Neuerscheinungen

2024

Der Dreißigjährige Krieg gilt als die größte Katastrophe und traumatischste Kriegserfahrung der deutschen Geschichte vor dem Zweiten Weltkrieg. Tatsächlich litten in vielen Regionen große Teile der Bevölkerung schwer unter den Kriegshandlungen und ihren Folgen. Zugleich gab es aber auch deutliche regionale und soziale Unterschiede: Während viele Hab und Gut oder sogar ihr Leben verloren, arrangierten sich andere mit dem Krieg oder konnten sogar von ihm profitieren, selbst in schwer vom Krieg betroffenen Regionen „mitten in Deutschland". Grundsätzlich gilt: Der Dreißigjährige Krieg wurde von den meisten Menschen nicht nur passiv erlitten, sondern immer auch aktiv bewältigt. Der Band untersucht die dabei zum Tragen kommenden Praktiken individueller, kollektiver wie institutioneller Akteure und arbeitet damit die verschiedenen Handlungsoptionen und Bewältigungsstrategien heraus.

2023

Fremde Münzen aus Indien, Japan oder Arabien strahlen eine verheißungsvolle Anziehungskraft aus. Wie sind sie nach Europa gelangt? Was bedeuten die Aufschriften und Symbole, die sie enthalten? Und wer waren die Menschen, die mit ihnen zu bezahlen pflegten? Martin Mulsow erzählt in diesem reich illustrierten kulturhistorischen Essay anhand einer Fülle bisher völlig unbekannter Materialien aus allen Archiven Europas die Geschichte der Münzforschung und macht damit auf ein frühes Kapitel der Globalisierung aufmerksam. Es ist die Geschichte einer sogenannten intellektuellen Einkreisung Asiens. Eine Gruppe Gelehrter des 17. und frühen 18. Jahrhunderts erkundete den Nahen und Fernen Osten mithilfe dieser Münzprägungen von ihren Lehnstühlen aus: Arabien wurde auf Pappe gebannt, China in Heften verzeichnet, und der Mogulkaiser in Indien wurde durch die Entzifferung verschlungener persischer Inschriften lebendig. Sie prägten die Münzen mit ihrer Forschung und ihren Projektionen noch einmal.

Buchcover des Sachbuchs Aufklärungsdinge
2024

Martin Mulsow präsentiert Objekte und geistige Abenteurer der Frühen Neuzeit und macht so deren Universum anschaulich. An sonderbaren Apparaturen, Figuren und Karikaturen kristallisierte sich eine Lust am radikalen Denken, die die Welt aus den Angeln heben sollte. Ein Guckkasten, eine Indianerfigur, ein Schlafpelz, Goldmünzen, eine Wünschelrute, verästelte Bäume und eine Silenbüste: Ausgehend von diesen antik-exotisch oder verwunschen anmutenden Objekten vollzieht Martin Mulsow Tiefenbohrungen in die Welt um 1700 und führt ins brodelnde Zeitalter der Aufklärung. Fernab von Heldenerzählungen und den Routinen der Triumphgeschichte treten auf diese Weise Schicksale von Gelehrten vor Augen, die bereit waren, die alte Welt mit ihren Gedanken zu sprengen, aber an den Missständen und der Bequemlichkeit ihrer Mitmenschen verzweifelten. Es erscheinen Wissensgeflechte aus Rationalität und Okkultem. So wird das geistige Klima einer Epoche fühlbar, die sich aufschwang, in Zweifel zu ziehen, was über Tausende von Jahren gegolten hatte: ein durchaus fremdes Zeitalter, das den Startschuss für eine Revolution der Skepsis gab, die bis heute anhält.

2023

Der Roman Die Zwei und vierzig jährige Äffin (1800), laut Untertitel »Das vermaledeiteste Märchen unter der Sonne«, stellte bei seinem - natürlich anonymen - Erscheinen eine Provokation dar. Eine Schwarze Frau bringt nicht nur als Hetäre reihenweise reiche und mächtige alte Männer um Verstand, Geld und manchmal ums Leben, sie wird auch literatisch tätig und stiftet am Ende eine Akademie. Nun wird der Roman zum 250. Geburtstag seines Autors Michael Kosmeli (1773-1844) wiederaufgelegt, kommentiert und mit einem Nachwort versehen von dem Literarhistoriker Dirk Sangmeister.

2023

Der von Markus Meumann, dem Wissenschaftlichen Geschäftsführer des Forschungszentrums Gotha, und Uta Wallenstein, der Kuratorin der Jahresausstellung 2023 der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, herausgegebene Begleitband und Katalog gibt umfangreiche Einblicke in das Logenleben der Freimaurer und in den Illuminatenorden in der Residenzstadt Gotha während der Regentschaft Ernsts II. von Sachsen-Gotha-Altenburg. Der aufgeklärte Herzog war seit 1774 Mitglied der Gothaer Freimaurerloge „Zum Rautenkranz“ und von 1775 bis 1777 Landes-Großmeister der Großen Landesloge von Deutschland. Seit 1782 beförderte er die geheime Logenleitung durch den in Gotha ansässigen Illuminatenorden, dem er 1783 beitrat. Ein Blick in die private Freimaurer-Bibliothek Ernsts II. verrät sein großes Interesse an den Mysterien Ägyptens. Als vermeintlich älteste und vollkommenste Mysterienkultur galt das Alte Ägypten im 18. Jahrhundert bei den Freimaurern als Inbegriff des symbolischen Ausdrucks und der Mysterien. Ein spezieller Themenabschnitt des Katalogs widmet sich dieser spirituellen Ägyptenbegeisterung, die auch in Gotha ihre Spuren hinterließ.

2022

From about 1550 onward, the Mantuan antiquary and architect Jacopo Strada (1515–1588) created a thirty-volume corpus for the Augsburg banker and politician Hans Jakob Fugger (1516–1575), depicting coins of the Roman Empire from Gaius Julius Caesar to Charles V: the Magnum ac Novum Opus. Now preserved in the Forschungsbibliothek Gotha, it contains almost nine thousand drawings of Roman Imperial coins. Strada also created an eleven-volume coin catalogue, A. A. A. NumismatΩn Antiquorum ΔΙΑΣΚΕΥΕ, manuscripts of which are preserved in Vienna and in Prague, which contains coin descriptions that, Strada claimed, complemented the Magnum ac Novum Opus.
In a project funded by the Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG, images and texts have been combined for the first time. The two works have been studied in their mutual relationship, and have been placed in their antiquarian-numismatic and art historical context. The first results of this combination of diverse scholarly approaches are published in the present volume. They reveal numerous new aspects and perspectives of antiquarian scholarship during the second half of the sixteenth century, and thus represent an important contribution to the history of antiquarian studies, in particular of early numismatics.