„Wir gratulieren Annegret Schüle herzlich zu dieser ganz besonderen Auszeichnung“, sagt Prof. Dr. Walter Bauer-Wabnegg, Präsident der Universität Erfurt. „Annegret Schüle ist unserer Universität seit langer Zeit schon verbunden: Seit 2002 erforscht sie die Geschichte der Erfurter Firma J. A. Topf & Söhne und veröffentlichte u. a. die Monografie ‚Industrie und Holocaust. Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz‘, mit der sie 2012 an der Universität Erfurt habilitiert wurde. Heute lehrt sie selbst bei uns am Historischen Seminar. Mit einer Vielzahl an Veröffentlichungen, Vorträgen, Ausstellungen und Projekten hat sie ein beachtliches Oeuvre an Tätigkeiten im akademischen Umfeld vorzuweisen. Ihre Arbeit setzt Maßstäbe in der akademischen Forschung zu den nationalsozialistischen Gesellschaftsverbrechen und zur jüdischen Geschichte – für eine diskursive Erinnerungskultur und eine innovative Bildungs- und Vermittlungsarbeit. Wir sind froh und dankbar dafür, dass Annegret Schüle Teil unserer Universitätsfamilie ist und mit ihren wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht nur die Forschung, sondern vor allem auch die Lehre am Historischen Seminar bereichert.“
PD Dr. Annegret Schüle sei es zu verdanken, dass der Erinnerungsort Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz in Erfurt nicht nur Gedenkstätte, sondern v. a. lebendiger Lernraum ist, wo Schulklassen, Studierenden und Lehrkräften Geschichte nah- und greifbar übersetzt und aus der Schuld von damals Verantwortung für heute vermittelt würde. Die Wichtigkeit dieser Erinnerungsarbeit sei zugleich nachhaltige Demokratiearbeit, betonte Ministerpräsident Mario Voigt in seiner Laudatio.
Für Annegret Schüle ist der gegen Widerstände erstrittene Erinnerungsort Topf & Söhne ein Beispiel dafür, wie gesellschaftlich relevant die Geschichtsforschung sein kann: Es seien zuerst die historischen Quellen gewesen, die vor über 20 Jahren die Abwehr einer Auseinandersetzung mit der Rolle von J. A. Topf & Söhne im Holocaust bei den politisch Verantwortlichen in der Stadt erschüttert hätten. Die Auszeichnung ihrer Arbeit, sagt Schüle, „stärkt eine Erinnerungskultur zum nationalsozialistischen Unrecht, in der Wissenschaft, Vermittlung und Haltung für Demokratie und Menschenrechte untrennbar zusammengehören.“
PD Dr. Annegret Schüle gestaltet mit ihrer Bildungs- und Vermittlungsarbeit zeitgemäße Erinnerungskultur – sowohl als Dozentin als auch als Leiterin des Erinnerungsortes Topf & Söhne. Für ihre wissenschaftlichen und wissensnahen Leistungen und die Verbindungen der Universität Erfurt mit der Stadtgesellschaft wurde sie erst im August auf Antrag der Philosophischen Fakultät zur Honorarprofessorin ernannt. Auch in diesem Wintersemester bietet sie eine Lehrveranstaltung zum Thema Zwangsarbeit im Nationalsozialismus am exemplarischen Fall von Topf & Söhne an.

