Lehre

WiSe 2022/23

Lea Schneidemesser/ Stefan Schmalz: Globale Wertschöpfungsketten (MA-Seminar), Blockseminar (14.10.; 25-26.11.; 16.12.2022)

Seit den 1970er Jahren haben sich globale Wertschöpfungsketten und eine neue internationale Arbeitsteilung etabliert. Industrielle Kapazitäten wurden in Schwellenländer in Ostasien oder auch Lateinamerika verlagert. Mit dem Ende der Systemkonkurrenz und der Globalisierungsphase seit den 1990er Jahren erhielt diese Entwicklung einen Schub: China, Mexiko und verschiedene Länder Osteuropas wurden zur verlängerten Werkbank des Westens. Während Forschung, Entwicklung, Design und Marketing von Smartphones vorrangig in den USA stattfinden, werden diese – oft unter schlechten Arbeitsbedingungen – in China montiert, die Bekleidungsindustrie wurde weitgehend nach Süd- und Ostasien ausgelagert. Die neue internationale Arbeitsteilung umfasst auch Teile des Dienstleistungssektors. IT-Dienstleistungen in der Softwareindustrie werden heute teilweise in Indien vollbracht, philippinische Angestellte reinigen soziale Medien wie Facebook von illegalen Inhalten. Gleichzeitig wird die global organisierte Wertschöpfung durch aktuelle Krisen in Frage gestellt: die Covid-19 Pandemie hat zu Lieferengpässen in vielen Industrien geführt und veranschaulicht, wie krisenanfällig das System globaler Wertschöpfung ist. Der russische Einmarsch in die Ukraine zeigt weitere Verflechtungen globaler Wertschöpfung und daraus entstehende Abhängigkeiten auf, so in der Energieversorgung, bei Werkstoffen wie Stahl und Grundnahrungsmitteln wie Weizen.

Allgemeine Literatur:

Bair, Jennifer, ed. 2009. Frontiers of Commodity Chain Research. Stanford, Calif: Stanford University Press.

Fischer, Karin, Christian Reiner, and Cornelia Staritz. 2021. Globale Warenketten und ungleiche Entwicklung: Arbeit, Kapital, Konsum, Natur. 1. Edition. Mandelbaum Verlag eG.

Ponte, Stefano, Gary Gereffi, and Gale Raj-Reichert, eds. 2019. Handbook on Global Value Chains. Cheltenham, UK: Edward Elgar Publishing Ltd.

SoSe 2022

Philipp Köncke/Stefan Schmalz: Einführung in die vergleichende Kapitalismusforschung (BA-Seminar), Do., 14-16 Uhr

Die ökonomische und politische Globalisierung wird oftmals als Prozess einer Vereinheitlichung nationaler Wirtschaftssysteme interpretiert. Die These einer allgemeinen Konvergenz übersieht jedoch, dass die Dynamiken der globalisierten Kapitalakkumulation auf unterschiedliche nationale Rahmenbedingungen, Besonderheiten und historische Entwicklungspfade treffen, wie sie in den verschiedenen "nationalen Kapitalismusmodellen" zum Ausdruck kommen. Das Seminar widmet sich den verschiedenen Ansätze der vergleichenden Kapitalismusforschung, die diese historischen und institutionellen Unterschiede zwischen kapitalistischen Ländern zu erklären versuchen. Konkret werden unterschiedliche Formen der Charakterisierung und Systematisierung nationaler Kapitalismusmodelle diskutiert. Darüber hinaus wird danach gefragt, inwiefern sich im globalen Gegenwartskapitalismus Prozesse der nationalen Konvergenz/Veränderung abzeichnen und welche Implikationen dies für den weiteren Verlauf der Globalisierung bereithält.

 

Literatur:

Hall, Peter & Soskice, David (2001): An Introduction to Varieties of Capitalism, in: Hall, Peter & Soskice, David (Hrsg.): Varieties of Capitalism: The Institutional Foundations of Comparative Advantage, S. 1-70, Oxford: Oxford University Press.

Walter, Andrew & Zhang, Xiaoke (2012): Debating East Asian Capitalism: Issues and Themes, in: Walter, Andre & Zhang, Xiaoke (Hrsg.): East Asian Capitalism: Diversity, Continuity, and Change, S. 3-27, Oxford: Oxford University Press.

Jessop, Bob (2015): Comparative Capitalisms and/or Variegated Capitalism, in: Ebenau, Matthias; Bruff, Ian & May, Christian (Hrsg.): New Directions in Comparative Capitalisms Research: Critical and Global Perspectives, S. 65-82, London: Palgrave Macmillan.

Nölke, Andreas (2018): Finanzialisierung und die Entstehung der Eurokrise: die Perspektive der vergleichenden Kapitalismusforschung, KZfSS Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 70(1), S. 439-459.

Thelen, Kathleen (2019): The American Precariat: US Capitalism in Comparative Perspective, Perspectives on Politics, 17(1), S. 5-27.

WiSe 2021/22

Stefan Schmalz: Kampf der digitalen Kapitalismen: Konflikte um Hochtechnologie und der Aufstieg Chinas (BA-Seminar), Do., 14-18 Uhr (2-wöchentlich)

Der Aufstieg Chinas ist eine der zentralen Entwicklungen in der internationalen Ordnung des 21. Jahrhunderts. Galt die Volksrepublik China lange Zeit als die "Werkbank der Welt", ist das Land heute zu einer Wirtschaftsmacht mit einem aufstrebenden High-Tech-Sektor geworden. Unternehmen wie Huawei, Alibaba oder Tencent expandieren nicht nur global, sondern konkurrieren auch mit westlichen Hochtechnologie-Konzernen. Dies führt vermehrt zu politischen Konflikten. Insbesondere die USA reagieren mit Sanktionen, neuen Handelsbarrieren und umfangreichen Förderprogrammen, um sich in der High-Tech-Konkurrenz einen Vorteil zu verschaffen. In dem Seminar wird diese Entwicklung aus der Perspektive der Internationalen Politischen Ökonomie analysiert.

 

Literatur:

Chang, Gordon (2020): The Great U.S.-China Tech War, New York.

Griffiths, James (2019): The Great Firewall of China: How to Build and Control an Alternative Version of the Internet, London.

Lee, Kaifu (2018): AI Superpowers. China, Silicon Valley, and the New World Order, Boston.

Schmalz, Stefan (2018): Machtverschiebungen im Weltsystem. Der Aufstieg Chinas und die große Krise, Frankfurt/New York.

Zeng, Ka (2020): Handbook on the International Political Economy of China, Cheltenham.

SoSe 2021

Stefan Schmalz: The Backlash Against Globalization: Dynamics and Contradictions (MA Seminar), Fr., 12-16 Uhr (2-wöchentlich)

Globalization is under distress. Already before the Covid-19 pandemic, globalization was challenged by growing nationalism, a looming environmental crisis, and the US- Chinese trade war. The Corona crisis turned into a game changer: Since 2020, important economic indicators such as global trade and investment flows show a steep decline. Moreover, governments and companies need to rethink offshoring strategies and the reliance on transnational labor migration. At the same time, there are contradicting developments such as a crisis of global tourism and a fast digitalization of international meetings and conference events. The course will explore these developments by assessing the driving forces of deglobalization and analyzing different trends of deglobalization (e.g. the fragmentation of the internet). Students will study both theories of globalization and ongoing dynamics of political, societal, and economic deglobalization.

 

Literature:

Crouch, Colin (2019): The Globalization Backlash, Cambridge: Polity Press.

Giddens, Anthony (1991): The Consequences of Modernity, Cambridge: Polity Press.

O’Sullivan, Michael (2019): The Levelling. What’s Next After Globalization. New York: Public Affairs.

Sassen, Saskia (2007): A Sociology of Globalization, New York/London: Norton&Company.