZ und DDR

Bearbeiter

Dr. Martin Fischer

Förderung

Das Projekt wird im Rahmen der Forschungsstelle für kirchliche Zeitgeschichte an der Universität Erfurt durchgeführt.

Projektbeschreibung

Gefängniskapelle der Strafvollzugsanstalt Bautzen I  ("Gelbes Elend")
Gefängniskapelle der Strafvollzugsanstalt Bautzen I ("Gelbes Elend") Foto: Wikimedia Commons

Zu den sieben Werken der Barmherzigkeit zählt, auch Gefangene zu besuchen. Vor diesem Hintergrund bemühte sich die katholische Kirche gemeinsam mit dem Caritasverband Zugang zu den Häftlingen in den Strafvollzugsanstalten in der SBZ und DDR zu erhalten. Der Erfolg war bescheiden und staatlicher Willkür ausgesetzt. In dem sensiblen Umfeld Strafvollzug wollten die staatlichen Stellen außenstehende Akteure, wie es katholische Priester waren, nur äußerst ungern wirken lassen. Meist wurde nur die Heilige Messe erlaubt, Einzelseelsorge war kaum und nur unter Aufsicht möglich, Beichtgespräche nicht gestattet.
Im Herbst 1989, als die Friedliche Revolution auch die Gefängnisse erreichte, waren die Kirchen plötzlich gefragt. Als durch Revolten und Hungerstreiks die Situation in den Strafanstalten zu eskalieren drohte, bemühten sich die Anstaltsleitungen um die Vermittlung kirchlicher Vertreter, denn die Gefängnisseelsorger genossen bei den Häftlingen noch Vertrauen, was die Vollzugsbeamten schon längst verloren hatten.

Lorenz Jaeger, Erzbischof von Paderborn 1941-1974

Projektbeschreibung

Mitarbeit am interdisziplinären Forschungsprojekt: "Aufarbeitung des Nachlasses von Lorenz Kardinal Jaeger" (Kommission für Kirchliche Zeitgeschichte im Erzbistum Paderborn; Professur für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit am Institut für Katholische Theologie der Universität Paderborn).

Externe Homepage des Projektes

Bislang wurden folgende Teilbereiche abgeschlossen:

  • Lorenz Jaeger als Mitglied der Bischofskonferenz. Ein Überblick, in: Lorenz Jaeger als Politiker. Eine Publikation der Kommission für Kirchliche Zeitgeschichte Paderborn (Lorenz Kardinal Jaeger 1), hg. v. Nicole Priesching, Gisela Fleckenstein, Paderborn 2019, 81–126.
  • Konvertitenseelsorge, Winfriedbund und „Offene Tür“. Spannungsfelder für Jaegers Ökumenearbeit in 1950er Jahren, in: Lorenz Jaeger als Ökumeniker (Lorenz Kardinal Jaeger 2), hg. v. Nicole Priesching Paderborn 2020 (im Druck).

In Vorbereitung:

  • Lorenz Jaeger und das Erzbischöfliche Kommissariat Magdeburg (im Rahmen der Fachtagung „Lorenz Jaeger als Kirchenpolitiker“, Fachtagung vom 27.08.-29.08.2020 in der Katholischen Akademie Schwerte)

Teil-Edition: Von der Zwispaltung so sich des glaubens vnnd Religion halb […]. Eine Reformationsgeschichte aus dem Jahr 1537 (ThStA Gotha, Geh. Archiv XX I 1a)

Projektbeschreibung

In einer Sammelhandschrift im Staatsarchiv Gotha findet sich eine bislang unbekannte frühe Reformationsgeschichte mit dem Titel:
Von der Zwispaltung so sich des glaubens vnnd Religion halb Jm 1517. Jar, Jn Teutscher Nacion hatt angefangennen, waß vielfeltiger wunderbarlicher enderungen vnnd Handlungen, darauß entstannden, auch was auff allen reichstegen vnnd sunst durch Romische Kayserliche Mayestat vnnsers aller gnedigsten Herrn, Auch Churfursten, Fursten vnnd andere stend des heiligen Reichs yedeßmalß Jn des glaubens vnnd Religionn sachen von bemeltem 1517. bieß auff das 1536. Jar gehandelt vnnd Beschlossen, mit hochstem vleis zusamenn gezogen etc.
Aus katholischer Perspektive werden hier die wichtigsten reformationsgeschichtlichen Ereignisse bis 1536 möglichst objektiv dargestellt und innerprotestantische Differenzen beschrieben. Der weitaus gräßte Teil nimmt eine Abschrift wichtiger Beschlüsse und Akten der Reichstage dieser Zeit (Worms 1521 bis Regensburg 1532) ein. Geplant ist bis 2022 eine Teil-Edition des Textes (nach Vorarbeiten von Dr. Daniel Gehrt).

Vorlesestatuten der Erfurter Artistenfakultät und der Gesamtuniversität aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Editionen und historische Einordnung

Projektbeschreibung

Im Februar 2016 tauchte eine kleine undatierte Pergament-Handschrift auf, die den Titel trägt: Statuta Facul[tatis] Philosophicae Academiae Erphordiensis. Sie stammt aus dem Besitz des 1837 in Duderstadt im Eichsfeld geborenen Breslauer Fürstprimas (1887-1914) Georg von Kopp († 1914), der als Bischof von Fulda (seit 1881) im Jahre 1887 zum Fürstbischof von Breslau ernannt worden war. Die Handschrift ging aus Kopps Nachlass in den Besitz seines Großneffen, Herrn Dr. Rudolf Kopp/Berlin, über, der sie dankenswerterweise der Forschung zur Verfügung stellte. Ausgehend von diesem wiederentdeckten Fund konnte in der Bibliothek des Evangelischen Ministeriums in Erfurt eine bedeutende Abschrift mit verschiedenen Statutenfassungen und Vorfassungen der Erfurter Universität ausfindig gemacht werden. Die Vorlesestatuten der Artistenfakultät und die Vorlesestatuten der Gesamtuniversität (Excerptum statutorum quae publice quotannis toti scholastico caetui praeligenda sunt, ut observentur) sollen in zwei getrennten Editionen 2020-2022 vorgelegt werden.

Zwischen Erfahrung und Erinnerung: Bildungs(um)wege christlicher DDR-Bürger*innen zwischen der sozialistischen Gesellschaft und der Gegenwart

Projektmitarbeiter

Ringo Müller

Ehemalige studentische Mitarbeiterinnen

Saraphina Grundmann (2023) Maria Korten (2019–2022)

Projektskizze

Das Projekt gründet auf der Feststellung, dass Christ*innen, die in der DDR aufwuchsen, sich mehrheitlich in einem engen Zusammenhang mit dem Bildungssystem an Diskriminierungen erinnern. Deshalb rückt die historische Untersuchung Erzählungen, Praktiken und Strukturen von Ungleichbehandlungen in sozialistischen Bildungsinstitutionen und -räumen in das Blickfeld und erforscht vielgestaltige (Aus)Bildungs(um)wege christlicher DDR-Bürger*innen.

Arbeitsbibliografie zur Forschungsliteratur über Akademien, Fach- und Hochschulen in der DDR

Im Rahmen des Projektes entstand zwischen 2021 und 2022 ein Literaturverzeichnis über die Auseinandersetzung mit dem höheren Bildungssystem der Deutschen Demokratischen Republik, das (überwiegend monographische) Forschungsliteratur dokumentiert.

Arbeitsbibliografie