In den Jahrzehnten um 1900 startete die in Köln beheimatete Familie (von) Mallinckrodt eine eindrucksvolle Kampagne zur Erforschung ihrer eigenen Genealogie. Diese Bemühungen hingen zusammen mit dem – zuerst erfolgreichen – Versuch, einen vermeintlich alten Adelstitel wieder anerkannt zu bekommen. Im GOTHA von 1904 wurde die Familie als Uradelsfamilie “von Mallinckrodt” aufgenommen. Jahrzehnte später jedoch geriet das genealogische Fundament dieses Adelsstatus in wissenschaftliche Kritik, der GOTHA verzichtete nach dem Ersten Weltkrieg darauf, die Familie noch als Uradel zu führen. Ein jahrelanger “Krieg” (bellum) zwischen Experten und der Familie begann, in dem der soziale Status der Familie kontrovers und mit Haken und Ösen geführt wurde. Der Vortrag am 28. Oktober wird diesen spektakulären Fall nutzen, um die Bedeutung von Genealogie für den Adel im Kaiserreich und in der Weimarer Republik zu beleuchten.
Prof. Dr. Markus Friedrich hat seit 2013 die Professur für Europäische Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Hamburg inne. Er hat zum Jesuitenorden und zum frühneuzeitlichen Archivwesen geforscht. Derzeit leitet er u.a. das von der DFG geförderte Projekt „The Gotha – A study of the most important genealogical reference work in modern Europe“ der Universität Hamburg, das sich in enger Kooperation mit der Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt der Erforschung des Gothaischen Hofkalenders/Almanach de Gotha und seiner Unterreihen, den genealogischen Taschenbüchern, widmet.
Zum Abschluss des Abends lädt der Freundeskreis der Forschungsbibliothek Gotha e.V. zu einem kleinen Empfang ein.

