Profil der Erfurter Kommunikationswissenschaft

Mit dem Aufblühen der Universität (genauer gesagt: der Reformuniversität) Erfurt verband nicht nur der Gründungsrektor, Peter Glotz, viele Ambitionen: Ein Motor der Innovation in Forschung und Lehre sollte die nach über einem Jahrhundert aus ihrem Dornröschenschlaf erweckte Alma Mater sein, mit interdisziplinärer Kooperation und einem gestuften Bachelor-/Master-Studiensystem vom ersten Tag. Und im Rückblick attestiert man uns zuweilen, dass gerade „sein” Fach, die Kommunikationswissenschaft, diese Zukunftsversprechen am ehesten eingelöst habe.

Nachdem wir gerade den 21. Jahrgang an Bachelor-Studierenden feierlich verabschiedet haben und die Studierenden der nächsten Master-Kohorten ausgewählt haben, fällt unsere Zwischenbilanz durchaus erfreulich aus. Das Erfurter KW-Experiment, seinerzeit von vielen Unwägbarkeiten begleitet, hat national und international seinen Platz gefunden. Mit sechs Professuren sowie einer Honorar-Professur findet sich das Fach in einer beachtlichen Breite abgedeckt: Von der politischen und interkulturellen Kommunikation über die (technisch vermittelte) interpersonale Kommunikation, die Medienkultur und die neuen digitalen Medien spannt sich der thematische Bogen hin zum „Kerngeschäft” der klassischen Massenkommunikation und den empirischen Methoden. Der Pluralismus in Theorien und Methoden, fester Bestandteil unseres Programms, führte in Erfurt nicht zu erbitterten Grabenkämpfen, sondern zu einem fruchtbaren Miteinander der unterschiedlichen Zugänge.

Dies zeigt sich beispielsweise im Kernstück unserer Bachelor-Lehre, der zweisemestrigen Projektstudienphase im Hauptfach. Hier erbringen studentische Kleingruppen, betreut von jeweils zwei Professoren und Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeitern, ihre gesamte Studienleistung dieses Jahres innerhalb eines Projektes, das sie mit einem Partner aus der Medienpraxis erarbeiten und auch selbständig akquirieren. Die lange Liste der Projektpartner (vom Bundespresseamt über Sender wie dem ZDF oder MTV bis hin zu großen Telekommunikationskonzernen) spricht für sich – ebenso wie die Tatsache, dass unsere Bachelor-Absolventen diese Arbeiten inzwischen regelmäßig auf Tagungen der DGPuK oder der ICA präsentieren. Manche starten erfolgreich in der Medienbranche durch, andere qualifizieren sich weiter und reüssieren in Master- und Promotionsprogrammen von London bis Stanford, Amsterdam bis Zürich. Schon das persönliche Auswahlverfahren vor dem Bachelor-Studienbeginn in Erfurt legt hierfür den Grundstein; Exkursionen, Summer Schools, angenehme Veranstaltungsgrößen und eine intensive Betreuung durch Mentoren sichern eine stabile Abbrecherquote von unter fünf Prozent.

Die Ausrichtung zahlreicher nationaler und internationaler Konferenzen haben die Thüringer Landeshauptstadt vom weißen Fleck auf der KW-Landkarte schon jetzt zu einem ernsthaften Gesprächspartner der traditionsreichen Institute des Fachs werden lassen – nicht zuletzt befördert durch die breite Präsenz der „Erfurter” auf Tagungen und in exponierten Funktionen von DFG und Wissenschaftsrat, DGPuK, ICA, IAMCR, ECREA und anderen Organisationen des Wissenschaftsbetriebs. Doch die Innovation als Pflichtaufgabe lässt keinen Stillstand zu: Im Wintersemester 2009/10 startete unser Master-Studiengang „Kinder- und Jugendmedien”, der in Kooperation mit Pädagogen und Psychologen die Standortvorteile Erfurts als Kindermedienstadt aufgreift, in der unter anderem der Kinderkanal und ein Kindermedienzentrum, das Internet-Qualitätssiegel „Erfurter Netcode” und das Kinderfilmfestival „Goldener Spatz” beheimatet sind.