Forschungsstelle für kirchliche Zeitgeschichte Erfurt (FKZE)

an der Professur für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit der Universität Erfurt

Profil

Aufgabe der Forschungsstelle für kirchliche Zeitgeschichte Erfurt (FKZE) ist die Erforschung der Geschichte der katholischen Kirche in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR sowie deren Vermittlung. Dies geschieht vor allem durch eigene Forschungsprojekte sowie durch die Unterstützung von Studierenden in ihren Forschungen für Examensarbeiten und Promotionen (hierzu bereits neun abgeschlossene Dissertationen). An der FKZE werden so die zeitgeschichtlichen Forschungsaktivitäten, die an der Professur für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit angesiedelt sind, gebündelt und vernetzt.

Die Forschungsschwerpunkte hierbei sind:

  • Forschungen zur katholischen Zeitgeschichte
  • Katholizismus in der SBZ / DDR
  • Katholische Kirche und sozialistischer Staat 
  • Forschungen im Stasi-Unterlagen-Archiv zur katholischen Kirche in der DDR.
Forschungsstelle für kirchliche Zeitgeschichte in der Domstraße 9
Forschungsstelle für kirchliche Zeitgeschichte in der Domstraße 9

Geschichte

Geschichte

Das 1952 gegründete Philosophisch-Theologische Studium in Erfurt war die einzige Ausbildungsstätte für katholische Theologen in der DDR. Diese kirchliche Hochschule wurde schließlich 2003 als Katholisch-Theologische Fakultät in die Universität Erfurt integriert. Dieser Fakultät erwächst eine besondere Verpflichtung zur Erforschung der Geschichte der katholischen Kirche in der SBZ/DDR.

Am 26. Mai 1993 wurde am Lehrstuhl für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit des damaligen Philosophisch-Theologischen Studiums ein Seminar für Zeitgeschichte „zum Zwecke einer effizienten Aufarbeitung der Geschichte der katholischen Kirche in der SBZ und in der DDR“ – wie der Beschluss der Bischofskonferenz lautete – gegründet. Es nahm am 1. März 1995 offiziell seine Tätigkeit auf und blieb auch nach der Integration der Theologischen Fakultät zunächst in (ost-)bischöflicher Trägerschaft. Erst zum 1. Januar 2007 wurde es – unter dem Namen „Forschungsstelle für kirchliche Zeitgeschichte Erfurt“ – als Drittmittelprojekt Teil des Lehrstuhles für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit.

Bibliothek

Bibliothek

Die Forschungsstelle für kirchliche Zeitgeschichte verfügt über eine Bibliothek zur Thematik "Katholische Kirche in der SBZ/DDR". Diese ist für die Öffentlichkeit - nach vorheriger Anmeldung - als Präsenzbibliothek nutzbar.

Aktuelles

Neue Publikation:

  • Martin Fischer, Die Vision einer „Kirche für andere“ und die Katholische Kirche in der DDR, in: Kirchliche Zeitgeschichte 35 (2022) 132–148.
     

Webseite der Zeitschrift „Kirchliche Zeitgeschichte“ 
Link zum Verlag

Cover Kirchliche Zeitgeschichte

Justus Geilhufe (Hg.), Das Leben suchen. Bischöfe, Pröpste und Theologen in der DDR

In diesem Sammelband werden verschiedene Persönlichkeiten protestantischer wie katholischer Konfession vorgestellt, die das kirchliche Leben in der DDR auf ihre Art und Weise leitend mitgestaltet haben und dabei Wegweisendes für uns heute geleistet haben. Darin sind auch folgende beiden Beiträge enthalten:

Martin Fischer, »Wir Bischöfe identifizieren uns mit den Schwächsten!«. Joachim Meisner (1933–2017), in: Justus Geilhufe (Hg.), Das Leben suchen. Bischöfe und Theologen in der DDR, Leipzig 2023, 183-195.

Jörg Seiler, »Das Evangelium Jesu Christi auf mitteldeutsch buchstabieren«. Joachim Wanke (* 1941), in: Justus Geilhufe (Hg.), Das Leben suchen. Bischöfe und Theologen in der DDR, Leipzig 2023, 197-218.

Buchcover Das Leben suchen

Nachgefragt:

Gedenktafel an der katholischen Kirche "St. Lorenz" in Erfurt
Gedenktafel an der katholischen Kirche "St. Lorenz" in Erfurt Foto: Wikimedia Commons

„Welche Rolle spielten die Friedensgebete in der Friedlichen Revolution, Herr Dr. Fischer?“

Im Herbst 1989 besuchten in vielen Städten der DDR Tausende die Friedensgebete der christlichen Kirchen. Doch warum? Was sprach Menschen ohne jegliches religiöse Bekenntnis an dem Konzept der Friedensgebete an? Wie wurden sie gestaltet, um auch kirchenfernen Menschen die Teilhabe zu ermöglichen? Welche Rolle haben damit die christlichen Kirchen in der Friedlichen Revolution insgesamt gespielt? „WortMelder“ hat bei Dr. Martin Fischer, Kirchenhistoriker an der Forschungsstelle für kirchliche Zeitgeschichte an der Universität Erfurt (FKZE), nachgefragt …

Sie können den Beitrag hier nachlesen.


Aktuelles Forschungsprojekt

Katholische Gefängnisseelsorge in der SBZ und DDR

Kapelle der Strafanstalt Bautzen I
Gefängniskapelle der Strafanstalt Bautzen I ("Gelbes Elend") Foto: Wikimedia Commons

Zu den sieben Werken der Barmherzigkeit zählt auch Gefangene zu besuchen. Vor diesem Hintergrund bemühte sich die katholische Kirche gemeinsam mit dem Caritasverband Zugang zu den Häftlingen in den Strafvollzugsanstalten in der SBZ und DDR zu erhalten. Der Erfolg war bescheiden und staatlicher Willkür ausgesetzt. In dem sensiblen Umfeld Strafvollzug wollten die staatlichen Stellen außenstehende Akteure, wie es katholische Priester waren, nur äußerst ungern wirken lassen. Meist wurde nur die Heilige Messe erlaubt, Einzelseelsorge war kaum und nur unter Aufsicht möglich, Beichtgespräche nicht gestattet. 
Im Herbst 1989, als die Friedliche Revolution auch die Gefängnisse erreichte, waren die Kirchen plötzlich gefragt. Als durch Revolten und Hungerstreiks die Situation in den Strafanstalten zu eskalieren drohte, bemühten sich die Anstaltsleitungen um die Vermittlung kirchlicher Vertreter, denn die Gefängnisseelsorger genossen bei den Häftlingen noch Vertrauen, was die Vollzugsbeamten schon längst verloren hatten.

Publikationen:

Abgeschlossene Forschungsprojekte

Die Vision einer »Kirche für andere« und die Katholische Kirche in der DDR

Die Vision einer »Kirche für andere« und die Katholische Kirche in der DDR

Cover Kirchliche Zeitgeschichte

50 Jahre: Christus befreit – darum Kirche für andere! Auf der Bundessynode des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR 1972 hielt Heino Falcke eine für die evangelischen Kirchen wegweisende Rede: „Christus befreit – darum Kirche für andere!“ Der promovierte und habilitierte Systematische Theologe Falcke, der genug Erfahrungen mit den Repressionen der SED-Diktatur gemacht hatte, suchte in seinem Vortrag nach einer Befreiung aus der politisch verordneten Eingrenzung der Kirche, und er suchte danach unter theologischen Aspekten, die der Staat aber nur in einer politischen und ideologischen Dimension verstehen konnte. Insbesondere die Begriffe des „verbesserlichen Sozialismus“ und der „mündigen Mitarbeit“ lösten auf der staatlichen Seite massive Reaktionen aus. Der Vortrag erfuhr trotz des Veröffentlichungsverbots eine vielfältige Rezeption. Diese Rezeptionsgeschichte zumindest in den wichtigsten Strängen zu rekonstruieren, war Anliegen eines interdisziplinären Kolloquiums, dessen Vorträge in einem Band der Zeitschrift „Kirchliche Zeitgeschichte“ veröffentlicht worden sind.

Kirchliche Zeitgeschichte

Martin Fischer untersuchte mögliche Reaktionen innerhalb der katholischen Kirche. Auf den ersten Blick ließen sich jedoch auf der Ebene der Kirchenleitung keine Rezeptionsprozesse nachweisen. Fischers Beitrag beschäftigt sich daher mit den Ursachen dieser Nicht-Rezeption und nimmt dabei eine sich verändernde vatikanische Ostpolitik und die Beziehungen der beiden christlichen Kirchen zueinander in den Blick. Darüber hinaus geht der Beitrag der Frage nach, wie sich die katholische Kirche in ähnlicher Weise wie es Heino Falcke tat mit ihrer Rolle in der sozialistischen Gesellschaft auseinandersetzte. Gegenstand dieser Betrachtung sind neben basiskirchlichen Initiativen auch die Diskussionen und Beschlüsse der Dresdner Pastoralsynode. Letztlich war es erst eine neue Bischofsgeneration, die in den 1980er Jahren eine neue pastorale Standortbestimmung wagte, die der DDR-Wirklichkeit stärker Rechnung trug.

Publikation:

  • Martin Fischer, Die Vision einer „Kirche für andere“ und die Katholische Kirche in der DDR, in: Kirchliche Zeitgeschichte 35 (2022) 132–148.

Rezeption der Enzyklika »Humanae vitae« in der DDR

Rezeption der Enzyklika »Humanae vitae« in der DDR

Cover Liebe und tu, was du willst

Papst Paul VI. unterzeichnete am 25. Juli 1968 die Enzyklika „Humanae vitae“. Das päpstliche Lehrschreiben rief innerhalb und außerhalb der Kirche intensive Reaktionen hervor. Mit ihrem generellen Verbot der Empfängnisverhütung mit Ausnahme der natürlichen Familienplanung sorgte sie vor allem in Westeuropa und in den USA für einen Sturm der Entrüstung und des Widerspruchs und veranlasste zahlreiche Bischofskonferenzen zu abmildernden Stellungnahmen. Die Rezeption der Enzyklika bzw. auch ihre bewusste Nicht-Rezeption durch die Gläubigen ist in der Forschung bereits umfassend thematisiert worden, dabei jedoch ausschließlich aus westdeutscher Perspektive. Das Forschungsprojekt nahm daher die Rezeptionsprozesse von „Humanae vitae“ in der DDR in den Blick.

Publikationen:

  • Martin Fischer, Zwischen Gehorsam und Autoritätsverlust. Reaktionen auf „Humanae vitae“ in der DDR, in: Birgit Aschmann, Wilhelm Damberg (Hg.), Liebe und tu, was du willst? Die „Pillenenzyklika“ Humanae vitae von 1968 und ihre Folgen (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe C: Themen der kirchlichen Zeitgeschichte Bd. 3), Paderborn 2021, 269–308.

    Link zum Verlag
  • Martin Fischer, Rezeptionsprozesse der Enzyklika „Humanae vitae“ in der DDR, in: Jahrbuch für mitteldeutsche Kirchen- und Ordensgeschichte 14 (2018), 209–247; Auszugsweise auch: Martin Fischer, Die Enzyklika „Humanae vitae“ in der DDR, in: Theologie der Gegenwart 62 (1/2019), 26–37.  Download (PDF)

Kardinal Meisners bischöfliches Wirken in der DDR

Kardinal Meisners bischöfliches Wirken in der DDR

Joachim Kardinal Meisner verstarb am 5. Juli 2017 im bayerischen Bad Füssing. Seit dem wurde ihm von verschiedenen Seiten gedacht und die Person Meisner gewürdigt. In einer breiten Öffentlichkeit war er vor allem als Erzbischof von Köln bekannt, dessen Erzbistum er 25 Jahre lang leitete. Der aus Breslau stammende Kardinal wuchs in Thüringen auf, wurde im Generalvikariat Erfurt zum Priester geweiht, war von 1975-1980 Weihbischof in Erfurt und 1980-1988 Bischof von Berlin.

Zur Jahrestagung des Heimatwerks der schlesischen Katholiken hielt Dr. Martin Fischer am 18. Februar 2018 einen Vortrag in Mainz zu Meisners bischöflichen Wirken in der DDR. 

Publikationen:

  • Martin Fischer, Joachim Meisners bischöfliches Wirken in der DDR, in: Archiv für schlesische Kirchengeschichte 76 (2018), 237–259.
     
  • Ein Sammelband über kirchenleitende Persönlichkeiten der katholischen und evangelischen Kirche ist in Vorbereitung, hierin enthalten sind u.a. ein Beitrag von Dr. Martin Fischer über Bischof Joachim Meisner sowie ein Beitrag von Prof. Dr. Jörg Seiler über Bischof Joachim Wanke.

Kardinal Alfred Bengsch

Kardinal Alfred Bengsch

Alfred Kardinal Bengsch prägte die katholische Kirche in der DDR maßgeblich, so dass in der Forschung von der „Ära Bengsch“ die Rede ist.

Anlässlich seines 100. Geburtstages hielt Dr. Martin Fischer in der Katholischen Akademie Berlin einen Vortrag zur Konzilsrezeption unter Bengsch. (30. August 2021)

Alle Vorträge der Tagung auf youtube.com (Playlist)
Vortrag zur Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils in der DDR

Als Bischof von Berlin und Vorsitzender der Berliner Ordinarienkonferenz geriet Bengsch rasch in den Fokus des DDR-Geheimdienstes. In der Aktenüberlieferung des Ministeriums für Staatssicherheit befinden sich auch einige frühe IM-Berichte und ein Dossier, welche sich der Person Bengsch widmeten und in folgenden Beitrag untersucht wurden:

Publikation:

  • Martin Fischer, Alfred Bengsch im Spiegel der Aktenüberlieferung des Ministeriums für Staatssicherheit, in: Theologie der Gegenwart 59 (4/2016) 242–251.  Download (PDF)

Mitarbeiter

Inhaber der Professur für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit
(Katholisch-Theologische Fakultät)
Mitarbeitergebäude 3 (Villa Martin) / Raum 6
Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsstelle für kirchliche Zeitgeschichte Erfurt (FKZE)
(Katholisch-Theologische Fakultät)
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Postfach 90 02 21
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