Neuerscheinungen

2023

Der von Markus Meumann, dem Wissenschaftlichen Geschäftsführer des Forschungszentrums Gotha, und Uta Wallenstein, der Kuratorin der Jahresausstellung 2023 der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, herausgegebene Begleitband und Katalog gibt umfangreiche Einblicke in das Logenleben der Freimaurer und in den Illuminatenorden in der Residenzstadt Gotha während der Regentschaft Ernsts II. von Sachsen-Gotha-Altenburg. Der aufgeklärte Herzog war seit 1774 Mitglied der Gothaer Freimaurerloge „Zum Rautenkranz“ und von 1775 bis 1777 Landes-Großmeister der Großen Landesloge von Deutschland. Seit 1782 beförderte er die geheime Logenleitung durch den in Gotha ansässigen Illuminatenorden, dem er 1783 beitrat. Ein Blick in die private Freimaurer-Bibliothek Ernsts II. verrät sein großes Interesse an den Mysterien Ägyptens. Als vermeintlich älteste und vollkommenste Mysterienkultur galt das Alte Ägypten im 18. Jahrhundert bei den Freimaurern als Inbegriff des symbolischen Ausdrucks und der Mysterien. Ein spezieller Themenabschnitt des Katalogs widmet sich dieser spirituellen Ägyptenbegeisterung, die auch in Gotha ihre Spuren hinterließ.

2022

From about 1550 onward, the Mantuan antiquary and architect Jacopo Strada (1515–1588) created a thirty-volume corpus for the Augsburg banker and politician Hans Jakob Fugger (1516–1575), depicting coins of the Roman Empire from Gaius Julius Caesar to Charles V: the Magnum ac Novum Opus. Now preserved in the Forschungsbibliothek Gotha, it contains almost nine thousand drawings of Roman Imperial coins. Strada also created an eleven-volume coin catalogue, A. A. A. NumismatΩn Antiquorum ΔΙΑΣΚΕΥΕ, manuscripts of which are preserved in Vienna and in Prague, which contains coin descriptions that, Strada claimed, complemented the Magnum ac Novum Opus.
In a project funded by the Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG, images and texts have been combined for the first time. The two works have been studied in their mutual relationship, and have been placed in their antiquarian-numismatic and art historical context. The first results of this combination of diverse scholarly approaches are published in the present volume. They reveal numerous new aspects and perspectives of antiquarian scholarship during the second half of the sixteenth century, and thus represent an important contribution to the history of antiquarian studies, in particular of early numismatics.

2023

Fremde Münzen aus Indien, Japan oder Arabien strahlen eine verheißungsvolle Anziehungskraft aus. Wie sind sie nach Europa gelangt? Was bedeuten die Aufschriften und Symbole, die sie enthalten? Und wer waren die Menschen, die mit ihnen zu bezahlen pflegten? Martin Mulsow erzählt in diesem reich illustrierten kulturhistorischen Essay anhand einer Fülle bisher völlig unbekannter Materialien aus allen Archiven Europas die Geschichte der Münzforschung und macht damit auf ein frühes Kapitel der Globalisierung aufmerksam. Es ist die Geschichte einer sogenannten intellektuellen Einkreisung Asiens. Eine Gruppe Gelehrter des 17. und frühen 18. Jahrhunderts erkundete den Nahen und Fernen Osten mithilfe dieser Münzprägungen von ihren Lehnstühlen aus: Arabien wurde auf Pappe gebannt, China in Heften verzeichnet, und der Mogulkaiser in Indien wurde durch die Entzifferung verschlungener persischer Inschriften lebendig. Sie prägten die Münzen mit ihrer Forschung und ihren Projektionen noch einmal.

2022

In seinem neuen Buch zur globalen Ideengeschichte deutet Martin Mulsow die Frühe Neuzeit als ein Zeitalter der riskanten Referenz, in dem transkulturelle Bezugnahmen manchmal glücken, oft aber auch fehlgreifen, ins Leere laufen oder zu Missverständnissen führen.

In acht Kapiteln, die jeweils vormodernen Verflechtungen nachgehen, die sich zum Teil auch als Verirrungen oder Verwirrungen darstellen, macht sich etwa ein Hamburger Arzt auf die Suche nach türkischen Kampfdrogen; forscht der Philosoph Leibniz nach frühesten chinesischen Schriftzeichen; müssen Spanier im peruanischen Potosí sehen, wie in den Minen der Teufel angebetet wird, und verzweifelt ein Vaterunser-Sammler an den Vokabeln der afrikanischen Khoikhoi.

 

2023

Der Roman Die Zwei und vierzig jährige Äffin (1800), laut Untertitel »Das vermaledeiteste Märchen unter der Sonne«, stellte bei seinem - natürlich anonymen - Erscheinen eine Provokation dar. Eine Schwarze Frau bringt nicht nur als Hetäre reihenweise reiche und mächtige alte Männer um Verstand, Geld und manchmal ums Leben, sie wird auch literatisch tätig und stiftet am Ende eine Akademie. Nun wird der Roman zum 250. Geburtstag seines Autors Michael Kosmeli (1773-1844) wiederaufgelegt, kommentiert und mit einem Nachwort versehen von dem Literarhistoriker Dirk Sangmeister.

Cover zu das Haar als Argument
2022

Ob Bart, Glatze, Perücke oder Zopf, lange, kurze oder hohe Frisur – die Haartracht sagt immer etwas aus. Dabei kann es um sichtbare Abgrenzungen zwischen Religionen, Konfessionen, Ethnien oder Ständen gehen, um einen individuellen Distinktionswillen, um einen Ausdruck von Emotionen, oder die Demütigung durch andere, etwa bei der Rasur des Bartes oder des Haupthaars. Wissen über historische Haarmoden und ihre Bedeutung ist im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit immer wieder in zeitgenössische Debatten eingespeist worden.

Die Autorinnen und Autoren, die ein breites Spektrum literarischer, religiöser, politischer, gelehrter und pharmazeutischer Quellen sowie künstlerischer Werke erschließen, verstehen die Kulturgeschichte des Haares zugleich als seine Wissensgeschichte. Sie diskutieren, wie Wissen über Haar-Praktiken und -Bedeutungen in 'haarkundigen' Gesellschaften archiviert, zirkuliert und als Argument instrumentalisiert wurde. Dabei verbinden sich traditionell textphilologisch und objektbezogen arbeitende Disziplinen mit aktuellen sozial- und körpergeschichtlichen Fragestellungen.