Lehrveranstaltungen Wintersemester 2022/23

Lehrveranstaltungen der Lehrstuhlinhaberin Prof. Dr. Susanne Rau

Städte in der Frühen Neuzeit 

Seminar (B-Ges)

ACHTUNG! Das Seminar beginnt erst am 17.10. Dort werden alle weiteren Details (Seminarablauf und Einschreibe-Schlüssel in Moodle) bekanntgegeben. Während heute mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten oder in ihren Agglomerationen lebt (in Deutschland liegt der Urbanisierungsgrad sogar bei über 75 Prozent), waren es am Beginn des 16. Jahrhundert im Schnitt nur etwas über zehn Prozent (in Europa, ohne Russland), um 1800 etwas mehr als 25 Prozent, wobei wir regional recht unterschiedliche Verhältnisse antreffen können (z.B. zwischen Norditalien und Ostmitteleuropa). In dem Seminar wollen wir untersuchen, wie sich die Urbanisierung in der Frühen Neuzeit quantitativ und qualitativ, d.h. in Bezug auf das Leben in den Städten, entwickelt hat. Dazu werden wir uns die Entwicklung einzelner Städte des Heiligen Römischen Reichs (Augsburg, Bremen, Hamburg, Leipzig, Nördlingen, Nürnberg), aus dem Südalpinen (Rom, Florenz, Venedig, Lucca), Frankreich (Lyon, Paris), Spanien (Barcelona, Madrid) und den Niederlanden (Antwerpen, Amsterdam) näher ansehen und Einblicke in frühneuzeitliche Stadtplanung, städtisches Regieren („governance“), Bürgertum und Randgruppen, Religiosität, Bildung, Handel und Gewerbe, städtische Lebensweisen bis hin zu Tieren in den Städten erhalten – alles soweit es die jeweilige Forschungslage zulässt. Bevor wir uns diesen Fallbeispielen widmen, müssen wir jedoch klären, was eine Stadt überhaupt ist. Dazu eignet sich Max Webers Theorie der Okzidentalen Stadt als Ausgangspunkt – was natürlich die Frage impliziert, was eine nicht-okzidentale Stadt ist. Deshalb sollen auch Beiträge zu ausgewählten nicht-europäischen Städten willkommen sein; als „Kontrastmittel“ eignen sich insbesondere Aleppo, Alexandria, Calicut, Goa, Konstantinopel, Nagasaki, Samarkand und Tunis.


Paläographie des Mittelalters und der Neuzeit, co-Lehre mit Dr. Steffen Arndt

Seminar (M-Ges; M SWK)

Das Seminar führt in die Kunst des Transkribierens handschriftlicher Quellen des 12.-19. Jahrhunderts vor allem aus dem deutsch-, aber auch aus dem französisch- und englischsprachigen Bereich ein. Es werden Hilfsmittel zur Auflösung von Abkürzungen und Datierungen vorgestellt, Kenntnisse für die Edition handschriftlicher Texte vermittelt und eine Einführung in die Theorie und Praxis der archivalischen und bibliothekarischen Grundlagenerschließung gegeben. Der reiche Bestand der Kaiser- und Papsturkunden der Klöster Reinhardsbrunn, Georgenthal und Ichtershausen im Staatsarchiv Gotha bietet einen ersten Einblick in die Urkundenlandschaft Thüringens im Mittelalter und soll erste Schritte auf dem Weg zur Erstellung einer Urkundenedition vermitteln. Ein Besuch im Staatsarchiv in Gotha ist vorgesehen (Absprache des Termins erfolgt zu Beginn des Semesters.) Aufgrund der Arbeit mit Handschriften ist die Teilnahme auf 10 Personen begrenzt. Studierende des MA-SWK haben Vorrang. Interessierte kommen bitten am 10.10. in die erste Sitzung.


Digitale Technologien, co-Lehre mit Dr. Jörg Behrens, Hendrikje Carius und Andreas Christoph

Seminar (M SWK)

Das Seminar ist in mehrere Abschnitte unterteilt, die von unterschiedlichen Lehrenden verantwortet werden. Der definitive Seminarablaufplan wird spätestens in der STET-Woche ausgegeben. Die erste Sitzung (Datum wird noch mitgeteilt) dient zur Einführung, der Erläuterung des Seminarablaufs und beinhaltet eine Diskussion zu "open access" und "sozialen Medien" in der Wissenschaft (auf Basis von Lektüren). Die zweite und dritte Sitzung finden an der FH Erfurt statt und beinhalten sowohl eine theoretische als auch eine praktische Einführung in die Fotografie. Den vierten Teil bildet ein Blockseminar beim Museumsverband Thüringen e.V. Das Blockseminar soll einen Einblick in die EDV-gestützte Dokumentation musealer Objekten geben. Der Fokus liegt hier vor allem auf der praktischen Arbeit bei der Objektdokumentation. Die Teilnehmer bekommen im ersten Drittel der Veranstaltung die Objektdigitalisierung und Bildbearbeitung nähergebracht. Gerne können hierzu kleine Objekte bis max. 30 cm mitgebracht werden. Im zweiten Drittel schließt sich die Objekterfassung mit Hilfe des Dokumentationssystems digiCULT.web an. Die bereits fotografierten Objekte werden hier ausführlich unter Anleitung der Dozenten von den Teilnehmern inventarisiert. Abschließend soll über die Chancen einer Objektpublikation / Veröffentlichung der Sammlungen in wissenschaftlichen Portalen kritisch diskutiert werden. Die fünfte Sitzung beinhaltet eine Einführung in die Grundlagen der Bildbearbeitung und Photoshop. Hier geht es zunächst um die Eigenschaften des digitalen Bildes; anschließend um die Möglichkeiten der Bearbeitung und Optimierung digitaler Bilder. Die sechste Sitzung führt in einem ersten Teil grundlegend in das Thema „Digitale Edition“ als Teilbereich der Digital Humanities ein. Im zweiten Teil erfolgt eine Einführung und Praxisübung mit der Open-Source-Software „Transkribus“ zur Transkription sowie automatisierten Erfassung historischer Dokumente, um die Grundprinzipien der digitalen Editorik praktisch nachzuvollziehen.
 

Kolloquium zu laufenden Abschluss- und Qualifikationsarbeiten in der Neueren Geschichte

Kolloquium (M Ges: M12, M13, M14, M15, M16 / M SWK: M04 | Mittwoch, 18-20 Uhr, LG 4/D06)

Das Kolloquium bietet Gelegenheit zur Präsentation und Diskussion Ihrer laufenden Forschungsarbeiten. In einzelnen Sitzungen werden wir Vorträge auswärtiger Gastreferenten hören und diskutieren. Bitte melden Sie spätestens in der ersten Semesterwoche (per Email) Ihr Interesse an Teilnahme (mit oder auch ohne Scheinerwerb) an.

 

Selbststudieneinheit zur Geschichte und Anthropologie des Raumes

Selbststudieneinheit (M Ges: M13, M14, M15, M16 / M SWK: M04, M05, M15, M16, M17)

Lehrveranstaltung des Mitarbeiters PD Dr. Ulf Christian Ewert

Frühe Globalisierung ‒ Expansion, „Columbian Exchange” und die „Atlantische Ökonomie“

Seminar (B-Ges)

Seit geraumer Zeit ist Globalisierung in aller Munde. Für gewöhnlich ist so etwas allerdings ein sicheres Zeichen dafür, daß nicht alle dasselbe meinen, wenn sie diesen Begriff verwenden. Was ist dann also Globalisierung? Das weltweite wirtschaftliche Handeln von Menschen, die offenbar zunehmende Vernetzung dieses Handelns oder gar die globale Standardisierung von Produkten und Dienstleistungen und damit vielleicht auch die Angleichung von Lebensstilen und Konsumpräferenzen der Menschen? Ist Globalisierung ein Zustand oder nicht vielmehr ein Prozeß? Und welche Wurzeln hat die Globalisierung? Begann sie mit dem sog. ‚Columbian Exchange‘, also dem biologischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Austausch mit der Neuen Welt, aber auch mit Asien, seit dem 16. Jahrhundert als Folge der Europäischen Expansion? Oder erst mit der zunehmenden Kapitalverflechtung zwischen Europa, Amerika und Asien und dem Entstehen der ersten wirklichen Weltmärkte (für Baumwolle und Getreide) im 19. Jahrhundert? Ein historischer Zugriff erscheint somit angebracht, nicht nur um die Begriffsgeschichte der Globalisierung zu rekonstruieren, sondern auch um Vorläufer und Entwicklungsstadien herausarbeiten und so den Entstehungsprozeß der modernen Weltwirtschaft besser verstehen zu können. In der Vorlesung werden daher verschiedene Konzeptionen der Globalisierung vorgestellt, und es wird chronologisch sowie thematisch der Bogen von der Europäischen Expansion im späten Mittelalter und in der Frühen Neuzeit bis zur sog. ‚Atlantischen Ökonomie‘ des 18. und 19. Jahrhunderts gespannt.
 

Lehrveranstaltung der Mitarbeiterin PD Dr. Susanne Friedrich

Zur Formierung des „Staates“ in der Frühen Neuzeit 

Seminar (B-Ges)

Die Staatsbildung gilt als eines der zentralen Themen der Frühen Neuzeit. Entsprechend viel ist dazu gesagt worden. Jüngere Forschungsansätze und –fragen verändern jedoch den Blick auf dieses 'alte' Thema und stellen sicher geglaubte Erklärungen in Frage. So macht der globalhistorische Ansatz das spezifisch europäische der Staatsbildung sichtbar, aber auch das, was so einzigartig gar nicht ist. Welchen Einfluss hatten Expansion und Kolonien auf den sich entwickelnden Staat? Wurde hier der moderne Staat erprobt oder die Staatsgewalt von expansiven Akteuren in Frage gestellt? Welche Rolle spielten die Untertanen? Eine größere als angenommen, denn die Entstehung des Staates wird seit einigen Jahren nicht mehr lediglich als top-down, sondern auch als bottom-up Prozess beschrieben. Kulturhistorische und praxeologische Ansätze rückten die Rolle der Verwaltung und ihrer Beschäftigten in ein neues Licht. Der Staat wurde nicht von ‚großen Männern‘ gebildet – er formierte sich. Im Seminar setzten wir uns damit durch die Lektüre neuerer Forschungsliteratur auseinander

 

Erfurt im 17. Jh. (EG)

Seminar (M Ges; M SWK)

Über das Erfurt des 17. Jahrhunderts ist erstaunlich wenig bekannt. Die Stadt war (wie so viele) vom Dreißigjährigen Krieg betroffen. Mehrere Pestepidemien reduzierten die Bevölkerung. Der ehemals so lukrative Waidhandel verlor nicht zuletzt durch den Import von Indigo seine dominante Stellung im Wirtschaftsleben der Stadt. Ansätze zur Reichsfreiheit, wie sie im 16. Jahrhundert noch zu sehen sind, endeten spätestens mit der sog. Reduktion von 1664. Aber machen solche Vorgänge die Geschichte eine Stadt weniger attraktiv für ein historisch interessiertes Publikum? Das Seminar wird in Vorbereitung einer im Stadtmuseum und dem Angermuseum Erfurt geplanten Ausstellung das Gegenteil zeigen! Trotz dieser Umstände gab es in der Stadt reiche Familien mit gebildeten Mitgliedern. Stellvertretend wird die Familie Ludolf im Fokus stehen, aus der nicht nur der Begründer der Äthiopistik (Hiob Ludolf), sondern auch der Autor der ersten russischen Grammatik (Heinrich Wilhelm Ludolf) und eine ganze Reihe anderer Gelehrter, Juristen und Diplomaten hervorgingen. Zugleich spielten Ludolfs führende Rolle in der Erfurter Stadtregierung. An dieser Familie lässt sich so das wirtschaftliche, kulturelle und soziale Auf und Ab in der Stadt gut zeigen. Die im Seminar erarbeiteten Ergebnisse dienen der wissenschaftlichen Vorbereitung einer Ausstellung. Sie werden im Seminar somit auch grundlegende Kenntnisse über die Planung und Vorbereitung historischer Ausstellungen an einem praktischen Beispiel erlernen. Das erfordert besonderes Engagement, von der Bereitschaft zur Lektüre handschriftlicher Quellen, der Recherche alter und neuer Literatur bis hin zur Suche von Objekten in staubigen Depots. Um Anmeldung per Email an: Susanne.friedrich@uni-erfurt.de wird gebeten.
 

Lehrveranstaltungen des Lehrbeauftragten Dr. Reiner Prass

Kolonialwaren. Ökonomische und kulturelle Aspekte globaler Vernetzungen vom 18. bis zum 20. Jahrhundert

Seminar (M-Ges)

Seit dem 16. Jahrhundert bereicherten neue Waren aus Übersee den europäischen Markt. Dies führte zu einer globalen Vernetzung der Ökonomie und beeinflusste kulturelle Praktiken in europäischen Gesellschaften. Anfangs noch Luxuswaren wurden sie im 19. Jahrhundert Produkte alltäglichen Gebrauchs, die als „Kolonialwaren“ zugleich die Wahrnehmung anderer Kontinente und der dort lebenden Menschen beeinflussten. In dem Seminar soll diesen Zusammenhängen vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert nachgegangen werden.