Rückblick auf das vierte Alumnitreffen des Herzog-Ernst-Stipendienprogramms 2019

Die Welt zu Gast in Gotha:

Vom 13. bis 15. Juni 2019 fand am Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt das 4. Alumnitreffen des Herzog-Ernst-Stipendienprogramms (HES) statt. Eingeladen waren alle Stipendiat*innen, die seit dem Beginn des Programms vor 15 Jahren an den Gothaer Beständen gearbeitet haben.

Die Alumni selbst veranschaulichten den internationalen und vielfältigen Charakter des stetig wachsenden Forschungscampus Gotha: Sie waren aus Ägypten, Äthiopien, Belgien, Dänemark, Deutschland, Italien, Tschechien, der Schweiz und den Vereinigten Arabischen Emiraten angereist.

Flyer zum Alumnitreffen
Programmflyer der Tagung

Wissenschaft, ...

Gerahmt wurde das Treffen von einer internationalen Tagung zum Thema „Ulrich Jasper Seetzens Reise nach Vorderasien. Neue Ansätze der Reiseforschung“. Organisiert hatten die Tagung Dr. Natalia Bachour, Prof. Dr. Iris Schröder und PD Dr. Julia Schmidt-Funke.

Der Naturforscher und Orientreisende Seetzen trat am 13. Juni 1802 eine Entdeckungsreise in den Orient mit dem Ziel an, Nordafrika von Osten nach Westen zu durchqueren. Herzog Ernst II. von Gotha beauftragte Seetzen damit, auf seiner Reise Handschriften und andere Objekte für die Gothaer Sammlung anzukaufen. Die Konferenz eröffnete neue Perspektiven auf Seetzens Reisen, beleuchtete verschiedene Aspekte des hinterlassenen Materials und brachte neue Ansätze zu seiner Erforschung auf den Weg.

Bild vom Vortragssaal
Die Seetzen-Tagung. Foto: Forschungszentrum Gotha

... Festakt ...

Am Freitagnachmittag wurde mit einem Festakt das 15-jährige Bestehen des Herzog-Ernst-Stipendien-Programms gefeiert. Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Martin Mulsow (Direktor des Forschungszentrums) und Prof. Dr. Iris Schröder (Vizedirektorin) hielten die Vertreter der am Stipendienprogramm beteiligten Institutionen sowie dem Forschungsstandort Gotha verbundene Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Wissenschaft Grußworte: Prof. Dr. Walter Bauer-Wabnegg (Präsident der Universität Erfurt), Knut Kreuch (Oberbürgermeister der Stadt Gotha), Dr. Kathrin Paasch (Direktorin der Forschungsbibliothek Gotha) und Dr. Tobias Pfeifer-Helke (Direktor der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha). Im Anschluss gab mit Dr. Miriam Rieger, Vorsitzende des Freundeskreises der Forschungsbibliothek Gotha e. V. und Herzog-Ernst-Stipendiatin der ersten Stunde, einen interessanten Rückblick über die vergangenen 15 Jahre, in denen das Programm aufblühte. Insgesamt konnten seither rund 300 Wissenschaftler*innen mit Stipendien an den Gothaer Beständen forschen.

v. l. n. r. Miriam Rieger, Walter Bauer-Wabnegg, Julia Schmidt-Funke. Foto: Lutz Ebhardt
v. l. n. r. Miriam Rieger, Walter Bauer-Wabnegg, Julia Schmidt-Funke. Foto: Lutz Ebhardt

... und der Abschluss eines gelungenen Treffens

In seinem öffentlichen Abendvortrag „Vergleichend unterwegs. Reiseberichte als globalgeschichtliche Quellen“ spannte Prof. Dr. Michael Harbsmeier (Kopenhagen) noch einmal den Bogen zur Reiseforschung im globalen Kontext, dem wissenschaftlichen Thema des Alumnitreffens. Der Freitag klang mit dem Sommerfest des Forschungszentrums bei Musik und Getränken am Grill in geselliger Atmosphäre aus, bevor der dritte Konferenztag am Samstag das lebhafte Alumnitreffen im Herzen Gothas beschloss. Das Forschungszentrum sagt Danke für eine produktive Tagung und ein gelungenes Treffen!

Prof. Dr. Michael Harbsmeier. Foto: Lutz Ebhardt
Prof. Dr. Michael Harbsmeier. Foto: Lutz Ebhardt

Fotos: Lutz Ebhardt

Ein Blick in die Zukunft

Mit jährlich 100.000 Euro unterstützt die Ernst-Abbe-Stiftung Jena in den kommenden fünf Jahren die Gothaer Forschungseinrichtungen der Universität Erfurt. Unipräsident Prof. Dr. Walter Bauer-Wabnegg und Rolf Ferdinand Schmalbrock, Geschäftsführer der Stiftung, haben dazu einen entsprechenden Kooperationsvertrag unterzeichnet. Im Zentrum stehen die Weiterführung und der Ausbau des Herzog-Ernst-Stipendienprogramms, doch die strategische Partnerschaft zielt auf mehr.

„Unser gemeinsamer Ansatz ist es, Gotha zu einem wirkungsstarken Begegnungsort mit internationaler Ausstrahlung und breiter gesellschaftlicher Akzeptanz auszubauen“, erklärte Schmalbrock anlässlich der Unterzeichnung. „Die Ernst-Abbe-Stiftung möchte diesen Prozess inhaltlich wie organisatorisch mitgestalten. Deshalb werden wir die Gothaer Einrichtungen der Universität Erfurt ab dem Jahr 2020 nicht nur finanziell unterstützen, sondern sie auch bei der Entwicklung zukunftsträchtiger Modelle beraten, die die Finanzierung ihrer Ziele langfristig sichern.“ Das Forschungszentrum freut sich auf die Zusammenarbeit mit der Ernst-Abbe-Stiftung - und darauf, in den kommenden Jahren noch viele weitere Herzog-Ernst-Stipendiat*innen auf dem Forschungscampus Gotha begrüßen zu dürfen!

Feedback zum Alumnitreffen

Dr. Wolbert G. C. Smidt (Mekelle/Gotha):

Die Seetzen-Tagung war eines der intellektuell und auch faktisch-empirisch produktivsten Alumni-Treffen, die ich je erlebt habe: Die Vielfalt der Perspektiven, die im Rahmen eines Themas zusammengeführt wurden, erlaubte gerade die starke Befruchtung neuer Debatten und die Förderung neuer Ideen, die wir seit einiger Zeit am Forschungszentrum diskutieren. Dazu gehört eine neue Perspektive auf die verschiedenen Forschungsansätze im frühen 19. Jahrhundert, die dichten neuen Feldforschungsmethoden dieser Zeit, und das für unsere internationale Partnerschaft zwischen Äthiopien und Gotha so wichtige Thema des Wissens und der Zusammenarbeit afrikanischer Forschungspartner, lokaler Würdenträger und traditioneller Scholaren, für das von europäischen Forschenden nach Europa gebrachte Wissen über Afrika.