Konzept der Literaturwissenschaft

Ausgehend von dem Konzept einer transphilologischen Literaturwissenschaft organisiert das Forum Texte. Zeichen. Medien. als Erfurter Literaturwissenschaft Forschungen verschiedener Disziplinen, die auf Formen, Medien und Praktiken der Darstellung gerichtet sind. Beteiligt sind die Disziplinen: Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Amerikanistische Literaturwissenschaft, Anglistische Literaturwissenschaft, Romanistik und Slawistik.

Grundlage der gemeinsamen Arbeit ist eine philologische Kompetenz, die sich zunächst an literarischen Texten entwickelt und bewährt. Sie bezieht dabei notwendig die Frage nach dem Verhältnis von Texten zu ihren Elementen, Zeichen, Zeichenpraktiken und Medien ein, indem sie Texte im Sinne von Textur und Gewebe als komplex organisierte Systeme in den Blick nimmt. Literatur als Zusammenhang von Texten, Zeichen und Medien zu beschreiben, heißt auch, grundlegende Kulturtechniken und kulturelle Systeme bzw. Modelle zu betrachten, die einerseits in ihrer internen Organisation, andererseits in ihren historischen Modifikationen und ihren (Inter-) Relationen beschreibbar werden. Somit ergibt sich hier eine Schnittstelle zu anderen Formen und Ordnungen des Wissens, die in der theoretischen wie praktischen Perspektive auf Literatur nicht ausgeblendet werden können, die aber auch ihrerseits von dem spezifischen Wissen der Literatur und der Literaturwissenschaft zu profitieren vermögen.

Eine transphilologische Perspektive überschreitet einerseits die Grenzen der einzelnen Nationalphilologien und setzt andererseits Philologie in ein Verhältnis zu anderen Disziplinen, die an Problemen und Fragen der Darstellung interessiert sind, etwa der Religions- und Geschichtswissenschaft, Medien- und Theaterwissenschaft, der Wissenschaftsgeschichte und der Philosophie. Das Interesse gilt also zum einen dem wechselseitigen Bedingungs- und Konstitutionsverhältnis von kulturellen Konfigurationen und Darstellung, zum anderen den internen Logiken der Darstellung selbst. Das Verhältnis von Darstellung und historischem oder wissenschaftlichem Gegenstand wird selbst zum Gegenstand der Forschung, denn Darstellung ist nicht allein die abbildende Reproduktion des Dargestellten, sondern sie konstituiert dieses mit. Insofern gehört die Beobachtung und Analyse dessen, was in der Rede oder Bild- und Textproduktion geschieht, und dessen, was die Rede, der Text oder das Bild selbst tut, zu den wissenschaftlichen Aufgaben der Kulturwissenschaften. Diese programmatischen Perspektiven werden in den beteiligten Disziplinen in je spezifischer Weise materialorientiert bearbeitet und transdisziplinär reflektiert.

Darstellung ist - als die 'Form des Wissens' - mehr als lediglich Repräsentation dessen, was ihr (vermeintlich) vorausliegt: Wissen ist je in einer Form gegeben, die es erst ermöglicht und hervorbringt; der Form selbst wohnt ein Wissen inne. Eine solche Auffassung von Darstellung wird durch die Frage nach den Medien und den Praktiken der Darstellung noch einmal verschoben. Dabei sind neben den traditionellen Medien Schrift und Bild zunehmend andere Medien für die Kulturwissenschaften wichtig geworden.

Die Forschungen im Forum Texte. Zeichen. Medien. orientieren sich an einem vielstimmigen Medienbegriff, der mit disziplinär unterschiedlichen Zugängen und Kontexten der Kulturwissenschaften korrespondiert. Ein derartiger Medienbegriff gibt Raum für historische und systematisch vergleichende Analysen von Konzepten und Praktiken, mit und in denen technische wie nicht-technische Medien kulturelle Bedeutung stiften, transformieren oder stören.

Beteiligte Personen

Dr. Hansjörg Bay, Neuere deutsche Literaturwissenschaft

Prof. Dr. Michael Cuntz ,  Romanistische Literaturwissenschaft

Dr. Thomas Glaser, Neuere deutsche Literaturwissenschaft 

Prof. Dr. Rudolf Helmstetter, Neuere deutsche Literaturwissenschaft

Dr. Verena Laschinger, Amerikanistische Literaturwissenschaft

Prof. Dr. Bettine Menke, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft 

Prof. Dr. Kai Merten, Anglistische Literaturwissenschaft

Prof. Dr. Holt Meyer, Slawistische Literaturwissenschaft

Dr. Nils Plath, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft

Prof. Dr. Ilka Saal, Amerikanistische Literaturwissenschaft

(apl.) Prof. Dr. Dietmar Schmidt, Neuere Deutsche Literaturwissenschaft 

Prof. Dr. Wolfgang Struck, Neuere Deutsche Literaturwissenschaft