Dieses Projekt untersucht die miteinander verflochtenen Praktiken der Herstellung und Veröffentlichung von botanischem Wissen, die die vernetzte Wissenskultur der frühneuzeitlichen Botanik geprägt haben. Der Fokus liegt dabei auf der textbasierten Praktiken, die die Forschung aufgrund einer anhaltenden Faszination für wissenschaftliche Objekte lange nur wenig beachtet hat. Spezifische Formen der Produktion und Zirkulation botanischer Texte haben ein Publikationssystem hervorgebracht, das von der botanischen Fachwelt genutzt wurde und diese zugleich konstituierte.
Projektbearbeiterin: Dr. Bettina Dietz
Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) € 300.000
Laufzeit: 01.04.2023–31.03.2026
The project is about the history of the teaching of natural law at the three north German universities in Kiel, Greifswald and Rostock during the period 1648–1806. It is concerned with why, how and to what extent this academic discipline developed in three different political settings along the Baltic coast. The project is based on the general presumption that natural law was of great significance for the period’s intellectual development and state building endeavours. The general aim of the project is to show that “modern” natural law, even at smaller north German universities, was playing an important role in this matter.
Project Director: Mikkel Munthe Jensen
Funding: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) € 350.000
Period: 01.07.2022-30.06.2026
Der aus Schlesien gebürtige Michael Kosmeli (1773-1844), ein studierter Jurist, versatiler Schriftsteller, polyglotter Übersetzer, virtuoser Maultrommler und promovierter Botaniker, hat nie eine feste Stelle, ja noch nicht einmal einen festen Wohnsitz gehabt, sondern ist sein Leben lang als vagierender Gelehrter und Musiker kreuz und quer durch halb Europa bis nach Asien gereist. Er war das genaue Gegenteil eines Stubengelehrten. Kosmeli war vorzugsweise in dem Korridor unterwegs, der Ostdeutschland und Osteuropa mit dem Osmanischen Reich und Persien verband. Bevorzugte Anlaufstationen und Knotenpunkte bei seinen Reisen waren Berlin, Breslau, Riga, Reval, St. Petersburg, Moskau, Tiflis, Jassy und Konstantinopel, wo Kosmeli über lose Netzwerke von örtlichen Gelehrten und Freunden verfügte, die ihn beherbergen und behilflich sein konnten. Er gelangte bis nach Persien (Isfahan, Schiras) und spielte laut Zeitgenossen sogar mit dem Gedanken, zum Islam zu konvertieren; oft vergingen Jahre, bis er vorübergehend wieder nach Schlesien und Preußen zurückkehrte. Kosmeli überschritt nicht bloß fortlaufend ohne Mühe zahllose geographische, politische, kulturelle und religiöse Grenzen, sondern fühlte sich in diesem osteuropäisch-osmanischen Raum recht eigentlich zuhause. Durch seine »Rhapsodischen Briefe auf einer Reise in die Krim« (1813) und die »Harmlosen Bemerkungen auf einer Reise über Petersburg, Moskau, Kiew nach Jassy« (1822), durch seine Übersetzungen v. a. von Lyrik ( u. a. aus dem Polnischen, Russischen, Neugriechischen und Persischen), durch seine Kontakte mit einigen der hervorragendsten Gelehrten und Literaten seiner Zeit, darunter Hammer-Purgstall, Goethe, Chamisso und Jean Paul, und durch seine beständigen Konzertauftritte im In- und Ausland war Kosmeli im frühen 19. Jahrhundert unter allen deutschsprachigen Akteuren der mobilste und vielseitigste Vermittler von Texten, Ideen und Musik zwischen West und Ost, und zwar in beide Richtungen. Trotz seiner weiten Reisen, vielfältigen Verbindungen und diversen Veröffentlichungen ist Kosmeli seit langem eine vollkommen vergessene Figur, die bislang nur in einem einzigen, 2011 veröffentlichten Aufsatz (von Dr. Dirk Sangmeister) ansatzweise in den Blick genommen worden ist, nunmehr aber in die übergeordneten Zusammenhänge der »Transottomanica« eingebettet werden soll. Das Forschungsprojekt zielt in einem ersten Schritt darauf, Kosmelis verschlungene, zum Teil verwehte Lebenswege und alle seine Werke im Zusammenhang vermittels einer Kurzbiographie mitsamt detaillierter Bibliographie nebst einer kommentierten Edition seiner verstreut überlieferten Briefe zu rekonstruieren. Darauf aufbauend sollen in einem zweiten Schritt seine Rolle bei der Wissenszirkulation im transosmanischen Raum, seine Verbindungen, Verflechtungen und Interaktionen mit Gelehrten, Literaten und Musikern in West wie Ost sowie seine Transferleistungen im Zuge der Adaption von Texten, Ideen, Wissen und Kompositionen herausgearbeitet werden.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt im Rahmen des Schwerpunktprogrammes »Transottomanica« für die Dauer von drei Jahren. In dem von den Historikern Stefan Rohdewald (Leipzig), Albrecht Fuess (Marburg) und Stephan Conermann (Bonn) konzipierten und geleiteten Schwerpunktprogramm erforschen seit 2017 mehr als ein Dutzend Geisteswissenschaftler im Verbund die osteuropäisch-osmanisch-persischen Mobilitätsdynamiken von der Frühen Neuzeit bis zum 20. Jahrhundert.
Weitere Informationen finden Sie hier
Ansprechpartner: Dr. Dirk Sangmeister
Finanzierung: DFG-Förderung im Rahmen des Schwerpunktprogrammes »Transottomanica«
Laufzeit: 2021 – 2024
Das Forschungs- und Erschließungsprojekt des Sammlungs- und Forschungsverbunds Gotha befasst sich mit Gotha als europaweit vernetztem Zentrum der Naturforschung. Um 1800 entstanden in Gotha Forschungen und Sammlungen zur Astronomie und Geodäsie, zu Mineralogie und Paläontologie, zur Konchyliologie und Ornithologie. Das Projekt fragt danach, welche Erkenntnisse dabei gefunden wurden, welche Akteur*innen daran beteiligt waren und welche Geltung die Gothaer Forschung innerhalb gelehrter Netzwerke beanspruchen konnte.
Ansprechpartner: Dr. Olaf Simons
My research project brings renewed attention to a significant Chinese collection in early-nineteenth-century Germany, the Chinese Cabinet in Gotha, established by Duke Emil August (1772–1822) of Saxe-Gotha-Altenburg from 1804 to 1810. Consisting of over 2000 objects, the Cabinet was a great sensation during the first decades of the nineteenth-century and was described as the most important Chinese collection in continental Europe. However, following the establishment of national museums across European metropoles in the late-nineteenth century, smaller, regional collections such as the Chinese Cabinet gradually faded from memory. Despite its former fame, this collection is scarcely heard of today. The project argues that the Chinese Cabinet deserves further scholarly attention and takes a micro-historical approach to investigate the historical, cultural and social processes behind its creation. In doing so, this project offers new conclusions about the history of collections in nineteenth-century Germany, German perceptions and representations of China, and the provenance of Chinese objects during the early-nineteenth century.
Finanzierung: DFG-Förderung (Sachbeihilfe)
Laufzeit: Mai 2021 – April 2024
Am 2021 eingerichteten Sonderforschungsbereich/ Transregio SFB TRR 294 „Strukturwandel des Eigentums“ ist das FZG mit einem gemeinsam mit der Professur für Wissenschaftsgeschichte am Max Weber Kolleg durchgeführten Teilprojekt zum Thema "Besitz und Gewohnheit. Zur politischen Anthropologie von Eigentum in der westlichen Moderne" beteiligt.