Dr. Vera Faßhauer

Vera.Fasshauer@uni-erfurt.de

TMWWDG-Stipendiatin (Forschungszentrum Gotha)

Besucheranschrift

Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt (FZG)
Schloßberg 2
99867 Gotha

Postanschrift

Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt (FZG)
Schloßberg 2
99867 Gotha

Dr. Vera Faßhauer

Curriculum Vitae

Seit 12/2021
TMWWDG-Stipendiatin am Forschungszentrum Gotha

4/2020–11/2021
Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Deutsche Literatur und ihre Didaktik

3–4/2020
Herzog-Ernst-Stipendiatin an der Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha

WiSe 2019/20
Lehrbeauftragte an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Deutsche Literatur und ihre Didaktik

9/2019–2/2020
Forschungsstipendiatin an der Herzog August-Bibliothek Wolfenbüttel

SoSe 2019
Lehrbeauftragte an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Deutsche Literatur und ihre Didaktik

2/2019–5/2019
Liselotte-Kirchner-Stipendiatin der Franckeschen Stiftungen zu Halle

SoSe 2018
Lehrbeauftragte an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Deutsche Literatur und ihre Didaktik

2/2017–2/2019
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „Digitale Auswahledition der Tagebücher Johann Christian Senckenbergs“ an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Deutsche Literatur und ihre Didaktik, Projektleiter: Prof. Dr. Robert C. Seidel

8/2013–9/2016
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „Transkription der Tagebücher Johann Christian Senckenbergs“ an der Universitätsbibliothek der Goethe-Universität Frankfurt am Main

11/2014
Promotion zum Dr. phil. mit einer Dissertation Zur Poetik des Hässlichen im 18. Jahrhundert

3/13–7/13
Wissenschaftliche Hilfskraft im Projekt „Deutsche Wortfeldetymologie im europäischen Kontext“ an der Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Projektleiterin: Prof. Dr. Rosemarie Lühr

1/2010–12/2012, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt „Frühneuzeitliche Fürstinnenkorrespondenzen im mitteldeutschen Raum“ an der FSU Jena,
4/2013–6/2013    Lehrstuhl für Indogermanistik, Projektleiterin: Prof. Dr. Rosemarie Lühr

7/2006–3/2008
Wissenschaftliche Hilfskraft an der FSU Jena, Institut für Germanistische Literaturwissenschaft, Lehrstuhl für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (Prof. Dr. Gerhard R. Kaiser)

7/2006–5/2008
Promotionsstipendium der Stiftung Bildung und Wissenschaft

4/2005–6/2006, 10/2008–12/2009
Wissenschaftliche Hilfskraft im SFB 482 „Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800“, Teilprojekt B6: Friedrich Justin Bertuch“ an der FSU Jena/Klassik-Stiftung Weimar, Projektleiter: Prof. Dr. Werner Greiling und Dr. Siegfried Seifert

12/04
Abschluss des Studiums als Magistra Artium mit einer Arbeit zum Thema Heine und die Karikatur

01/2005–12/2009
Freie Tätigkeit als Übersetzerin, Redakteurin, Korrektorin und Transkribentin für wissenschaftliche Institute, Verlage, Museen und Rundfunk

8/1999–12/2004
Studentische Hilfskraft im DFG-Sonderforschungsbereich 482 „Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800“, Teilprojekt C4/B6 (Projektleiter: Prof. Dr. Gerhard R. Kaiser, Prof. Dr. Werner Greiling, Dr. Siegfried Seifert)

1996 bis 2004
Studium der Germanistischen Literaturwissenschaft, Anglistischen Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

Forschungsschwerpunkte

Tagebücher und Briefe der Frühen Neuzeit
Epistemische vs. literarische Gattungen
Hässlichkeit und Karikatur im 18. und 19. Jahrhundert
Digitale Edition
Bild-Text-Beziehungen

Projekt

Johann Christian Senckenbergs Observationes: Form, Funktionen, Grundlagen, Kontexte

Der Frankfurter Arzt und Stifter Johann Christian Senckenberg (1707–1772) wird in der bisherigen Forschung als religiöser Schwärmer, ängstlicher Hypochonder und systemloser Detailsammler porträtiert. Ursächlich für diese Beurteilung ist vor allem die Tatsache, dass Senckenbergs umfangreiche und schwer zu entziffernde Tagebücher entweder nicht oder nur unter einseitig positivistischen Maßgaben einbezogen wurden. Gestützt auf nun vorliegende Volltexttranskriptionen sowie auf neue Forschungsergebnisse zu epistemischen Aufzeichnungspraktiken und zum Verhältnis von Religion und Aufklärung geht das Projekt der Frage nach, ob der vermeintlich fanatische und detailverlorene Diarist nicht in Wahrheit als ein exemplarischer Repräsentant seines Jahrhunderts gelten kann, der im Hinblick auf Religion und Medizin sogar ausgesprochen fortschrittliche Ansichten vertrat. Hierfür soll zunächst die Selbstverortung des Autors zwischen reichstädtischem Bürgertum, radikalpietistischem Konventikel und gelehrter Ärzteschaft untersucht und mithin das soziale, religiöse und berufliche Entstehungsumfeld der Tagebücher abgesteckt werden. Weiter wird im Vergleich mit anderen Tagebuchprojekten der Epoche die Spezifik der Aufzeichnungen bestimmt. Da sie sowohl Charakteristika des religiösen Tagebuchs als auch der epistemischen Gattung observatio aufweisen, werden alsdann ihre Funktionen und Erkenntnispotenziale im Doppelkontext der radikalpietistischen Glaubens- und der empiristischen Wissenschaftspraxis analysiert. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage nach den Quellen, die Senckenberg wegweisende Impulse für seine mehrfunktionale Aufzeichnungspraxis vermittelt haben könnten. Schließlich soll Senckenbergs radikalpietistische Medico-Theologie zu den medizinischen, theologischen und erkenntnistheoretischen Debatten der Aufklärungszeit in Beziehung gesetzt werden.

Seinem in sich selbst vielschichtigen Untersuchungsgegenstand entsprechend leistet das Projekt Beiträge zu mehreren Forschungsdisziplinen. So kann die Pietismusforschung neue Erkenntnisse zu den bisher kaum untersuchten Frankfurter Separierten und mithin eine schärfere Erfassung des Radikalpietismus erwarten. Senckenbergs Positionen zu den epochenspezifischen Diskursen um Krankheit und Eigenverantwortung, Heterodoxie und Toleranz sowie Rationalismus und Empirismus eröffnen zugleich einen neuen Blickwinkel auf das Verhältnis zwischen Religion und Aufklärung. Dieses Spannungsfeld lässt sich auch auf medizinhistorischem Gebiet aufzeigen, indem der Einfluss radikalpietistischer Körper- und Seelenkonzepte auf die Entwicklung der Psychomedizin im 18. Jahrhundert herausgearbeitet wird. Indem sie Senckenbergs Aufzeichnungen gleichermaßen als Medium der Selbst-, Natur- und Gotteserkenntnis begreift, eröffnet die Arbeit in thematischer wie auch in gattungsorientierter Hinsicht zudem auch neue interdisziplinäre Perspektiven für die Diaristikforschung.

Publikationen

Monografie

Herausgabe

  • (Mit Rosemarie Lühr, Daniela Prutscher und Henry Seidel): Genderspezifik in mitteldeutschen Fürstinnenkorrespondenzen der Frühen Neuzeit. Korpusphilologische Studien, Hamburg 2018.

Edition

  • Johann Christian Senckenberg: Observationes in me ipso factae, Bd. 2 (1732). In: Digitale Auswahledition der Tagebücher Johann Christian Senckenbergs, bearbeitet von Vera Faßhauer und Veronika Marschall, Frankfurt am Main: Universitätbibliothek, vorläufige Version.
  • mit Volker Wahl, Ute Leonhardt und Ernst Werner (Hg.): Herbert Kühnert: Forschungen zur Geschichte des Jenaer Glaswerks Schott & Genossen (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Große Reihe, Bd. 20), Wien/Köln/Weimar 2012.

Datenpublikationen

  • mit Daniela Prutscher und Henry Seidel (Hg.): Annotiertes Textkorpus Frühneuzeitliche Fürstinnenkorrespondenzen im mitteldeutschen Raum, zugänglich über ANNIS.

Aufsätze in Zeitschriften (peer-reviewed)

  • Sacra à Deo in corde discenda, natura ex natura. Die Observationes Johann Christian Senckenbergs als medico-theologische Aufzeichnungspraktik. In: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 40 (2017), S. 225–246, https://doi.org/10.1002/bewi.201701824.
  • „Streiterin ‚wieder allen willen‘? Aktionsspielräume und Argumentationsstrategien der Herzoginwitwe Dorothea Maria von Sachsen-Weimar im Altenburger Präzedenzstreit.“ In: Zeitschrift für Thüringische Geschichte 70 (2016), S. 101–115.

Aufsätze in Sammelbänden

  • „Thersites Moralized: 18th Century Corrective, Apologetic and Exegetic Readings of the Second Book of Homer’s Iliad“. In: The Long Quarrel: Past and Present in the Eighteenth Century, ed. by Jacques Bos and Jan Rotmans, Leiden/Boston 2021 (Brill's Studies in Intellectual History 332), S. 99–117.

  • „Men and/or Manners: Poetiken des Charakteristischen zwischen Individualisierung und Abstraktion“. In: Kulturen der Moral. Beiträge zur DGEJ-Jahrestagung 2018 in Paderborn, hg. von Lothar van Laak und Kristin Eichhorn, Hamburg 2021 (Studien zum achtzehnten Jahrhundert 42), S. 325–343.

  • „Erfahrung und Erkenntnis in gottgegebener Freiheit: Subjektives Empfinden und individuelle Normsetzung bei Johann Christian Senckenberg“. In: Gefühl und Norm. Religion und Gefühlskulturen im 18. Jahrhundert. Beiträge zum V. Internationalen Kongress für Pietismusforschung 2018, hg. von Daniel Cyranka, Thomas Ruhland, Christian Soboth und Friedemann Stengel, Halle 2021 (Hallesche Forschungen 61/1+2), Bd. 1, S. 77–100.

  • „Beobachtungen zur Erkenntnis meiner selbst und anderer: Körper- und Seelenerfahrung als Basis medizinischer Praxis bei Johann Christian Senckenberg“. In: Kat. Heilen an Leib und Seele. Medizin und Hygiene im 18. Jahrhundert, hg. im Auftrag der Franckeschen Stiftungen von Holger Zaunstöck und Thomas Grunewald, Halle 2021, S. 268–279.

  • „A Pure Abode for an Unblemished Soul: Medical, Spiritual and Political Significances of Bodily Characteristics in Johann Christian Senckenberg’s Journals“. In: Bodies in Early Modern Religious Dissent. Naked, Veiled, Vilified, Worshipped, ed. by Elisabeth Fischer and Xenia von Tippelskirch, London/ New York 2021 (Routledge Studies in Early Modern Religious Dissents and Radicalism), S. 64–83.

  • „Faulty, Clumsy, Negligible? Revaluating Early Modern Princesses’ Letters as a Source for Cultural History and Corpus Linguistics“. In: Intersectionality in Digital Humanities, ed. by Barbara Bordalejo and Roopika Risam, Kalamazoo/Bradford 2019 (Collection Development, Cultural Heritage, and Digital Humanities), pp. 109–126. https://doi.org/10.1515/9781641890519

  • „Selbsterkenntnis – Naturerfahrung – Gottesoffenbarung: Religiöses und ärztliches Virtuosentum bei Johann Christian Senckenberg und Johann Konrad Dippel.“ In: Prediger, Charismatiker, Berufene – Rolle und Einfluss religiöser Virtuosen, hg. von Dagmar Hänel und Christine Aka, Münster 2018, S. 49–74.
  • „Einleitung“. In: Genderspezifik in mitteldeutschen Fürstinnenkorrespondenzen der Frühen Neuzeit. Korpusphilologische Studien, hg. von Rosemarie Lühr, Vera Faßhauer, Daniela Prutscher and Henry Seidel, Hamburg 2018, S. 7–23.
  • “Ernestinische Fürstinnenkorrespondenzen der Frühen Neuzeit: Protagonistinnen, Anlässe, Themen, Stil“. In: Genderspezifik in mitteldeutschen Fürstinnenkorrespondenzen der Frühen Neuzeit. Korpusphilologische Studien, hg. von Rosemarie Lühr, Vera Faßhauer, Daniela Prutscher und Henry Seidel, Hamburg 2018, S. 25–86.
  • O, Hogarth, had I thy pencil!Henry Fieldings literarische Karikaturen im Verhältnis zu den grafischen Satiren William Hogarths”. In: Literatur und Malerei (Literatura – Konteksty 3), hg. von Joanna Godlewicz-Adamiec, Paweł Piszczatowski und Tomasz Szybisty unter Mitarbeit von Bruno Arich-Gerz und Angelika Schneider, Kraków / Warszawa 2018, S. 201–215.
  • Franco furtum, Furtum franco. Zur Bedingtheit von J. Chr. Senckenbergs Wahrnehmung der reichsstädtischen Eliten“. In: Neue Stadtgeschichte(n). Die Reichsstadt Frankfurt im Vergleich (Mainzer Historische Kulturwissenschaften 11), hg. von Julia A. Schmidt-Funke und Matthias Schnettger, Bielefeld 2018, S. 223–251; https://doi.org/10.14361/9783839434826-008.
  • „,Ô stultam sapientiam!‘ Zum Verhältnis von pietistischer Selbsterkenntnis und weltlicher Gelehrsamkeit in den Tagebüchern des jungen Johann Christian Senckenberg“. In: Medizin- und kulturgeschichtliche Konnexe des Pietismus. Heilkunst und Ethik, arkane Traditionen, Musik, Literatur und Sprache (Arbeiten zur Geschichte des Pietismus 61), hg. von Irmtraut Sahmland und Hans-Jürgen Schrader, Göttingen 2016, S. 45–68.

Beiträge in Conference Proceedings-Bänden (peer-reviewed)

  • „Der Datenpool eines frühneuzeitlichen Self-Trackers, oder: Johann Christian Senckenbergs Observationes. Ein Distant Reading-Zugang“. Presented at the DHd 2020 – Spielräume: Digital Humanities zwischen Modellierung und Interpretation. 7. Tagung des Verbands "Digital Humanities im deutschsprachigen Raum" (DHd 2020), Paderborn: Zenodo, 2020. http://doi.org/10.5281/zenodo.4621942.
  • „Nachhaltige Erschließung umfangreicher handschriftlicher Überlieferungen. Ein Fallbeispiel“. Presented at the DHd 2017 – Digitale Nachhaltigkeit. 4. Tagung des Verbands "Digital Humanities im deutschsprachigen Raum" (DHd 2017), Bern: Zenodo, 2017. http://doi.org/10.5281/zenodo.4646127.

Handbuchartikel

  • „Frühneuhochdeutsche Korrespondenzen sächsisch-ernestinischer Fürstinnen“. In: Handbuch Brief. Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart, hg. von Marie Isabel Matthews-Schlinzig, Jörg Schuster, Gesa Steinbrink und Jochen Strobel, Berlin / München / Boston 2020, S. 727–739, https://doi.org/10.1515/9783110376531-054.

Berichte und Katalogbeiträge

  • „Die Tagebücher Johann Christian Senckenbergs“. In: Kat. Ich sehe wunderbare Dinge. 100 Jahre Sammlungen der Goethe-Universität, hg. von Charlotte Trümpler, Judith Blume, Vera Hierholzer und Lisa Regazzoni, Ostfildern 2014, S. 342–343.