Aktuelle Ausstellungen
Vom Fremden erzählen. Reiseberichte aus fünf Jahrhunderten
Ausstellung
Sonntag, 16. April, bis Sonntag, 11. Juni 2023
Schloss Friedenstein, Spiegelsaal
Kuratorin: PD Dr. Monika Müller
Die Ausstellung ist von Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr sowie an den Feiertagen 1. Mai und 29. Mai 2023 geöffnet.
Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen, dichtete einst Matthias Claudius (1740-1815). In der Forschungsbibliothek Gotha erzählen viele Handschriften und Drucke über Reisen in nahe und ferne Regionen. Darunter sind nicht nur kostbar illuminierte spätmittelalterliche Pilgerberichte ins Heilige Land, Berichte von den Kavalierstouren der ernestinischen Prinzen und frühneuzeitliche Reisetagebücher von Gelehrten des 17.-19. Jahrhunderts wie Johann Ernst Gerhard, Johann Philipp Breyne und Ulrich Jasper Seetzen. Vielmehr erwarben die Gothaer Herzöge auch zahlreiche durch Kupferstiche angereicherte Berichte von Reisenden, die im Dienst der niederländischen Handelskompanien nach West- und Ostindien waren. Die Ausstellung zeigt, wie Reisende die Fremde erlebten, was sie beeindruckte oder faszinierte und wie die Sammlung von Reiseberichten der Gothaer Herzöge entstand.
Führungen durch die Ausstellung
Treffpunkt: Schloss Friedenstein, Spiegelsaal (Herzogliches Treppenhaus, 2. Etage, linke Seite)
Mittwochsführungen
26. April, 3. Mai, 17. Mai, 31. Mai, 7. Juni 2023 - jeweils 13 Uhr
Kuratorenführungen durch die Ausstellung
Mittwoch, 19. April, 10. Mai, 24. Mai 2023 – jeweils 17 Uhr
Sonnabend, 20. Mai, 10. Juni 2023 – jeweils 14 Uhr
zusätzlich: 6. Mai 2023, 13 Uhr
Begleitprogramm
Sonnabend, 29. April 2023, 15 bis 17 Uhr
"Mit Phantasie und Buchstaben in ferne Länder"
Lesung für Kinder
Eine Aktion der Freundeskreise von Schloss Friedenstein: Freundeskreis der Forschungsbibliothek Gotha e.V., Freundeskreis Kunstsammlungen Schloss Friedenstein e.V., Museumslöwen – Gemeinschaft zur Förderung des Museums der Natur Gotha e.V., Orangerie-Freunde Gotha e.V.
Veranstaltungsort: Spiegelsaal, Schloss Friedenstein
Mittwoch, 3. Mai 2023, 18.15 Uhr
"Fremde Welten im Bild. Sehen und Darstellen um 1500"
Vortrag
Referent: Prof. em. Dr. Klaus Niehr (Osnabrück)
Veranstaltungsort: Spiegelsaal, Schloss Friedenstein
Lange Zeit galten Bilder als verlässliche Quelle, die Personen, Dinge und Ereignisse authentisch wiedergeben. Zweifel daran hatte es zwar immer schon gegeben; anlässlich ganz offensichtlich künstlich erzeugter Bilder wurden solche Zweifel aber gerade jüngst noch einmal deutlich formuliert. Die Erkundigung nach der Verlässlichkeit von Bildern ist jedoch bereits im späten Mittelalter virulent, und gerade dort, wo es um die Kommunikation nicht alltäglicher oder fremder Dinge ging, spielte die Frage nach der Wahrheit visueller Präsentation dieser Dinge eine große Rolle. Vergleicht man heute Bilder, die auf bzw. nach Reisen in ferne Länder entstanden sind, stellt sich schnell heraus, wie komplex die Sachlage ist. Denn es gibt nicht eine Realität oder eine Wahrheit; vielmehr haben wir es stets mit individuellen Ansichten fremder Welten zu tun, die sich auf spezifische Weise mit unbekannten und irritierenden Phänomenen außerhalb des eigenen Denk- und Wissensraums auseinandersetzen. Infolgedessen geht es auch nicht allein um persönliches Sehen und die Umsetzung dieses Sehens in ein Gemälde oder in eine Zeichnung, sondern um Glauben, um aktuelles und historisches Wissen und um eine künstlerische Tradition, die allesamt in das Bild des Fremden eingetragen werden. An Miniaturen, Holzschnitten und Zeichnungen aus der Zeit um 1500 soll das gezeigt und in seiner Bedeutung für das Bild als Dokument dargestellt werden.
Mittwoch, 31. Mai 2023, 18.15 Uhr
"Paradiesvögel an den Rändern der Welt und der Phantasie – eine Symbolgeschichte"
Vortrag
Referent: Prof. Dr. Christian Freigang (Berlin)
Veranstaltungsort: Spiegelsaal, Schloss Friedenstein
Als Anfang des 16. Jahrhunderts ausgestopfte Paradiesvögel nach Europa kamen, wurden sie umgehend als höchst preziöse Sammlungsobjekte geschätzt. Denn sie schienen ja daher zu stammen, wo man das irdische Paradies am Rande der Welt vermutete, mitsamt seiner wunderbaren Fauna und Flora im sagenhaften Chatai, dem heutigen China. Hier, im fernen Orient, musste der Ursprung der Welt liegen – das Paradies – , dem im Westen der Ort des Letzten Gerichts entsprach: Daher der Name der Vögel. Doch die Bedeutungsvielfalt der wunderbaren, farbenprächtigen Vögel lässt sich schon viel früher feststellen, denn bereits im Mittelalter glaubte man fest an Vögel des Paradieses, dachte sich diese als überirdisch – ohne Körper und Gewicht als reine Farbe in der Luft schwebend: Ein Vogel Gottes! Auf der Grundlage solcher Vorstellungen basierte auch der selbstverständliche Anspruch, als christlicher Herrscher über diese neuen Gebiete zu regieren. Die Vögel aus „Westindien“ galten insofern nicht als ethnographische Dokumente, sondern als Bestätigungen von biblischen Botschaften und des christlichen Heilskosmos, die gleichsam eine Schau in das gelobte Land ermöglichten. Von heute aus ist es kurios, dass diese mythischen Vorstellungen der Vögel des Paradieses dann durch die Überseefahrten um 1500 vollauf bestätigt wurden: reine Federn in fantastischer Farbenpracht, und so vermengten sich lange die Ideen von den wunderbaren und exotischen Rändern der Welt mit der ornithologischen Beschreibungen sowie der künstlerischen Ausgestaltung und der Präsentation der schönen Vögel. Bestätigt wurde dies durch die zur ähnlichen Zeit entdeckten farbenprächtigen Vögel und den bunten Federschmuck am anderen Rand der Welt, nämlich in Mittel- und Südamerika. Der Vortrag des Berliner Kunst- und Architekturhistorikers Prof. Christian Freigang wird diese Überlagerungen von mythischen Assoziationen und ornithologischer Neugier an der Wende zur Renaissance verfolgen und Bilder dieser Anverwandlungen besprechen.
Hinweis:
Wir bitten um eine schriftliche Anmeldung zu den stattfindenden Veranstaltungen unter veranstaltungen.fb@uni-erfurt.de.
Die Veranstaltungen finden mit freundlicher Unterstützung des Freundeskreises der Forschungsbibliothek Gotha e.V. statt.