Forschungsprofil & Schwerpunkte
Das Forschungszentrum Gotha beschäftigt sich mit der Kultur- und Wissensgeschichte der Neuzeit. In diesem Sinne interessieren wir uns sowohl für elaborierte Wissensformen – Philosophie, Gelehrsamkeit, Naturkunde, Arkanwissen, insbesondere mit Blick auf die Vorgeschichte der späteren Geistes- und Kulturwissenschaften – als auch für eher praktische Ausprägungen des Wissens, seien diese nun institutionell geformt (z.B. Verwaltungs-, Staats- und Rechtswissen) oder überwiegend erfahrungsbasiert (praktisches Wissen, Laien- bzw. Alltagswissen, „tacit knowledge“). Der erkenntnisleitende Fokus unserer Forschung liegt dabei insbesondere auf der Wissensproduktion, also den Praktiken, die Wissen hervorbringen und strukturieren. Neben in Texten überliefertem Wissen untersuchen wir sowohl bildliches Wissen – gespeichert etwa in emblematischen Darstellungen, Grafiken oder auch Karten – als insbesondere auch Objekte und Sammlungen als materielle Wissensspeicher.
Unsere Forschung vereint somit ein breites Spektrum an Fragen und Themen, das von der klassischen Ideengeschichte über die Kulturgeschichte des Sammelns bis zu aktuellen Neuansätzen der historischen Wissenschaftsforschung (history of science, history of scholarship) reicht und das sich stets mit anderen geschichts- und kulturwissenschaftlichen Disziplinen verbindet. Zeitlicher Schwerpunkt unserer Arbeit ist – den herzoglichen Sammlungen in der Forschungsbibliothek Gotha und der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha entsprechend – die Frühe Neuzeit von etwa 1500 bis 1800 einschließlich ihrer Übergänge.
Methodisch sehen wir uns einer kulturwissenschaftlich informierten, theoretisch reflektierten wie zugleich quellenorientierten Vorgehensweise verpflichtet. Die spezifische Gothaer Wissensgeschichte ist somit an Praktiken ebenso interessiert wie an Ideen und Diskursen, an räumlichen Relationen, visuellen Medien und materiellen Dingen ebenso wie an komplexen Theoriezusammenhängen. Darüber hinaus nimmt sie beständig die thematischen und methodischen Anregungen aus den Forschungsprojekten unser Stipendiat*innen und Gastwissenschaftler*innen auf, um das Programm einer transdisziplinären, sammlungsbezogenen Wissensgeschichte weiter zu konturieren und für die empirische Arbeit mit den Gothaer Beständen fruchtbar zu machen.
Über die themenbezogene Forschung hinaus ist das Forschungszentrum auch auf dem Feld der Digital Humanities aktiv und gestaltet mittels eigener Datenbankprojekte die Digitalisierung der Frühneuzeitforschung wie auch der Geschichtswissenschaften insgesamt in innovative Weise mit. Die am Forschungszentrum entwickelte Plattform FactGrid ist seit November 2022 Teil der von der DFG finanzierten Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI).
Unsere Forschungsaktivitäten gruppieren sich um die folgenden drei Schwerpunkte: