Das Projekt HisQu widmet sich der Entwicklung einer digitalen Forschungsdateninfrastruktur für historische Quellen. Im Zentrum steht die methodische Weiterentwicklung der digitalen Analyseprozesse, wie sie in den Geschichts- und Geisteswissenschaften zunehmend Anwendung finden. Ziel ist es, Werkzeuge und Standards zu etablieren, die den gesamten Forschungsprozess – von der Aufbereitung der Quellen bis zur Auswertung und Dokumentation – digital unterstützen und reproduzierbar machen.
Als Datengrundlage dienen mittelalterliche Quellen zur Kirchengeschichte, die in Form von Regesten vom Deutschen Historischen Institut in Rom bereitgestellt werden. Diese zunächst nur eingeschränkt maschinenlesbaren Zusammenfassungen werden im Projekt in semantisch strukturierte Daten überführt. Auf dieser Basis entsteht ein ontologiebasiertes Kategoriensystem, das zentrale Informationen wie Personen, Orte, Rechtsakte oder Besitzverhältnisse systematisch erfasst. Damit können Historikerinnen und Historiker nicht nur einzelne Dokumente untersuchen, sondern auch komplexe Netzwerke analysieren, zeitliche Entwicklungen nachzeichnen und transregionale Zusammenhänge erfassen.
Eine zentrale Rolle spielt die Plattform FactGrid, die als Wissensspeicher und kollaborative Arbeitsumgebung fungiert. Auf der Wikibase-Technologie aufbauend, ermöglicht FactGrid die strukturierte Erfassung, Verknüpfung und Auswertung der gewonnenen Daten. Zugleich erlaubt die Plattform die Anbindung an internationale Standards und Projekte wie Wikidata. HisQu knüpft damit unmittelbar an bestehende Digital-Humanities-Projekte an, die Wikibase als Infrastruktur nutzen, und führt deren Potenziale für die historische Quellenarbeit systematisch weiter.
Das Vorhaben ist an der Friedrich-Schiller-Universität Jena angesiedelt und wird in enger Kooperation mit dem Deutschen Historischen Institut in Rom, der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen und dem Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt umgesetzt.
Förderung: DFG (für das gesamte Projekt HisQu 1,9 Millionen Euro)
Laufzeit: 2025-2027