Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2021/22

Lehrveranstaltungen der Lehrstuhlinhaberin Prof. Dr. Susanne Rau

Digitale Technologien, co-Lehre mit Dr. Jörg Behrens, Hendrikje Carius und Andreas Christoph

Seminar (M SWK)

Das Seminar ist in mehrere Abschnitte unterteilt, die von unterschiedlichen Lehrenden verantwortet werden. Der definitive Seminarablaufplan wird spätestens in der STET-Woche ausgegeben. Die erste Sitzung (Datum wird noch mitgeteilt) dient zur Einführung, der Erläuterung des Seminarablaufs und beinhaltet eine Diskussion zu "open access" und "sozialen Medien" in der Wissenschaft (auf Basis von Lektüren). Die zweite und dritte Sitzung finden an der FH Erfurt statt und beinhalten sowohl eine theoretische als auch eine praktische Einführung in die Fotografie. Den vierten Teil bildet ein Blockseminar beim Museumsverband Thüringen e.V. Das Blockseminar soll einen Einblick in die EDV-gestützte Dokumentation musealer Objekten geben. Der Fokus liegt hier vor allem auf der praktischen Arbeit bei der Objektdokumentation. Die Teilnehmer bekommen im ersten Drittel der Veranstaltung die Objektdigitalisierung und Bildbearbeitung nähergebracht. Gerne können hierzu kleine Objekte bis max. 30 cm mitgebracht werden. Im zweiten Drittel schließt sich die Objekterfassung mit Hilfe des Dokumentationssystems digiCULT.web an. Die bereits fotografierten Objekte werden hier ausführlich unter Anleitung der Dozenten von den Teilnehmern inventarisiert. Abschließend soll über die Chancen einer Objektpublikation / Veröffentlichung der Sammlungen in wissenschaftlichen Portalen kritisch diskutiert werden. Die fünfte Sitzung beinhaltet eine Einführung in die Grundlagen der Bildbearbeitung und Photoshop. Hier geht es zunächst um die Eigenschaften des digitalen Bildes; anschließend um die Möglichkeiten der Bearbeitung und Optimierung digitaler Bilder. Die sechste Sitzung führt in einem ersten Teil grundlegend in das Thema „Digitale Edition“ als Teilbereich der Digital Humanities ein. Im zweiten Teil erfolgt eine Einführung und Praxisübung mit der Open-Source-Software „Transkribus“ zur Transkription sowie automatisierten Erfassung historischer Dokumente, um die Grundprinzipien der digitalen Editorik praktisch nachzuvollziehen.
 

Kolloquium zu laufenden Abschluss- und Qualifikationsarbeiten in der Neueren Geschichte

Kolloquium (M Ges: M12, M13, M14, M15, M16 / M SWK: M04 | Mittwoch, 18-20 Uhr, LG 4/D06)

Das Kolloquium bietet Gelegenheit zur Präsentation und Diskussion Ihrer laufenden Forschungsarbeiten. In einzelnen Sitzungen werden wir Vorträge auswärtiger Gastreferenten hören und diskutieren. Bitte melden Sie spätestens in der ersten Semesterwoche (per Email) Ihr Interesse an Teilnahme (mit oder auch ohne Scheinerwerb) an.

 

Selbststudieneinheit zur Geschichte und Anthropologie des Raumes

Selbststudieneinheit (M Ges: M13, M14, M15, M16 / M SWK: M04, M05, M15, M16, M17)

Lehrveranstaltungen des Mitarbeiters PD Dr. Ulf Christian Ewert

Die „Kleine Eiszeit“: Klimawandel in der Frühen Neuzeit und seine Wirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft

Vorlesung (B-Ges)

Seit geraumer Zeit schon wird in Wissenschaft und Öffentlichkeit über den aktuellen Klimawandel diskutiert. Dabei läßt sich trefflich darüber streiten, ob dieser (ausschließlich) anthropogene Ursachen hat. Doch ist die signifikante Erwärmung der Erdatmosphäre seit dem späten 19. Jahrhundert eine Tatsache, welche unter anderem im Abschmelzen der Polkappen, und in Mitteleuropa noch viel mehr im Rückzug der großen Gletscher in den Zentralalpen deutlich sichtbar wird. Klimahistorisches Gegenbild dazu ist die „Kleine Eiszeit“, eine mehrhundertjährige Phase mit ausgeprägtem Gletscherwachstum und häufig kühler und nasser Witterung zwischen dem 15. Jahrhundert und der Mitte des 19. Jahrhunderts. Naturkatastrophen, Mißernten, Hunger, Seuchen und Kriege als mögliche Auswirkungen dieser Klimaverschlechterung sind bis heute ein Teil unseres Bildes von der Frühen Neuzeit. Doch wie schreibt man eine Geschichte des Klimas? Die Vorlesung soll in klimageschichtliche Konzepte einführen, in welche die „Kleine Eiszeit“ einzuordnen ist. Vorgestellt werden einige der vielfältigen Methoden zur Rekonstruktion des historischen Klimas, und ‒ in Grundzügen ‒ die wissenschaftliche Diskussion über den Klimawandel. Zudem werden tatsächliche ebenso wie nur vermeintliche Auswirkungen von Wetteranomalien und Klimawandel auf die europäische Gesellschaft in der Frühen Neuzeit behandelt. Das geschieht in einem Überblick über neuere Forschungsansätze, in denen versucht wird, mögliche Klimawirkungen auf Wirtschaft, Lebensstandard und Mentalität der frühneuzeitlichen Gesellschaft zu bestimmen. Diese Studien umfassen u.a. die Erforschung von Naturkatastrophen, die Rekonstruktion der Ernährungsbedingungen, Klimawandel als Ursache für Migration, und mögliche politische Folgen von Wetterschwankungen.
 

Lehrveranstaltungen des Mitarbeiters Dr. Martin Christ

Die Welt in einem Reiskorn sehen: Einführung in die Mikrogeschichte

Seminar (M-Ges)

Ist es möglich, anhand einzelner Gegenstände, Personen oder Ereignisse die Vergangenheit besser zu verstehen? Diese Methode, Mikrogeschichte genannt, wurde in den 1970er Jahren in Italien zum ersten Mal systematisch angewandt und stellt eine der zentralen historiographischen Strömungen dar. Dabei wurden in den letzten fünfzig Jahren verschiedene Möglichkeiten erprobt, um besonders die vormoderne Welt anhand einzelner Episoden oder Gegenstände zu erforschen. Klassische Studien handeln von einem italienischen Müller, der die Welt als Käse verstand, einem Fall von Identitätsschwindel im frühneuzeitlichen Frankreich oder einem „Katzenmassaker“ im Paris der 1730er Jahre. Die Veranstaltung beschäftigt sich mit solchen Fällen und fügt weitere Objekte, Personen und Ereignisse als Fallstudien hinzu, die im Kurs erarbeitet werden. Dabei werden auch neuere Entwicklungen, z.B. die „global microhistory“, und Grenzen und Probleme der Mikrogeschichte diskutiert. Immer wieder wird dabei die Frage gestellt, ob einzelne, „besondere“ Geschichten aus der Vergangenheit unserem Verständnis weiterhelfen oder ob sie vielmehr nur eine Sammlung von exzentrischen Begebenheiten sind.
 

Lehrveranstaltungen der Mitarbeiterin Dr. Sara Keller

Einführung in die Architekturgeschichte (Spätmittelalter, Frühe Neuzeit)

Seminar (B-Ges)

Das Spätmittelalter gilt als ein Wendepunkt in der Geschichte der europäischen Architektur. Es geht nicht nur um einen Stilwechsel, sondern um einen Paradigmenwechsel. Bauen war eine Kunst, es wird eine Technik. Die Stereotomie, also Steinschnitt mit dem Ziel der Gewölbekonstruktion, steht im Mittelpunkt dieser stillen Revolution, die eine effektive Lösung für anspruchsvolle architektonische Projekte bietet. Die Entwicklung des technischen Zeichnens führte zur Konstruktion komplexer Gewölbestrukturen und schließlich zur Schaffung einer neuen Disziplin, der "Darstellenden Geometrie" (Monge, 1795). Die frühneuzeitlichen stereotomischen Darstellungen förderten nicht nur eine Theoretisierung der Architektur, sondern veränderten auch die Raumerfahrung nachhaltig. Gleichzeitig wurde in Südasien die Technik des Bogens eingeführt, was zu einem ganz anderen, aber parallelen Wandel der architektonischen Technizität und des gelebten Raums führte. Das Seminar führt in die Architekturgeschichte des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit ein und präsentiert ein breites Spektrum an Techniken und handwerklichen Kompetenzen im Zusammenhang mit Steinbau und Gewölbebau. Die Integration der Konzepte wird durch Textanalyse und praktische Übungen erfolgen.
 

Lehrveranstaltungen des Mitarbeiters Dr. Thomas Schader

„Conquista espiritual“. Deutsche Jesuiten in Lateinamerika (17./18. Jahrhundert)

Seminar (B-Ges)

Der Jesuitenorden gilt als einer der ersten Global Player der Frühen Neuzeit. Die Jesuiten waren die prägenden Akteure der sog. „geistigen Eroberung“ der neu entdeckten Gebiete jenseits der Ozeane. Eroberung und Mission gingen Hand in Hand – oftmals gewaltsam. Vor allem in Lateinamerika hat die Mission der Jesuiten bis heute ihre Spuren hinterlassen. Im 17. und 18. Jahrhundert nahmen hunderte Jesuiten aus dem Heiligen Römischen Reich an der Kolonialisierung des Kontinents teil und machten sich unter spanischer Flagge auf den Weg nach Übersee, um unter den Guaraní in Paraguay, unter den Moxos in Peru oder unter den Sáliva an den Ufern des Orinoko zu missionieren. In diesem Seminar beschäftigen wir uns aus globalgeschichtlicher Perspektive mit der Mission der deutschen Jesuiten in Lateinamerika. Ausgehend von Reiseberichten werden wir die Lebenswege der Missionare nachzeichnen, nach verschiedenen Formen des Kulturkontaktes fragen und die Missionsarbeit kritisch reflektieren.
 

Lehrveranstaltungen der Mitarbeiterin PD Dr. Susanne Friedrich

Der Dreißigjährigen Krieg in den Medien seiner Zeit

Seminar (B-Ges)

Nach Martin Opitz gab es während des Dreißigjährigen Krieges in Deutschland keinen „Ort, dahin der Krieg nicht kommen sey“ – und er lag damit richtig. Jedoch nicht nur, weil keine Region verschont geblieben war, sondern auch, weil die Medien den Krieg tatsächlich in jeden Winkel trugen. Neben nüchternen Zeitungsartikeln stehen reißerische Flugblätter. Chroniken, Tagebücher und Briefe berichten vom Leid des Einzelnen wie ganzer Gemeinschaften. Die Medien schufen Helden wie Antihelden und trugen das ihre dazu bei, diesen Krieg dauerhaft im kollektiven Gedächtnis zu verankern. Die Verbreitung des Buchdrucks und die Einrichtung des Postwesens hatte zahlreiche Medienformen entstehen lassen, die in immer schnellerem Rhythmus über Ereignisse berichteten. Die Palette reicht vom Einblattdruck und der Flugschrift über die Messrelationen bis zur noch recht jungen Zeitung. Daneben stehen handschriftliche und bildliche Medienformen, die ebenfalls zur Wahrnehmung des Krieges beitrugen. Das Seminar wird nicht bei einer bloßen Technik- oder Gattungsgeschichte stehen bleiben, sondern auch die Kontexte von Produktion, Distribution und Rezeption, sowie die Wirkung von Medien beleuchten. Zum einen werden grundlegende Kenntnisse zu einzelnen Medienformen und ihrem Quellenwert vermittelt, zum anderen sollen zentrale Ereignisse des Dreißigjährigen Kriegs auf ‚ihre’ Medien und deren Zusammenwirken hin untersucht werden.
 

Im Reich der Sinne. Zur Geschichte sinnlicher Wahrnehmung in der Frühen Neuzeit (EG)

Seminar (M-Ges)

Wie lärmintensiv waren Städte in der Frühen Neuzeit? Wie roch es auf dem Dorf? Können wir heute verstehen, was für die Zeitgenossen 'Lärm' oder 'Gestank' war, und was sie hörten, wenn die Glocken erklangen? Kurz: haben die Sinne eine Geschichte? Neuere Studien bejahen dies emphatisch. Phänomene des Sehens, Hörens, Fühlens, Riechens und Schmeckens sind sozial und kulturell determiniert. Für eine differenzierte Annäherung an sinnliche Wahrnehmung in der Frühen Neuzeit ist daher die Kenntnis von den sich wandelnden Vorstellungen von den Sinnen und ihrem Zusammenspiel nötig. Die Übung will sich den sinnlichen Wahrnehmungen durch die Lektüre und Interpretation von Quellen auf Basis einer fundierten methodischen und theoretischen Auseinandersetzung nähern. Ziel ist dabei, die Chancen und Möglichkeiten einer 'sinnvollen' Geschichtsschreibung ausloten.
 

Lehrveranstaltungen des Lehrbeauftragten Dr. Reiner Prass

Interkulturelle Begegnungen. Afrikaner und Europäer im subsaharischen Afrika im 19. Jahrhundert

Seminar (M-Ges, M SWK)

Europäische Reisende standen im 19. Jahrhundert bei ihren Unternehmungen im subsaharischen Afrika in beständigem Kontakt zur afrikanischen Bevölkerung: Die Europäer benötigten die Erlaubnis afrikanischer Herrscher, deren Gebiet zu durchreisen, und sie waren auf die Hilfe lokaler und regionaler Vermittler als Übersetzer, als Führer und als Informanten angewiesen. Die Informationen über Afrika, welche die europäischen Reisenden in ihren Berichten präsentierten, hingen somit stark von ihren afrikanischen Informanten ab. Aber diese Berichte sind auch stark von Missverständnissen und Vorurteilen geprägt. Während des Seminars sollen Begegnungen zwischen Afrikanern und Europäern während solcher Reisen in Afrika südlich der Sahara untersucht werden, es werden insbesondere verschiedene Vorstellungen des Geschenks, des Raums und der Zeit behandelt.